Starparade an der Wiener Staatsoper

Starparade an der Wiener Staatsoper
Vergangene Saison brachte gestiegene Einnahmen, 2012/13 bringt ein Staraufgebot von Anna Netrebko bis Jonas Kaufmann, von Nina Stemme bis Elina Garanca.

Es sei bereits seine 20. Saison als Operndirektor, die er präsentiere, sagte Dominique Meyer am Dienstag. Die dritte davon – nach Intendanzen in Lausanne und Paris – in Wien. Was lag also näher, als einen internationalen Vergleich zu bringen?

"Es ist schlimm, was zur Zeit passiert. Wichtige Opernhäuser, in Barcelona oder in italienischen Städten, müssen ihre Spielzeiten aus finanziellen Gründen massiv reduzieren. Wir können glücklich sein, dass wir in Wien auf einer Insel leben. Hier ist die Kultur immer noch sehr wichtig."

Auslastung und Einnahmen gestiegen

In Wien sind die Einnahmen sogar gestiegen: Um knapp eine Million auf 20,6 Mio. € bis 25. März (im Vergleich zur Vorjahrssaison). Die Sitzplatzauslastung beträgt 98,84 Prozent (zuletzt 98,51). Das Ballett hat sich den Opernabenden stark angenähert (95,48). Hauptsponsor der Staatsoper sei also – neben Lexus oder Raiffeisen – das Publikum.

Im Herbst fährt die Staatsoper wieder auf Gastspielreise nach Japan – mit "Salome" (Dirigent: Generalmusikdirektor Franz Welser-Möst), "Figaro" (Peter Schneider) und "Anna Bolena" (Edita Gruberova statt Anna Netrebko). Seiji Ozawa ist krankheitshalber nicht dabei. Aufgrund dieser Reise gibt es kommende Saison nur fünf Premieren, davon eine Kinderoper (Henzes "Pollicino") auf der großen Bühne und nicht am Dach.

Neuer Tristan

Zwei davon dirigiert Welser-Möst: "Ariadne auf Naxos" von Richard Strauss und "Tristan und Isolde" von Richard Wagner. "Ariadne" ist eine Koproduktion mit den Salzburger Festspielen (Regie: Sven-Eric Bechtolf), allerdings in der Wiener Fassung und nicht mit Molières "Bürger als Edelmann" als Vorspiel. Peter Seiffert ist der neue Wiener Tristan, Nina Stemme die Isolde. Sie wird auch in Wien erstmals alle Brünnhilden im "Ring" singen. Weitere Premieren: "Alceste" von Gluck (Freiburger Barockorchester/Bolton) und "La Cenerentola" von Rossini, letzteres Werk ebenfalls von Bechtolf inszeniert.

Einige Dirigenten geben in der kommenden Saison ihr Hausdebüt, darunter Daniel Harding und Christoph Eschenbach. Auf der Bühne sind Christine Schäfer (Komponist in "Ariadne"), Nino Machaidze (in "Roméo et Juliette", dirigiert von Plácido Domingo) oder Vittorio Grigolo erstmals zu hören. Dass Anna Netrebko wieder in Wien singt (Tatjana in "Eugen Onegin"), betonen die Opernchefs nicht gesondert, weil es selbstverständlich sein sollte.

In den kommenden zwei Saisonen wird es wieder je sechs Premieren geben. Franz Welser-Möst nennt auch drei wichtige Säulen für die Zukunft: "Das Strauss-Repertoire noch mehr ausbauen; mehr Opern aus dem slawischen Fach; und Uraufführungen." Zur ewigen Debatte um das Regietheater meint er: "Viele Regisseure haben ihr Handwerk verlernt. Wir wollen die Gräben zwischen Musik und Regie und zwischen Regie und Publikum wieder kleiner werden lassen."

(Gert Korentschnig)

Höhepunkte: Von Barock bis Kinderoper des 20. Jahrhunderts

Fünf Premieren gibt es 2012/13 an der Staatsoper. "Alceste" von Gluck kommt am 12. 11. Dirigent des Originalklangensembles Freiburger Barock: Ivor Bolton. Regie: Cristof Loy. Veronique Gens singt.

Am 19. 12. hat "Ariadne auf Naxos" von Richard Strauss Premiere. Dirigent: Franz Welser-Möst. Regie: Sven-Eric Bechtolf. Es singen: Krassimira Stoyanova, Daniela Fally, Christine Schäfer, Stephen Gould. Rossinis "La Cenerentola" kommt ab 26. 1. 2013 ebenfalls in der Regie von Bechtolf. Dirigent: Jesús López-Cobos. Henzes Kinderoper "Pollicino" hat am 28. April Premiere. Gerrit Priessnitz dirigiert. Regie: René Zisterer. Am 13. Juni folgt, als zentrale Neuproduktion im Wagner-Jahr 2013, "Tristan und Isolde" mit Welser-Möst und David McVicar als Regisseur.

An Wiederaufnahmen sind "Meistersinger" , Verdis "Sizilianische Vesper" und "Aida", Bergs "Wozzeck" und Donizettis "Regimentstochter" mit Kiri Te Kanawa geplant.

Who-is-who: Von Netrebko bis Domingo

Insgesamt sind 236 Opernvorstellungen für die kommende Spielzeit am Haus geplant - fünf mehr als in der laufenden Saison. Inklusive Solistenkonzerten, Ballettaufführungen und Matineen zählt man in Summe 320 Vorstellungen. Dabei werden auch abseits der Premieren und Wiederaufnahmen zahlreiche der renommiertesten Künstler ihres Fachs erstmals in der Staatsoper zu hören sein. Hierzu zählen so klingende Namen wie Magdalena Kozena, Nino Machaidze, Vittorio Grigolo, James Rutherford oder Toby Spence. Auch am Dirigentenpult wird das Staatsopernorchester mit manch neuem Gesicht konfrontiert, darunter Christoph Eschenbach, Daniel Harding oder Cornelius Meister.

   "Es sieht ein wenig aus, wie das Who is Who der Opernwelt", freute sich Meyer: "Obwohl wir die niedrigsten Höchstgagen der Welt haben, kommen so viele großartige Sänger." Darunter finden sich auch einige prominente Rückkehrer, so etwa Grace Bumbry, Anna Netrebko, Marlis Petersen, Kiri Te Kanawa, Erwin Schrott oder Bo Skovhus und als Dirigenten Ivor Bolton und Andris Nelsons. Ähnlich prominent liest sich die Liste der Gastsolisten, die sich aus Publikumsmagneten wie Agnes Baltsa, Elina Garanca, Vesselina Kasarova, Jonas Kaufmann, Rolando Villazon oder Placido Domingo zusammensetzt. Domingo wird bei Gounods "Romeo et Juliette" auch am Dirigentenpult stehen. (apa)

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