Der Erfolg stellte sich sofort ein und war sensationell: Sean Connery wurde für ganze Generationen von Zusehern der Inbegriff von Sexyness und Cool: Ein Mann von sicherem Geschmack, der sich aber aus seiner eigenen Lässigkeit nichts zu machen scheint. Dem es egal ist, ob das Publikum ihn liebt oder nicht. Und der seine Rolle als Geheimagent mit trockenem Humor immer so spielt, als wäre sie einen Hauch unter seinem Niveau.
Als die Produzenten Albert R. Broccoli und Harry Saltzman in den 60er Jahren die Bond-Filmreihe vorbereiteten, die auf der populären Romanserie von Ian Fleming beruhte, hatten sie einige Kandidaten für die Rolle im Auge, darunter David Niven, Roger Moore und Cary Grant. Als deren Besetzung nicht klappte, wurden sie auf den relativ unbekannten Connery aufmerksam, der vor allem mit seinem athletischen Äußeren und seinem selbstsicheren Auftreten bestach.
Ian Fleming selbst war nicht überzeugt und fand, ihm mangle es an Klasse: Connery sehe aus wie ein „verwilderter Stuntman“.
Es war Bond-Regisseur Terence Young, der dem damals 31-jährigen Schauspieler in die Raffinessen des luxuriösen Lebens einführte, teure Anzüge für ihn schneidern ließ und ihn anwies, in ihnen zu schlafen – nach dem Motto: Eleganz kann man lernen. Auch – oder gerade – dann, wenn man, wie Sean Connery, 1930 in Edinburgh als Sohn eines Lastwagenfahrers und einer Putzfrau geboren wird, in ärmlichen Verhältnissen aufwächst und als Milchmann und Bodybuilder arbeitet.
Der leidenschaftliche Schotte – Connery trug ein Tattoo mit dem Schriftzug „Scotland Forever“ am Unterarm und stimmte 2014 für die schottische Unabhängigkeit – spielte die Rolle des Geheimagenten insgesamt sieben Mal: Nach „Dr. No“ ging es mit „Liebesgrüße aus Moskau“ (1963) weiter und wurde, was den kommerziellen Erfolg betraf, von „James Bond – Goldfinger“ (1964) noch übertroffen. Spätestens danach setzte eine „Bondmania“ ein, und „Goldfinger“ – nicht zuletzt durch den kongenialen Bösewicht Gert Fröbe – wurde zur Blaupause für James-Bond-Fortsetzungen wie „Feuerball“ (1965).
Doch Mitte der 60er Jahre wurde Sean Connery zunehmend unzufriedener mit seiner Geheimdienstler-Rolle, die ihn immer weniger herausforderte, und gab während der Dreharbeiten zu „Man lebt nur zweimal“ (1967) seinen Ausstieg bekannt. 1971 trat er noch als 007 in „Diamantenfieber“ (1971) auf – und dann erst wieder in der „Feuerball“-Neuverfilmung „Sag niemals nie“ (1983). Sein Gegenspieler: Klaus Maria Brandauer.
Als 007 war Sean Connery, der als Muskelpaket sogar um den Titel des „Mr. Universum“ kämpfte, heiß begehrtes Sexsymbol. Was die Zuseherinnen wahrscheinlich nicht ahnten: Von seinem ersten Auftritt an trug er ein Toupet.
Nachdem er aus dem Dienste Ihrer Majestät ausgeschieden war, warf Connery das Haarteil ab, was seinem Status als Sexsymbol nichts anhaben konnte. In dem Gaunerstück „Verlockende Falle“ (1999) hielt man ihn mit knapp 70 immer noch für attraktiv genug, einen Meisterdieb zu spielen, der die 40 Jahre jüngere Catherine Zeta-Jones als Liebhaber umwirbt.
Mit dem großen Erfolg von „Sag niemals nie“ konnte Connery eine neue Generation an Zusehern für sich gewinnen. Er brillierte vor allem in Mentor-Rollen, etwa in der Bestseller-Verfilmung „Der Name der Rose“ (1986) – in der auch Helmut Qualtinger auftritt – als Mönch William von Baskerville. Einen weisen Lehrmeister gab er auch in Brian De Palmas Gangster-Thriller „Die Unbestechlichen“, was ihm seinen ersten und einzigen Oscar-Gewinn einbringen sollte.
Selbstironie und Selbstparodie wurde mit zunehmendem Alter zu Connerys Markenzeichen: So spielte er in Steven Spielbergs „Indiana Jones und der letzte Kreuzzug“ (1989) augenzwinkernd Indys Vater, obwohl er nur zwölf Jahre älter als Harrison Ford war. Er strahlte in „Jagd auf Roter Oktober“ (1990) und „Das Russland-Haus“ (1990) an der Seite von Michelle Pfeiffer und Klaus Maria Brandauer. Noch vor Liam Neeson oder Bruce Willis profilierte er sich als Actionheld im fortgeschrittenen Alter. Und zog sich erst 2003 in den Ruhestand zurück.
Nun ist Sean Connery im Alter von 90 Jahren auf den Bahamas im Kreise seiner Angehörigen – er hatte einen Sohn, Jason – gestorben. Die Familie des verstorbenen Roger Moore, der nach Connery die Bond-Rolle übernommen hatte, twitterte: „Roger hat immer gesagt: Sean war der beste James Bond. RIP.“
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