"Schneemann": Spannungslose Krimiware statt edler Thrill aus Skandinavien

Uncharismatisch: Michael Dassbender als Polizist Harry Hole
Vom Bestseller zum Langweiler.

Was hätte das für ein superber Thriller werden können! Die Schauspieler sind alle – von Michael Fassbender bis Charlotte Gainsbourg – hochkarätig. Der Schwede Tomas Alfredson, brillanter Regisseur von Le Carrés "König, Dame, As, Spion", ein begnadeter Stilist. Der Roman, auf dem die Serienkiller-Story basiert, stammt vom norwegischen Bestseller-Autor Jo Nesbø, dessen wohl populärste Figur – Harry Hole – im Mittelpunkt steht. Martin Scorsese wird als Executive Producer genannt (ursprünglich hätte er Regie führen sollen) und Thelma Shoonmaker, Scorseses geniale Cutterin, hat den Film geschnitten.

Warum aus edlem Nordlicht-Thriller nur spannungslose Dutzendware wurde, ist schwer zu sagen. Vielleicht beginnt das Problem mit Fassbender selbst, dessen alkoholsüchtiger, am Rande der Bürgerlichkeit balancierende Polizist Harry niemals dramatische Form annimmt.

Was diesen Mann antreibt, bleibt unklar, irgendwie aber auch gleichgültig. Gainsbourg als seine Ex-Frau wandert abwesend durchs Filmset, als hätte sie etwas verloren, könnte sich aber nicht erinnern, was es war. Und der Killer wirft Schneebälle auf "unmoralische" Frauen, ehe er sie tötet. Angeblich ahnten die meisten Zuseher schon ab der Mitte, wer der Mörder sein könnte. Ich gehörte nicht zu denen, langweilig war es trotzdem.

Unbestritten: Alfredsons Bilder von der norwegischen Landschaft sind atemberaubend schön. Doch im zerfransten Handlungsgewirr entwickeln sie kaum jemals Spannung, sondern erstarren zu attraktiven Oberflächen.

INFO: GB/ USA/SWE 2017. 119 Min. Von Tomas Alfredson. Mit Michael Fassbender, Rebecca Ferguson, Charlotte Gainsbourg.

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