Alltäglich war freilich nur sehr wenig bei diesem „Konzert der Konzerte“. Höchste Sicherheitsvorkehrungen im (und außerhalb) des Musikvereins, eine leere Galerie, ein leerer Balkon, keine Stehplätze, Maskenpflicht – immerhin konnte der philharmonische Jahreswechsel vor 1.000 Menschen im Saal und Millionen vor den Bildschirmen stattfinden. Und wer vor Ort war, durfte eine besondere Atmosphäre erleben. Eine, bei der die Musik – kurzfristig – die Oberhand über die Pandemie behalten konnte.
Ganz betörend
Denn Daniel Barenboim und die Wiener boten musikalisch so ungefähr alles auf, was diesen Dirigenten und dieses Orchester auszeichnet. Da wären einmal die wunderbarsten Soli, der ideale wienerische Streicherklang, die oft auch zupackende Herangehensweise des Maestro, vor allem aber die betörende (von Barenboim ja dezidiert erwähnte) Einigkeit der Musikerinnen und Musiker. Ach ja, ihre Gesangs-und Pfeifkünste (!) durften die Damen und Herren am Podium bei Carl Michael Ziehrers Walzer „Nachtschwärmer“ übrigens auch unter Beweis stellen. Und das gar nicht schlecht!
Davor gab es aber mit dem „Phönix-Marsch“ von Josef Strauß und dem Walzer „Phönix-Schwingen“ von Johann Strauß einen recht beschwingten Auftakt. Die „Sirene“-Polka“ von Josef Strauß sowie der „mediale“ Teil des Konzerts mit dem Galopp „Kleiner Anzeiger“ aus der Feder von Josef Hellmesberger, dem Walzer „Morgenblätter“ von Johann Strauß und der „Kleine Chronik“ (Polka) von Eduard Strauß sorgten bereits zur Pause für berechtigte Ovationen.
Zum Niederknien danach die Ouvertüre zur Operette „Die Fledermaus“ von Johann Strauß und quasi als Draufgabe dessen „Champagner-Polka“. Hier konnte man wieder einmal hören, dass diese Musik in der DNA des Orchester tief verwurzelt ist. Ähnliches galt auch für den „Persischen Marsch“ (Johann Strauß), den „Gruß an Prag“ (Eduard Strauß“ sowie die Ballettmusik „Heinzelmännchen“ (mit Kraft, jedoch teils hinreißend tapsig gespielt) von Josef Hellmesberger. Verklärung herrschte zum Schluss bei der „Nymphen-Polka“ und dem Walzer „Sphärenklänge“ von Josef Strauß, bei denen die Philharmoniker und Barenboim tatsächlich für melodische Sphärenklänge sorgten.
Dann der „Donauwalzer“ sowie der „Radetzkymarsch“, bei dem Barenboim als Dirigent des Publikums wirklich gefordert war. Wie das Neujahrskonzert 2022 einzuordnen ist? Als künstlerisches Exzellentes, das aber weit mehr als Musik zu bieten hatte.
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