Sprachanpassung: Auch bei James Bond wird umgerührt, um nicht zu erschüttern

Daniel Craig
Verlag entfernte rassistische Sprache aus einer Neuauflage von Ian Flemings Spionage-Romanen. Der Autor habe diese Änderungen selbst noch verfügt

Keine Angst, der Martini wird auch in der Neuauflage der James-Bond-Romane, die anlässlich der 70-jährigen Jubiläums des ersten Romans "Casino Royale" ab April (auf Englisch) erscheinen, nicht gerührt - alles andere wäre erschüttelnd, äh, erschütternd.

Ansonsten wurde der Sprachmix in der Neuauflage allerdings überprüft, vor allem das N-Wort, das Autor Ian Fleming (1908 - 1964) häufig als Bezeichnung für Schwarze benutzte, wurde aus den Werken gestrichen. Veröffentlicht wurde diese Einsicht zuerst von der britischen Zeitung Telegraph, die jüngst auch die Umarbeitungen in Kinderbüchern des beliebten Autors Roald Dahl an die Öffentlichkeit brachte - und damit für einige Kontroversen sorgte.

Im Falle Flemings betonte der Rechteverwalter Ian Fleming Publications, dass man lediglich den Vorgaben des Autors folgte: Fleming selbst hatte sich noch vor seinem Tod 194 von der Notwendigkeit des N-Worts, das besonders im Roman "Live and Let Die" häufig vorkommt, distanziert und sich einverstanden erklärt, dass dieses aus US-Editionen seines Buchs gestrichen würde.

"So nah wie möglich am Original"

Künftig würden den Büchern ein Hinweis vorangestellt: "Dieses Buch wurde zu einer Zeit geschrieben, in der Begriffe und Einstellungen, die modernen Leserinnen und Lesern anstößig erscheinen können, weit verbreitet waren" heißt es darin (Übersetzung des Redakteurs). "In dieser Ausgabe wurden Aktualisierungen vorgenommen, mit dem Ziel, so nah wie möglich am Originaltext und der Epoche, in der die Geschichte spielt, zu bleiben."

Der Einsatz so genannter "sensitivity reader", die Texte auf Zugänglichkeit und ihr Potenzial, zu verstören, prüfen, ist in der Literaturbranche zunehmend üblich. Die Praxis wird teilweise pauschal als Zensur (Stichwort "Cancel Culture") oder als kommerziell motiviertes "Glattbügeln" verunglimpft. Im Bereich von Übersetzungen ist es freilich seit jener üblich, die Sprache von Klassikern von veralteten Formulierungen zu befreien und an den jeweiligen Sprachgebrauch anzupassen.

Kommentare