Austro-GP: Die Bundeshymne im Hollywood-Sound mit 50 Hobbymusikern

Austro-GP: Die Bundeshymne im Hollywood-Sound mit 50 Hobbymusikern
Beim Austro-Grand-Prix (30. 6.) arrangiert Oscarpreisträger Hans Zimmer die Hymne neu. Ausnahme-Schlagzeuger Martin Grubinger ruft über eine App zum Mitmachen auf.

"Natürlich“, sagt Martin Grubinger mit einem Lachen, „klar sind die ,Töchter’ dabei“.

Das ist bei Wiedergaben der österreichischen Bundeshymne beim Formel-1-Zirkus in Spielberg ja keineswegs selbstverständlich – Andreas Gabalier hatte den Text in der Volksschule anders gelernt und ließ 2014 die Töchter aus, man erinnert sich. 

Und immerhin ist bei dieser Hymne, die am 30. Juni direkt vor dem Start des Österreich-Grand-Prix erklingen wird, ja doch einiges anders.

Zum Beispiel das Taktmaß: Statt wie üblich im Drei-Vierteltakt, wird die Bundeshymne im Vier-Vierteltakt erklingen, sagt Grubinger im KURIER-Gespräch. Denn das ist leichter für den Groove.

Oscar-Star auf der Bühne

Grubinger muss das wissen. Er war bis vor Kurzem der herausragendste heimische Perkussionist unserer Zeit. Grubinger riss mit seinen Konzerten das Publikum mit – er spielte in den Konzertsälen komplexe Neue Musik mit derartigem Groove, dass er begeistert gefeiert wurde.

Am 30. Juni nun wird Grubinger in Spielberg die Hymne spielen – nicht alleine: 50 Amateur-Musikerinnen und -Musiker werden derzeit ausgewählt, um mitzumachen. Die Hymnen-Version, die sie spielen sollen, stammt ebenfalls von einem Meister seines Fachs. Oscarpreisträger Hans Zimmer, ein Star unter den Filmkomponisten Hollywoods („König der Löwen“, „Dune“), hat die Musik in neues Gewand verpackt und tritt selbst mit auf.

Wie das klingt, hören Sie hier bei den Einreichungen.

Ist das – vielen ist die Hymne in der gewohnten Form sehr nahe – nicht aber doch irgendwie ein heikles Unterfangen? „Bei Hans Zimmer nicht“, sagt Grubinger. „Es ist alles drin, ein Intro, ein Hans-Zimmer-typisches Outro – und die ,Töchter’. Keine Hymne ohne Töchter!“

Austro-GP: Die Bundeshymne im Hollywood-Sound mit 50 Hobbymusikern

Gespielt wird das von 20 Profi- und den 50 Hobby-Musikern. Letztere werden über das Projekt gefunden, das Grubinger nun nach seiner aktiven Karriere betreibt. Denn er hat sich am Höhepunkt seines Schaffens von der Bühne verabschiedet, da Schlagzeugspielen auf seinem Niveau Leistungssport ist – und er sich mit 40 Jahren an der Grenze sah.

Grubingers neues Projekt nun ist eine App, sie heißt MyGroove und soll Hobbymusiker unterschiedlichen Vermögens positiv zum Musikmachen motivieren. In Videos erklären Grubinger und weitere Musiker dabei Songteile; man spielt ganz rasch mit einer auf Video eingespielten Band mit, auch wenn man das Instrument gerade erst erlernt. Eine Künstliche Intelligenz schlägt die nächste Lerneinheit vor. Man will „revolutionieren“, wie man Freude am Instrument lernt.

Auf Grubingers Frage, wie viele Österreicherinnen und Österreicher wohl drei Mal oder öfter die Woche Musik machen, lag man ordentlich falsch. Erstaunliche 1,5 Millionen seien es, sagt Grubinger, „sei es im Chor, daheim oder bei der Blasmusik“ (Grubinger ist übrigens selbst Mitglied der Blasmusik seines Heimatortes). „Es ist noch immer ein Musikland. Trotzdem sagen viele Menschen, dass ihre Assoziation mit Musikmachen eine schwierige ist. Es gibt so viele Kids da draußen, die damit gar nicht mehr in Berührung kommen. Wir möchten das ändern. Es geht mir darum, dass die Begeisterung für das Musikmachen bei jungen Menschen erweckt oder wieder erweckt wird.“

Auch mit Aktionen wie der „Hymne deines Lebens“ in Spielberg. Noch bis 7. Juni kann man sich bewerben, mitzuspielen.

Weitere Pläne für die App gibt es viele. Sie soll wachsen, Challenges mit Gewinnspielen bieten, Grubinger plant auch „etwas Größeres mit Roland Geyer und dem Johann-Strauß-Jahr in Wien 2025“. Es soll Workshops geben, bei denen man mit Grubinger Musik machen kann (es sei vermerkt: ein tolles Erlebnis), und erweiterte Möglichkeiten, Instrumente zu erlernen.

Musik zu machen hat für Grubinger gesellschaftspolitische Relevanz. In seiner Blasmusikgruppe ist „vom politischen Spektrum mit Sicherheit alles dabei“, sagt er. „Was uns verbindet, ist die Musik, gemeinsam etwas einzustudieren.“ Hat er aber schon böse eMails von Musiklehrern bekommen? „Natürlich“, sagt Grubinger. „Aber ich sehe das überhaupt nicht als Konkurrenz. Die App ist eine Super-Ergänzung für den Musikunterricht, um die Schülerinnen und Schüler motiviert zu halten.“

Kein Comeback

Und das Geld? Die App ist kostenpflichtig, was noch nicht heißt, dass sie Geld abwirft. Mutter des Unterfangens ist Red Bull. Wollen die nicht mal Rendite sehen? „Zuallererst steht bei denen die Mission, wieder viel mehr Musik unter die Menschen zu bringen“, sagt Grubinger. „Natürlich gibt es die Notwendigkeit, an gewissen Punkten in den nächsten Jahren auch Geld zu verdienen, damit die App sich trägt und wir weitermachen können.“ Er lerne gerade viel, wie man Musik unter die Menschen bringe (das geplante Geschichtestudium muss wegen der App noch warten).

Hat er keine Reue, die so gefeierte Karriere beendet zu haben? „Nein. Es fühlt sich richtig an. Ich habe die Mission, Musik unter die jungen Menschen zu bringen.“ Comebacks sind aber in? „Von mir wird es keines geben.“

Kommentare