KURIER: Was ist das für ein Gefühl, sich selbst auf einem Schoko-Taler zu sehen?
Stefanie Reinsperger: Ein Wahnsinn. Bei uns war es immer Tradition, gemeinsam die "Sissi"-Filme mit Romy Schneider zu sehen, und meine Familie kann es noch gar nicht fassen, dass sie in diesem Jahr mich als Kaiserin sehen.
Maria Theresia wird als eine starke Frau geschildert, die die Geschichte Österreichs bis heute prägt. Wie viel Kraft von Stefanie Reinsperger steckt in dieser Figur?
Man kann ja davon ausgehen, dass man in einer solchen Rolle besetzt wird, weil man sie mit eigener Energie ausstatten kann. Aber natürlich reagiert diese Maria Theresia auf einige Situationen so, wie ich es selbst nie tun würde. Aber ich bin ja auch keine Monarchin, sondern Schauspielerin (lacht). Aber ich habe mir bei den Dreharbeiten oft Gedanken darüber gemacht, dass man den Begriff der "willensstarken Frau" gerade bei Maria Theresia neu überdenken muss. Denn sehr oft steckt hinter äußerer Stärke eine große Verletzlichkeit und Zerbrechlichkeit – gerade bei Frauen. Und da sehe ich schon Parallelitäten zwischen mir und Maria Theresia.
Können Sie Situationen benennen, in denen Sie selbst völlig anders reagiert hätten als die Frau, die Sie spielen?
Ich könnte zum Beispiel nie die Härte aufbringen, mit der sie ihrer Umwelt begegnet ist. Und mehr noch ihren politischen Gegnern. Dazu bin ich ein viel zu reflektierter Mensch – und viel zu interessiert an den Befindlichkeiten anderer Menschen. Ich bin keine, die über andere ganz einfach drübersäbelt, wenn sie anderer Meinung sind. Aber irgendwie habe ich wohl gerade deshalb die Szenen genossen, in denen ich als Maria Theresia den Ministern gegenübertrete und ihnen befehle, wo es langzugehen hat. Ich fand auch ihre Schlagfertigkeit cool, mit der sie alle Gegenargumente parieren konnte. Ich bin nicht so cool (lacht).
Während der Dreharbeiten haben Sie auch immer wieder in Berlin Theater gespielt. Wie war für Sie dieser ständige Wechsel von Bühne und Film?
Für mich war das sehr gut, weil ich vor Dreharbeiten immer wahnsinnig nervös bin. Auf der Bühne kann mich dann körperlich ausleben und auch wieder beruhigen, weil ich in diesem Beruf mit der Theaterarbeit aufgewachsen bin und dieses Milieu besser kenne.
Wo liegen für Sie die Unterschiede zwischen Bühnen- und Filmrollen? In welchem der Medien muss man mehr von sich selbst geben?
Ein Film kann viel herausfordernder sein als die Arbeit auf der Bühne. Ich hatte oft nach dem Ende eines Drehtags einen Muskelkater von der ständigen Anspannung. Da man ja meistens nicht chronologisch dreht, sondern auf Schauplätze und Wettersituationen eingehen muss, war es für mich immer wieder eine Herausforderung, den Überblick zu bewahren. Ich musste mir vor jeder Szene vor Augen führen, in welchem Zeitraum sie spielt und was Maria Theresia in der Szene davor erlebt hat. Man hat vor der Kamera nur eine sehr kurze Zeit zur Verfügung, um in sich echte Emotionen aufrufen zu können, die dann auch in einer Großaufnahme glaubwürdig sind.
Möglicherweise wird es noch weitere Teile über das Leben von Maria Theresia geben. Würden Sie die Rolle weiterspielen wollen, auch wenn man Sie dafür in eine alte Frau verwandeln müsste?
Es würde mich überhaupt nicht stören, in dieser Rolle wesentlich älter auszusehen, als ich tatsächlich bin. Aber ich würde mich genauso für eine Kollegin für die Chance freuen, diese Frau in einem anderen Lebensabschnitt zu verkörpern. Diese Figur ist ein Geschenk, weil sie so herausfordernd und spannend ist. Ich würde also lügen, wenn ich sage, dass ich sie in ihrem späteren Alter nicht mehr spielen will. Es würde mir Freude machen, sie wiederzutreffen, weil ich sie in mein Herz geschlossen habe.
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