„Bodenständig, lustig und sexy“

„Wir sind vom Gemüt her eher keine Künstler. Wir sind Hackler und geben Gas, wurscht, was ist.“
Dem Rapper Lukas Plöchl aus Freistadt ist im zweiten Anlauf der Coup gelungen: Im Mai tritt er beim Eurovision Song Contest an.
„Bodenständig, lustig und sexy“

Unser Niveau ist jetzt net so hoch“, warnte Lukas Plöchl aka G-Neila, die selbst ernannte Rampensau-Hälfte der Trackshittaz, beim Vorentscheid zum Eurovision Song Contest 2012 am Freitag vor. Stunden später hielten er und sein Kollege Manuel Hoffelner das Ticket für Baku in Händen. Im Vorjahr mussten sie Nadine Beilers Flugzeug nach Düsseldorf nachwinken. Heuer fliegen sie selbst und vertreten Österreich beim musikalischen Brückenschlag über Europa. Die Show wird am 26. Mai live im ORF übertragen.

KURIER: Lukas, wie war deine erste Reaktion, als es hieß: „Die Trackshittaz fahren nach Baku“?

Lukas Plöchl: Ich hab nur gebrüllt vor Freude. In so einem Moment findet man keine Worte. Gut, dass wir es diesmal geschafft haben, die Österreicher auf unsere Seite zu ziehen. Nochmal hätten wir uns die Vorausscheidung sicher nicht angetan.

Wie habt ihr gefeiert?

Natürlich mit literweise Wodka und ganz viel Popogewackle (lacht). Nein, man muss bedenken: Nach der Show ist vor der Show. Jetzt heißt es, auch international Stimmung zu machen, damit man uns kennenlernt, bevor es richtig losgeht.

Und wie werdet ihr euch über die Grenzen hinaus präsentieren?

Eines ist fix, wir lassen uns nicht internationalisieren. Wir sind und wir bleiben zwei Hanseln vom Land. Bodenständig, lustig und sexy, richtig österreichisch eben. Das wird sowieso genug sein, um in Baku aufzufallen.

Wie geht es euch dabei, wenn manche meinen, ihr wärt peinlich?

Die Leute treffen mich nicht mit solchen Aussagen, weil nichts Konstruktives dahintersteckt. Was ich mir sehr wohl zu Herzen nehme, ist Kritik, mit der ich etwas verbessern oder überdenken kann.

Die meisten Kritiker stört offenbar, dass ihr Österreich mit einem Partyhit vertretet.

Darauf sage ich, dass wir wenigstens authentisch sind. Wenn ich mir die anderen Kandidaten beim Vorentscheid anschaue, dann sehe ich, dass das zwar alles wunderschöne Kompositionen sind, keine Frage, aber wo ist da die Heimatverbundenheit? Wenn der Song Contest einer amerikanischen Chartshow gleicht, dann hat man eindeutig etwas verkehrt gemacht.

Hattet ihr die Konkurrenz so scharf im Auge?

Ja sicher, ich habe meine Spione überall (lacht). Ich hätte es Conchita Wurst gewünscht, weil sie eine coole Linie fährt. Ich glaube aber, sie hätte es in einem Land wie Aserbaidschan nicht leicht gehabt hätte.

Wie schätzt ihr das internationale Publikum vor den Fernsehbildschirmen ein?

Aserbaidschan macht den Anschein, als wäre es konservativ ohne Ende. Aber ich denke, der Song Contest ist eine eigene Welt. Meinen Überlegungen zufolge ist das ein Partysongcontest, da sind wir gut aufgehoben. Unser Lied ist nicht auf der David-Guetta-Schiene, die viele fahren, aber es bleibt im Kopf hängen. Klar, wir sind die Risiko-Karte für Österreich. Es kann grandios funktionieren, aber auch in die Hose gehen.

Welches Image hat der Song Contest heute?

Viele meinen noch immer, das wär ein depperter Zirkus, der nach eigenen Regeln funktioniert. Was teilweise stimmt, weil die Lieder manchmal weit weg von den Charts und dem, was die Leute kaufen, sind. Aber es hat sich positiv entwickelt, weil viel mehr Rummel im Vorfeld gemacht wird. Stefan Raab macht es in Deutschland und Ö3 in Österreich. Der Song Contest ist wieder eine nationale Angelegenheit geworden, die die Leute auch interessiert.

Wie sieht euer Plan aus?

Die Bühne in Baku ist sehr, sehr groß und die werden wir mit unserer Energie ausfüllen. Wir sind nicht umsonst Fußballer gewesen, die nötige Kondition bringen wir mit. Oder, wie ich es gerne sage: Je größer das Gehege, desto fröhlicher der Stier.

Mit welchem Gefühl geht ihr in den Contest?

Wir sind ja vom Gemüt her ja eher keine Künstler. Wir sind Hackler. Wir geben Gas, wurscht, was ist.

Wo ist eure Fanbase am stärksten?

Natürlich immer noch in Oberösterreich. Erstens verstehen die jedes Wort und zweitens ist das generell ein sehr loyales Bundesland, das habe ich schon bei Helden von morgen gespürt. Ich bin sehr stolz und betone meine Herkunft überall, wo ich hinkomme.

Ist es mit den Trackshittaz vorbei, wenn der Song Contest gelaufen ist und dein Soloalbum im September kommt?

Definitiv nicht. Ich muss diesen Alleingang machen, weil eine ernste Seite von mir endlich raus will. Die Trackshittaz brauche ich aber für meine andere Seite wie die Luft zum Atmen.

Trackshittaz: Freistädter Rap

„Bodenständig, lustig und sexy“

Im Frühjahr 2010 trafen sich der chinesischstämmige Lukas Plöchl und Manuel Hoffelner bei einem Bandcontest in Freistadt und beschlossen, mit „Traktorgangsta-Partyrap“ gemeinsame Sache zu machen. Erstmals machten sie auf YouTube mit ihrer Mühlviertler Persiflage „Alloa bam Fraunz“, auf sich aufmerksam.

Der Internetstar Plöchl trat daraufhin bei der ORF-Castingshow Helden von morgen auf und bekam mit dem Titel „Oida taunz!“ einen Plattenvertrag bei Sony Music. Der Hit erreichte sofort Platz 1 der österreichischen Charts. Beim Vorentscheid für den Song Contest 2011 landeten sie knapp hinter Nadine Beiler. Heuer treten sie mit „Woki mit deim Popo“ aus ihrem aktuellen Album „Zruck zu de Ruabm“ beim Song Contest in Baku an.

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