"Star Wars": Die Macht der Marke sei mit dir

Ergebt euch dem Marketing: John Boyega, Chewbacca und Harrison Ford
Mehr Marketing geht nicht: Die Rückkehr des Mainstream-Hochkultur-Events.

Es ist letztlich egal, ob "Star Wars – The Force Awakens" (Filmstart am Donnerstag) ein guter, sehr guter oder bloß mittelmäßiger Film ist. Er wird in jedem Fall eine obszönen Menge an Geld einspielen. Denn "Star Wars"-Fans wollen vor allem das eine: mit jener Welt verbunden werden, die sie weit weg in ein anderes Universum entführt.

Als George Lucas 1973 begann, an dem zu schreiben, was heute als der global größte popkulturelle Mythos gilt, gelang ihm ein Geniestreich: die Erfindung einer Welt, die sich als eskapistischer Gegenentwurf anbot – zum verlorenen Vietnam-Krieg, zur Nixon-Ära, zum alten Hollywood. Oder einfach zu dem, wo man gerade nicht sein wollte. Der junge Lucas galt als wenig sozial, als Einzelgänger, der gerne zu Hause herum saß, Raumfahrer zeichnete und sich Dinge ausdachte. Die einsame Welt des Teenager-Buben – sie fand ihren perfekten Widerhall in "Star Wars" . Dort hinein packte Lucas alle seine Vorlieben – von Weltraum-Comics über den japanischen Meisterregisseur Kurosawa bis hin zu alten TV-Serien wie "Flash Gordon".

Reifeprüfung

Menschen erinnern sich daran, wie sie 1977 erstmals "Krieg der Sterne" sahen und das Gefühl hatten, ihre eigene Reifeprüfung zu erleben – weg von der Generation der Disney-Filme, hin zu einem komplexeren, aufregenderem Universum. (Dass das Maus-Haus im Jahr 2012 die "Star Wars"-Schmiede von Georges Lucas aufkaufte, freute genau deswegen nicht alle.) "Star Wars" wurde zu einem Mainstream-Phänomen. Eigentlich habe er sich als Kind und Jugendlicher nie sonderlich für "Star Wars" interessiert, erinnert sich etwa ein chinesisch-stämmiger US-Student. Aber wer dazu gehören wollte, musste "Star Wars"-Fan sein – und so war er eben Fan geworden.

In Österreich hatte die Fan-Kultur Anfang der 80er-Jahre ein etwas anderes Selbstverständnis: Sie fühlte sich weniger als Teil eines Mainstreams, sondern als popkulturelle Spezialeinheit. Das österreichische Marketing wiederum wies besonders auf hochkulturelle Momente der Trilogie hin.

Nachdem der Mittelteil der "Star Wars Saga" mit "Das Imperium schlägt zurück" (1980) und "Die Rückkehr der Jedi-Ritter" (1983) seinen gloriosen Abschluss gefunden hatte, herrschte vorübergehende "Star Wars"-Stille – der popkulturelle Einfluss aber wuchs stetig an. Die nächste Kino-Generation wurde dann mit der Prequel-Trilogie angefixt, beginnend mit "Episode I – Die dunkle Bedrohung". Zwar ist sich die gesamte Fan-Gemeinde einig, dass diese drei Filme einen echten Absacker zu den Anfängen darstellten, doch richtig abkühlen konnten sie das "Star Wars"-Fieber nicht.

Im Gegenteil: Wie der gegenwärtige Hype verdeutlicht, könnte die Vorfreude auf "Star Wars: Das Erwachen der Macht" nicht größer sein. Disney rechnet mit dem erfolgreichsten Kinostart der bisherigen Geschichte. In Nordamerika allein wurden bereits 50 Millionen Dollar im Kartenvorverkauf verzeichnet.

Neustart

Regisseur J. J. Abrams, Wunderkind des Blockbuster-Zeitalters, muss nun mit seiner Episode 7 die Balance zwischen Nostalgie und Neustart finden. Doch wie gesagt: Egal, was er tut, die Macht der Marke ist mit ihm.

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