"Siebzehn": Mädchen in Schuluniform zwischen Coming-of-Age und Coming-Out

Elisabeth Wabitsch ist eine Entdeckung als Paula in Monja Arts „Siebzehn"
Monja Art skizziert mit leichter Hand das Erwachsenwerden in der Provinz.

Autofahrstunde auf dem Feld. Zwei Mädchen hinter dem Steuer, Paula und Charlotte: Die eine kann fahren, die andere nicht. Am Ende die Verabschiedung. Paula beugt sich zu Charlotte, reißt sie an sich und küsst sie.

Oder zumindest stellt sie sich das vor. Tatsächlich aber verabschiedet sie sich etwas verlegen und steigt aus.

Zwischen Wirklichkeit und Möglichkeitssinn inszeniert die junge Regisseurin Monja Art ihr zartbesaitetes Coming-of-Age-Drama im Internat von Wiener Neustadt. Mädchen und Burschen tragen Schuluniform und hören Wanda, lesen Proust auf Französisch und haben Sex auf dem Klo. Das Begehren fluktuiert. Paula ist in Charlotte verliebt, aber die Situation ist kompliziert.

Nicht, weil es sich dabei um zwei Mädchen handelt; Monja Art erzählt in ihrem Langspielfilmdebüt Frauenliebe als völlig unaufgeregte Tatsache.

Die Gefühlslagen befinden sich in Fluss, Perspektiven werden ausgelotet: Paula schläft mit einem Schulkollegen, um herauszufinden, wie es sich anfühlt. Er ist verliebt– sie nicht. Dafür durchschaut Paula nicht, was ihre sexuell umtriebige Klassenkameradin Lilli von ihr will. Handelt es sich um echte Zuneigung? Oder doch nur um eine erotische Versuchsanordnung mit dem Ziel, die Annäherung zwischen Paula und Charlotte zu hintertreiben?

Mit leichter, aber sicherer Hand skizziert Monja Art die große Überempfindlichkeit des Moments: flüchtige Berührungen werden als Sensationen erlebt, Freundschaften auf den Prüfstein gestellt, Herzen gebrochen. Coming-of-Age und Coming-Out fallen in ein jugendliches Experimentierfeld zwischen Provinzfadesse und dem Freiheitsversprechen des Erwachsenwerdens.

INFO: Ö 2017. 109 Min. Von Monja Art. Mit Elisabeth Wabitsch, Anaelle Dézsy, Christopher Schärf.

KURIER-Wertung:

Kommentare