Ein Schauspieler aus Wien in "The Persian Version“: "Zwischen den Stühlen"

Samuel Tehrani auf dem Set von „The Persian Version“ mit Layla Mohammadi (Mitte) als seine Schwester und Niousha Noor als seine Mutter
Samuel Tehrani wurde in Wien geboren, seine Eltern im Iran. Seine Geschichte sei aus „iranischer Sicht eine sehr klassische Story“: „Meine Eltern verließen den Iran während der Revolution und kamen nach Wien. Hier kam ich auf die Welt.“
Das war 1988.
„Ich würde schon sagen, ich bin Wiener“, sagt Samuel Tehrani, von Beruf Schauspieler, zum KURIER: „Aber ich bin auch ganz schön hin- und hergerissen zwischen ,Ich bin Wiener’ und ,Ich bin Iraner‘. Als Teenager habe ich mich als Wiener gesehen. Aber je älter ich wurde, desto mehr wollte ich von meinen anderen Wurzeln wissen. Und irgendwann kommt das Gefühl: ,Ich weiß nicht, ob ich entweder das eine oder das andere bin.’ Ich versuche, mich immer noch zu entdecken, wo ich hingehöre und wo ich mich zu Hause fühle.“
Der Gefühlszustand, zwischen den Stühlen zweier Kulturen zu sitzen, liegt in der Familie. Genauer gesagt: In der Filmfamilie der Culture-Clash-Tragikomödie „The Persian Version“ (derzeit im Kino). Auch Leila, die Hauptfigur in „The Persian Version“, fühlt sich zerrissen zwischen ihrem Leben in New York und den Traditionen ihrer iranischen Eltern. Deswegen habe er sich in dem Film auch so aufgehoben gefühlt, erzählt Samuel Tehrani: Er spielt Shivaz, einen von Leilas acht Brüdern, und trägt den Spitznamen „Disco-König“.
Aufmerksam wurde er auf die Rolle durch einen internationalen Casting-Aufruf und konnte per Videofilm und Zoom-Call die iranisch-amerikanische Regisseurin Maryam Keshavarz von sich überzeugen. Besonders ein Tanzvideo, das Tehrani – im Zweitberuf Musiker – als Fleißaufgabe angefertigt hatte, um Shivaz’ Ruf als Disco-König gerecht zu werden, hatte es ihr angetan.
Schon eineinhalb Monate später befand sich er sich auf dem Weg nach Istanbul, wo ein Großteil von „The Persian Version“ gedreht wurde: „Es war eine tolle Zeit“, schwärmt der Schauspieler : „Wir haben uns sofort als Familie gefühlt.“

Samuel Tehrani als "Disco-König" Shivaz in "The Persian Version"
Und dann kam Sundance. Völlig überraschend wurde „The Persian Version“ auf das renommierte Filmfestival eingeladen, wo Tehrani den fertigen Film sah – mit einem begeisterten Publikum, das mitlachte und mitweinte, ehe es in Standing Ovations ausbrach: „Ein magischer Augenblick.“
Früh verheiratet
Im Mittelpunkt von „The Persian Version“ steht die schwierige Beziehung zwischen Leila und ihrer Mutter, die als junges Mädchen im Iran in erster Ehe aufs Land verheiratet worden war.
Als „The Persian Version“ auf dem Filmfest in München gezeigt wurde, nahm Samuel Tehrani seine Mutter mit. Auch sie war in erster Ehe als Mädchen im Iran verheiratet worden und fand plötzlich ihr eigenes Schicksal im Film wieder: „Ihre Augen haben geleuchtet“, erzählt Samuel Tehrani: „Da habe ich erkannt, wie wichtig es ist, die eigene Geschichte auf der Leinwand zu sehen und sich verstanden zu fühlen. Diesen Moment werde ich niemals vergessen.“
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