Laut Hafenecker & Co bestünde „der begründete Verdacht“, dass eine Veranstaltung im Volkstheater (das in der Tat missglückte Forum Kultur) „dazu diente, mit Steuergeldern bewusst eine grün-affine Klientel anzufüttern und politisch gesteuerte Programme zu finanzieren“. Es verwundere auch nicht, „dass gerade unter einem grünen Kulturminister und einer grünen Kulturstaatssekretärin Direktoren ehrwürdiger Theaterstätten wie dem Burgtheater“ Stücke so zurechtgezimmert würden, „dass damit unverhohlen linke Gesellschaftspolitik betrieben werden kann“.
Martin Kušej – der Burg-Direktor inszeniert den „Figaro“ als erste Opernpremiere der diesjährigen Festspiele – unterstellt man, er „missbrauche“ den Fall Florian Teichtmeister sogar für „seine persönliche politische Agitation“. Das ist schon ziemlich krude.
Aber auch schön. Denn die Anfrage, eingebracht am 25. Mai, offenbart unverblümt eine Gesinnung. Tags darauf präsentierte Wilfried Haslauer, Landeshauptmann von Salzburg, das Regierungsübereinkommen seiner ÖVP mit der FPÖ. Und am 14. Juni wurde die Landesregierung angelobt. Cornelius Obonya wollte dies nicht so einfach hinnehmen. Im Direktorium der Salzburger Festspiele hingegen sieht man es gelassen. Vergangenen Samstag war Kristina Hammer, die Präsidentin des Festivals, auf Ö1 im „Journal zu Gast“. Selbstverständlich hätte sie sich das Regierungsabkommen angeschaut: „Ich kann nicht sagen, dass bei der Kultur etwas ist, wo ich sagen könnte, mit dem Regierungsprogramm hätte ich irgendein Problem.“ Das ist schön.
In diesem stößt man im Kapitel 11 „Kultur, Sport und Ehrenamt“ auf den Satz: „Wir werden unsere Salzburger Landeshymne auch landesgesetzlich verankern.“ Denn diese sei, wie Haslauer erklärte, „ein unverrückbares Identifikationssymbol“.
Die IG Autorinnen Autoren hatten zuvor eine komplette Neufassung gefordert. Der Text von Anton Pichler, einem kriegsverherrlichenden Priester, sei „kitschig-pathetischer Schollenschwulst“. Was nicht ganz von der Hand zu weisen ist: „Scholle der Väter, hör’ an, wir geloben, /treu dich zu hüten den Kindern als Pfand! / Du, der in ewigen Höhen da droben, breite die Hände und schirme dies Land!“ Und weil sie so schön ist, wird sie am Donnerstag beim offiziellen Festakt zur Eröffnung der Festspiele erklingen – nach den Reden von Hammer, Haslauer, Kogler, Anton Zeilinger und Alexander Van der Bellen.
Aber ohnedies nicht gesungen, nur instrumental. Wo also ist das Problem? Auch letztes Jahr wurde sie gespielt, und niemand regte sich auf. Mittlerweile wissen wir aber mehr. Die Hymne entstand 1928 – und damit zur gleichen Zeit wie das NS-Kampflied von Horst Wessel. Der Komponist, Ernst Sompek, soll sich nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten in Österreich gebrüstet haben, illegales NS-Parteimitglied gewesen zu sein.
Der Schriftsteller Ludwig Laher legte am 13. Juni im Standard dar, dass ab Oktober 1941 aus dem Salzburger Glockenspiel das Horst-Wessel-Lied ertönte. Ein Arbeiter hatte, wie im Völkischen Beobachter zu lesen gewesen sei, „den Satz für die Glockenmechanik gesteckt, den Professor Ernst Sompek in Salzburg nach der üblichen Singweise beigestellt hatte.“ Ach, muss das schön gewesen sein!
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