Song Contest: 27 Finalisten wollen den Sieg

Schlagwerker Grubinger will „zeigen, was Österreich musikalisch ausmacht“
Mit dem heutigen Finale (ab 21 Uhr) steht der End- und Höhepunkt des Song Contests auf dem Programm. Die Show vor der Punktevergabe (ca. 23.20 Uhr) hat Star-Percussionist Martin Grubinger gestaltet.

Wenn Martin Grubinger über seinen Song-Contest-Beitrag spricht, klingt er wunderbar begeistert. Das ist typisch für den Salzburger, den viele für den besten Schlagwerker der Welt halten und der sechs Tage nach dem Song Contest 32 wird: Er spricht immer begeistert über das, was er macht. Offenbar gehört Grubinger zu den glücklichen Menschen, die beruflich genau das tun können, was ihnen am meisten Freude bereitet.

"Der Song Contest hatte bei uns in der Familie Tradition, da durften wir Kinder immer aufbleiben. Und als Musiker hört man dann auch genauer zu – gibt es interessante Stimmen, interessante Schlagzeuger, ungewöhnliche Arrangements? Ich hätte mir nie gedacht, dass ich da einmal selbst mitmache!"

Visitenkarte

Mitmachen ist in diesem Fall, wie man in Wien sagt, ein Hilfszeitwort. Denn Grubinger gestaltet das, was in der Song-Contest-Fachsprache "Interval-Act" heißt. Also das, was in der Zeitspanne zwischen dem Ende des Wettsingens und dem Beginn des Punktevergebens liegt. Und das soll keineswegs eine Hintergrundbeschallung sein, während die Zuschauer aufs Klo gehen oder Bier holen oder schnell den Hund ausführen – die Halbzeit-Show gilt als besonders prestigeträchtig, als Chance, bei bis zu 200 Millionen TV-Zuschauern eine musikalische Visitenkarte abzugeben.

Der KURIER tickert für Sie live vom Finale aus der Stadthalle.

Grubingers Idee klingt so, als ginge es darum, das Song-Contest-Publikum derart mit der klassischen Musiktradition Österreichs zu konfrontieren, dass dieses nicht schreiend davonläuft, sondern sich im Idealfall mit großartigen Melodien infiziert. Grubinger lacht: "Ja, so kann man es ausdrücken." Zu hören werden Zitate aus Mahlers 2. Symphonie, Bruckners Achter und anderen Klassik-Werken sein, allerdings lässt Grubinger diese bekannten Themen in Form von Salsa, Funk, Latin, Jazz und Afro erklingen. Geboten wird eine aberwitzige, mitreißende Reise durch die Geschichte der Musik, von Klassik über Volksmusik bis Hip-Hop – und das in nur neun Minuten.

Musikalische Großmacht

Grubinger: "Ja, wir haben nicht viel Zeit, aber wir wollen versuchen, zu zeigen, was Österreich musikalisch ausmacht." Musiktradition, das bedeutet für Grubinger Multikulturalität. "Wir sind nur ein kleines Land, aber musikalisch ist Österreich eine Großmacht. Und diesen, unter Anführungszeichen, ‚Stolz‘ wollen wir der Welt präsentieren. Das Schönste wäre, würden Menschen im Publikum sagen: Das spricht mich emotional an, jetzt gehe ich einmal in ein klassisches Konzert."

40 Musiker versammelt Grubinger zu diesem Zweck auf der Bühne, 20 Blechbläser von Wiener und Berliner Philharmonikern und 20 Schlagzeuger. "Wir wollen Werbung fürs Schlagzeug machen und es richtig krachen lassen."

Glaubt Grubinger, dass der ESC seinem Motto "Building bridges" gerecht werden und tatsächlich zu mehr Toleranz und Weltoffenheit beitragen kann? "Ich hoffe es. Ich lebe am Land, ich spiele auch manchmal mit der Blasmusik – es ist interessant, zuzuhören, wie die Leute denken. Ich habe das Gefühl, dass sich etwas ändert, dass Nachdenkprozesse stattfinden, dass ein Umdenken im Gang ist Richtung mehr Weltoffenheit."

Und Grubinger zitiert den Schlusschor aus Mahlers Zweiter, mit dem der Arnold Schoenberg Chor die Welt grüßen wird: "Mit Flügeln, die ich mir errungen/in heißem Liebesstreben/werde ich entschweben. Das ist musikalisch wie textlich genau die Aussage, um die es geht."

Die 27 Finalisten

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