Schauspieler Gideon Singer ist tot

Bis zuletzt agil: Gideon Singer in Wittenbrinks „Forever Young“im Theater in der Josefstadt
Das Ehrenmitglied des Theaters in der Josefstadt verstarb 88-jährig in Tel Aviv.

Der israelische Schauspieler Gideon Singer, langjähriges Ensemblemitglied des Theaters in der Josefstadt und seit 1996 Ehrenmitglied des Hauses, ist am Montag, 88-jährig in Tel Aviv verstorben. Das gab das Theater am Montagabend bekannt.

"Wir haben einen Schauspieler verloren, der die Herzen des Publikums erobert hat, einen großen Komödianten, liebenswürdigen Kollegen, einen wunderbaren Menschen und ein Vorbild an Menschlichkeit", würdigte Josefstadt-Intendant Herbert Föttinger den Verstorbenen. Singer habe auf der Bühne und im Leben mit seinem Humor, Witz und seiner charmanten Liebenswürdigkeit beeindruckt. Trotz seiner schrecklichen Erlebnisse im Dritten Reich (er verlor seine Eltern und musste fliehen) seien bei ihm das Lebensbejahende und die Menschenfreundlichkeit im Vordergrund gestanden.

Zweite Heimat Wien

Schauspieler Gideon Singer ist tot
Wien/ Albert Rueprecht, Gideon Singer, Ruth Brauer Kvam, Eva Mayer und Kurt Sobotka, von links, proben am Dienstag (29.01.13) eine Szene von "Forever Young" von Franz Wittenbrink im Theater in der Josefstadt in Wien. Die Urauffuehrung findet unter der Regie von Franz Wittenbrink am 31. Jaenner 2013 im Theater in der Josefstadt in Wien statt. Foto: Lilli Strauss/dapd
Gideon Singer wurde am 29. Juni 1926 in Brünn (Brno) geboren. 1941 flüchtete er mit seiner Familie über Wien nach Palästina. Dort lernte er den Beruf des Diamantenschleifers, wählte aber den Weg zur Bühne, wo er als Sänger im Quartett "Reviyat Mo'adon Ha-Theatron" große Erfolge feierte. In den 1970er Jahren gastierte er immer wieder in Wien, wo er etwa abwechselnd mit Josef Meinrad den Don Quichote in "Der Mann von La Mancha" spielte. 1983 wurde Wien zu seiner zweiten Heimat. Im Juni 2014 erhielt Singer auch die österreichische Staatsbürgerschaft.

Gideon Singer debütierte am 2. März 1987 in den Kammerspielen in "Ollapotrida" von Alexander Lernet-Holenia und spielte danach in über 40 Produktionen in den Kammerspielen. Sein Debüt im Theater in der Josefstadt gab er nur wenige Wochen danach in "Das Orchester" von Jean Anouilh, weitere 14 Premieren an der Josefstadt folgten.

Letzter Auftritt im Dezember 2014

Zwischen 1986 und 2014 stand er laut dem Theater in rund 3.700 Vorstellungen auf der Bühne der Josefstadt und der Kammerspiele, zuletzt am 21. Dezember 2014 in der Rolle des Rabbiner in "Die Schüsse von Sarajewo".

Weitere Engagements führten Gideon Singer an Volkstheater, Raimundtheater, Theater an der Wien, Volksoper Wien, Seefestspiele Mörbisch, Festspiele in Berndorf, Mödling und Weitra sowie nach Deutschland und in die USA. Auch in Kino- und Fernsehproduktionen war der bekannte Schauspieler immer wieder präsent.

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