Till Firit ist zurück in Wien – nun am Burgtheater. Eine glückliche Fügung. Denn der Schauspieler, 1977 in Leipzig geboren, hat schon in mehreren Städten gelebt. Wien aber sei, sagt er, die Stadt, die nicht nur Wahlheimat ist, sondern Heimat wurde.
Sein Vater war Künstler. Kein leichtes Los in der DDR, wenn man sich regimekritisch äußerte. 1986 stellte er einen Ausbürgerungsantrag, der tatsächlich genehmigt wurde. Die Familie übersiedelte nach München, somit in die Fremde. Till Firit besuchte dann das Internat Ettal, eine kirchliche Einrichtung, die vor wenigen Jahren mit Vorwürfen des Missbrauchs konfrontiert war. Schlechte Erinnerungen gibt es aber keine: Till Firit berichtet davon, dass Wert auf musische Bildung gelegt und sein Interesse am Theater geweckt wurde.
Auf die Frage, was er werden wolle, hätte er sogleich, erzählt Firit, „Schauspieler“ geantwortet. Obwohl er die Sache, wie er beteuert, nicht ganz ernst genommen hätte. Aber nach dem Abitur galt es, die Idee in die Tat umzusetzen. Und so bewarb er sich mehr oder weniger bundesweit bei recht vielen staatlichen Schauspielschulen. An der Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Stuttgart wurde er schließlich aufgenommen.
Nach dem Studium, das er 2003 abschloss, spielte Till Firit am Düsseldorfer Schauspielhaus, das damals von Anna Badora geleitet wurde. Dann kam es zu einem Wechsel in der Intendanz, Badora ging nach Graz. Und Till Firit meldete sich beim Arbeitsamt für Schauspieler. Er wollte, das wusste er, ins Ausland.
Wunschdestination
Und dann kam tatsächlich ein Anruf seines Betreuers: Am Volkstheater sei eine Stelle frei. Wien war zwar nicht die wirkliche Wunschdestination. Till Firit wären eher Temeswar, Brasilien oder Namibia vorgeschwebt. Aber gut, er sprach am Volkstheater vor und bekam sogleich ein Angebot von Direktor Michael Schottenberg. Daraus wurde ein Dreijahresvertrag.
Im Endeffekt blieb Till Firit neun Jahre, die restlichen sechs auf eigenen Wunsch als fixer Freier. Denn er wollte offen sein für neue Herausforderungen. 2013 bekam Firit den Nebenrollen-Nestroy für seine Darstellung des verliebten, schrulligen Gutsbesitzers Lewin in einer Dramatisierung des Tolstoi-Romans „Anna Karenina“. Und dann übernahm Anna Badora das Haus – sie kam mit ihrem gesamten Team vom Grazer Schauspielhaus. Die Zeit von Firit am Volkstheater war damit beendet. Was ihn nicht weiter störte, weil er doch schon immer wirklich frei arbeiten wollte.
So kam es, dass er im Frühjahr 2016 am Klagenfurter Stadttheater in „Nora oder ein Puppenheim“ von Henrik Ibsen mitspielte – in einer überaus gelungenen Inszenierung von Mateja Koležnik.
Diese Produktion gastierte auch in München. Denn Koležnik hatte bereits zuvor am Residenztheater inszeniert. Und Martin Kušej, der Direktor, engagierte Firit vom Fleck weg. Im Juni 2017 wurde Kušej zum Direktor des Burgtheaters ab dem Herbst 2019 bestellt. Wie vielen anderen, darunter Norman Hacker und Bibiana Beglau, bot er auch Till Firit an, ihn nach Wien zu begleiten.
Man könnte annehmen, dass der Hörbuchverlag Mono ein Grund für die Rückkehr gewesen sein könnte. Firit hatte ihn 2008 mit seinem Bruder Ben in Wien gegründet – auch deshalb, weil der ORF ihn nicht als Sprecher einsetzen wollte. Doch Firit verneint dies im Gespräch mit dem KURIER. Trotz all des Einsatzes – pro Jahr wurden zur Hochphase etwa 30 Hörbücher mit vornehmlich österreichischer Literatur als USP herausgebracht – ließ sich der Verlag nicht gewinnbringend führen. Die bundesdeutsche Übermacht ist eben zu groß. Vor einem Jahr wurde das operative Geschäft eingestellt. Weiter produziert werden derzeit lediglich die von Till Firit gesprochenen Podcasts für Amnesty International. Und mittlerweile greift auch der ORF regelmäßig auf seine Stimme zurück.
Im Sommer 2019 hätte Firit bei den Salzburger Festspielen in „Sommergäste“ von Maxim Gorki mitspielen sollen. Doch er musste kurzfristig absagen. Nicht, weil Koležnik krankheitsbedingt die Regie zurückgelegt hatte, sondern aufgrund eines Trauerfalls in der Familie.
Backstagecomedy
Nun ist Till Firit zurück in Wien – am Burgtheater. Seit kurzem steht er in Heinrich von Kleists „Die Hermannsschlacht“, Kušejs erster neuer Inszenierung, auf der Bühne.
Seinen großen Auftritt hat Firit zu Silvester – als Roger Trampelmann in der irrwitzigen, perfekt getakteten Backstagecomedy „Der nackte Wahnsinn“ von Michael Frayn, mit der Kušej in München Lachstürme auszulösen vermochte: Man spielte das Stück in nur einem halben Jahr 31 Mal vor vollem Haus.
Firit begeisterte als eifersüchtiger Schauspieler, der ein Verhältnis mit der Figur der Sophie von Kessel, der Lebenspartnerin von Kušej, hat.
Welche weiteren Rollen an der Burg auf ihn warten, will Firit (noch) nicht verraten. Sicher ist nur: Er spielt nun den Kommissar Rainer Witt bei der ARD-Fernsehserie „Der Usedom Krimi“.
Kommentare