Sex, Crime und Verdi

Rame Lahaj als Herzog (Mitte) und Ivan Inverardi als Rigoletto (links mit Maske): Das kalte Bühnenbild  stammt von Alexander Müller-Elmau. Kostüme: Kirsten Dephoff.
Das Salzburger Landestheater zeigt eine brutale "Rigoletto"-Deutung.

Am 20. Dezember wird eine Neuproduktion von Verdis "Rigoletto" an der Wiener Staatsoper Premiere haben (mit Myung-Whun Chung am Pult, Pierre Audi als Regisseur und Simon Keenlyside in der Titelpartie).

Im Salzburger Haus für Mozart ist schon dieser Tage eine intensive Interpretation des Meisterwerkes zu erleben. Amélie Niermayer führt bei der Produktion des Landestheaters Regie und macht aus der tragischen Geschichte von der Vater-Tochter-Liebe einen Thriller. Ihr "Rigoletto" ist nahe am "Tatort" (einem der spannenden und keinem verulkten). Hier geht es um sexuelle Perversion bis hin zum Missbrauch Minderjähriger, um brutale Ausnützung von Macht.

Am Ende dann, wenn Rigoletto erkennt, dass seine Gilda anstelle des Herzogs umgebracht wurde, liegt diese tot am Boden, während die echte Gilda (optisch gedoppelt) dahinter auf ihrer Himmelfahrt singt. Endlich wieder einmal ein Lösungsansatz für das Dauerproblem, wie man erklären soll, dass Halbtote noch prachtvolle Duette gestalten.

Das klingt jetzt alles nach einer durchwegs gelungenen Regiearbeit, was es leider nicht ist. Die Personenführung wurde kaum entwickelt, die Anfangsszenen mit den nackten Kindern sind als Schockmittel nur klischeehaft. Nach der Pause jedoch gelingt Niermayer eine mitreißende Deutung.

Einige sehr gute Sänger

Auch sängerisch hat dieser Abend zwei völlig unterschiedliche Hälften. Im ersten Teil müht sich Eri Nakamura als Gilda hörbar ab, ist sängerisch primär schrill. Im zweiten weiß sie dann erstaunlich zu berühren. Durchwegs gut ist Ivan Inverardi als Rigoletto: Ein kraftvoller, schön phrasierender, enorm musikalischer Hofnarr. Rame Lahaj hat die nötigen Höhen für den Herzog von Mantua, auch wenn er nicht alle Noten genau trifft. Er sollte – in Hinblick auf seine Karriere – nicht permanent mit so viel Kraft singen, sondern sich mehr auf die lyrischen Momente fokussieren. Insgesamt ist er ein bemerkenswert guter Herzog. Alexey Birkus (Sparafucile), Tamara Gura (Maddalena) und Einar Gudmondsson (Monterone) sind höchst seriöse Besetzungen.

Enttäuschend an diesem Opernabend ist das sehr unpräzise, in den Tempi bizarre und die Sänger immer wieder vor Probleme stellende Mozarteumorchester unter der Leitung von Adrian Kelly.

KURIER-Wertung:

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