Toller Partner für das exzessive Künstlerleben
Fünf Monate nach Ende des Schiele-Jahres ... ist man da schon wieder aufnahmefähig für Egon Schiele?
Der Münchner Knesebeck Verlag wird für seine Graphic Novels, wie man die Comics nennt, wenn man die Ernsthaftigkeit dick unterstreichen will, mit Lob überschüttet. Das war bei Prousts „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“ so, bei Kafkas „Verwandlung“ bzw. beim „Process“ – und jetzt „Egon Schiele – Ein exzessives Leben“ (20,60 Euro).
Der Franzose Xavier Coste, der auf knapp 70 Seiten Schieles Biografie zeichnete, ist am vergangenen Montag erst 24 Jahre alt geworden. Und erweist sich in seinem Buch-Debüt als toller Partner mit großem Können, der nicht davor zurückschreckt, Schieles Bilder nachzuzeichnen.
Bewunderung
Coste begleitet den Porträtierten ab jenem Augenblick in der Akademie der bildenden Künste, als dessen Strich als „ungelenk“ bezeichnet wurde, bis zu jenen angeblich (von Freund Arthur Roessler übermittelten) letzten Worte am 31. Oktober 1918:
„ ... aber mein Tod erscheint mir nicht schmerzlicher als mein Leben – mein Leben, das so viele Menschen verletzt hat.“
Xavier Coste drückt seine Bewunderung aus. Für den Künstler. Nicht unbedingt für den egozentrischen Menschen, der Freundschaften missbrauchte, Frauen „verbrauchte“ – unter Egon Schieles Motto: „Den Künstler hemmen ist ein Verbrechen, es heißt keimendes Leben morden!“
Als literarischer Biograf nahm sich „sein“ Zeichner Freiheiten, ja musste sie sogar nehmen, weil in Schieles hinterlassenen Briefen und Notizen mitunter „Korrekturen“ vorgenommen worden waren, um den Verstorbenen richtig strahlen zu lassen.
Diese Bildgeschichte (die auch als illustrierte Erzählung verstanden werden kann) wäre 2012 garantiert untergegangen. Das kann sie heuer freilich genauso. Sollte sie aber nicht.
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