So wird etwa aus „With A Little Bit of Luck“ „Wannst a Mazel host im Leb‘n“. Eliza wie auch ihr Vater sprechen kein Cockney, sondern tiefsten Wiener Dialekt mit teils sehr vulgären Kraftausdrücken. Das wirkt nicht immer stimmig und nimmt doch einiges von der romantischen Atmosphäre und dem Charme des Musicalklassikers. Die Inszenierung von Simon Eichberger in heutigen Kostümen selbst ist ideenreich, seine Choreografien sind fantasievoll.
Die erst 21-jährige Niederösterreicherin Anna Rosa Döller als Eliza Doolittle trägt das Stück und steht als Titelfigur natürlich ihm Mittelpunkt. Letztes Jahr begeisterte sie hier in Mörbisch als Sophie im ABBA-Musical „Mamma mia“ und heuer kann sie temperamentvoll, vulgär und frech als Punk mit blauen Haaren und zerrissenen Jeans agieren wie auch später damenhafte Eleganz zu verströmen.
Herbert Steinböck als ihr Vater Alfred P. Doolittle ist ein stets betrunkener, witziger Urkomödiant. Mark Seibert hat als ihr exemplarisch wortdeutlicher Sprachlehrer Professor Henry Higgins mit großer Präsenz und kann den selbstgefälligen Macho und eingefleischten Junggesellen auch im gekonnten Sprechgesang ideal hervorkehren.
Ramin Dustdar gibt einen sympathischen Oberst Pickering. Dominik Hees ist ein feinsinniger Freddy, Marika Lichter die noble Higgins-Mutter, Shlomit Butbul eine würdevolle Mrs. Pearce, Haushälterin bei Higgins. Und man lässt sogar Queen Elizabeth in Ascot auftreten. Sie wird von Dolores Schmidinger köstlich hoheitsvoll gespielt. Ohne Makel sind auch die kleineren Rollen wie auch das Ensemble zu hören.
Schwungvolle Töne und flotte Tempi lassen das Orchester der Mörbischer Seefestspiele unter Michael Schnack ertönen, bei dem auch Samba und Rap zu vernehmen sind. Viel Applaus! Die Nachfrage ist so enorm, dass schon zwei Zusatzvorstellungen eingeschoben werden mussten. Für nächstes Jahr wird „Saturday Night Fever“ angekündigt.
„My Fair Lady“ – Vorstellungen bis 17.8. – Tickets und Infos: www.seefestspiele-moerbisch.at
Kurier-Wertung: Drei Sterne
Helmut Christian Mayer
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