Steine rollen hier nicht mehr
Das marmorne Standbild, das in Venedig am Eingang der "Punta Della Dogana" steht, macht den historischen Skulpturen der Lagunenstadt Konkurrenz. Im Museumsbau dahinter stehen weitere monumentale Figuren. Doch der Künstler Damien Hirst hat die Werke, die noch bis 3.12. zu sehen sind, von Profis mit modernster Frästechnik herstellen lassen – die Arbeit, mit eigenen Händen eine Großskulptur aus dem Stein zu schälen, tut sich heute kein Künstler mehr an. Oder?
Helden mit Meißel
Der Generationenwechsel ließ eine Tradition, die in Österreich lange stolz hochgehalten wurde, auslaufen: Im Gefolge von Fritz Wotruba (1907 – ’75) und seiner Schüler genossen Bildhauer, die dem Stein mühsam Form abringen, lange Zeit geradezu heroischen Status.
Laut Roland Kollnitz, der an der Akademie der bildenden Künste Wien seit 2004 Grundlagen der Steinbearbeitung vermittelt, mangelt es nicht an Interesse am Material: Seine Lehrveranstaltung sei stets überbucht, aus allen Bereichen der Bildenden Kunst und Architektur kämen Studierende. Für viele bleibe es vorerst aber bei einem Ausflug, denn um in Stein etwas zu entwickeln, benötige es viel Konsequenz und besonders Zeit: „Das ist ein Luxus, den sich nicht jeder leisten kann oder leisten möchte.“
Peter Paszkiewicz gehört zu denen, die die langsame Arbeit im Dialog mit dem Stein noch praktizieren. Lange Zeit waren Bildhauersymposien wie jenes im Kärntner Krastal, das heuer sein 50-jähriges Bestehen feiert, Orte für solche Auseinandersetzungen. Doch deren große Zeit sei vorbei, sagt Paszkiewicz: "Die Länder wollen das nicht mehr finanzieren. Viele Symposien entstanden ja nach dem Krieg, man versuchte Kollegen aus dem Ostblock mitzubringen und das Miteinander abseits der Politik zu fördern. Das ist heute nicht mehr gegeben."
Eigenhändig
Gleichwohl hat sich das Verständnis von Skulptur dahingehend verändert, dass das Werk die Körpererfahrung an den Betrachter zurückspielt. Roland Kollnitz etwa postierte zuletzt im 21erHaus eine Alustange zwischen zwei Wotruba-Skulpturen: Er ließ Besucher balancieren und klassische Positionen mit Stand- und Spielbein selbst erproben.
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