Pereiras letzte Starparade

Noch-Intendant Pereira zum Thema Budget: "Im Jänner legen wir Bilanz. Dann wissen wir, ob es 2013 ein Plus oder Minus gegeben hat"
Alexander Pereira präsentierte mit Wehmut sein letztes Programm für 2014.

Wir sind ein Geschöpf des Todesröchelns der Monarchie“ meinte Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler in Hinblick auf die Geschichte. Folgerichtig, dass sich die bereits im Jahr 1918 als „Weltkunstzentrale“ konzipierten Salzburger Festspiele im Bedenkjahr 2014 thematisch vor allem dem Ersten Weltkrieg widmen.

„Ich habe diese Festspiele mit der ganzen Liebe zu meiner Heimat geplant“, betonte denn auch der scheidende Intendant Alexander Pereira bei der Programmpräsentation. Ja, Wehmut, dass „ich das nur drei Jahre machen durfte“, schwinge dabei mit. Aber dafür werde man von 18. Juli bis 31. August Außergewöhnliches an der Salzach erleben, so Pereira, der noch 2014 an die Mailänder Scala wechseln wird. Wie er nach seiner nur dreijährigen Intendanz gesehen werden will? „Die Leute sollen zumindest sagen, dass ich den Festspielen nicht geschadet habe.“

Islam im Zentrum

Vor allem die „Ouverture spirituelle“ möge auch nach seiner Zeit weitergeführt werden, denn sie habe sich bewährt. 2014 widmet man sich in diesem Rahmen dem Thema „Christentum und Islam“. So wird etwa ein Sufi-Chor aus Kairo in der Kollegienkirche gastieren. Auch Uraufführungen sind geplant.

Eine davon betrifft den Opernbereich. Der französische Komponist Marc-André Dalbavie komponiert im Auftrag der Festspiele ein Werk über die im Konzentrationslager ermordete jüdische Malerin und Dichterin Charlotte Salomon. Dalbavie wird die Uraufführung in der Felsenreitschule selbst dirigieren. Es spielt das Mozarteumorchester Salzburg. Die Titelpartie der Charlotte singt Marianne Crebassa; Regie führt Luc Bondy.

Mit „Don Giovanni“ in der Regie von Schauspielchef Sven-Eric Bechtolf wird der Mozart/Da-Ponte-Zyklus fortgesetzt; Dirigent der Wiener Philharmoniker ist wie bei „Così fan tutte“ Christoph Eschenbach. Pereira über den heftig kritisierten Eschenbach: „Ich bitte hier endlich um eine medial etwas differenzierte Darstellung.“

Passend zum Richard-Strauss-Jahr (150. Geburtstag des Komponisten) gibt es einen neuen „Rosenkavalier“. Harry Kupfer führt in „den sehr wienerischen Bühnenbildern“ von Hans Schavernoch Regie. Zubin Mehta dirigiert; Krassimira Stoyanova singt die Marschallin.

Singendes Erfolgstrio

Wieder vereint ist Laut Pereira das „Erfolgstrio“ aus „Giovanna d’Arco“. Bei Verdis „Troubadour“ in der Regie von Alvis Hermanis singen Anna Netrebko, Francesco Meli und Plácido Domingo. Dirigent ist Daniele Gatti. Getroffen habe ihn die Absage von Nikolaus Harnoncourt für Franz Schuberts „Fierrabras“, so Pereira. Mit Ingo Metzmacher habe man aber einen großartigen Ersatz und mit Peter Stein den denkbar besten Regisseur für diese Rarität. In der Titelpartie ist Michael Schade zu hören. Von den Pfingstfestspielen wird Rossinis „La Cenerentola“ mit Cecilia Bartoli übernommen, Donizettis „La Favorite“ kommt konzertant für Elina Garanča und Juan-Diego Flórez. Pereira: „Jede Aufführung wird einzigartig.“

www.salzburgerfestspiele.at

Ein Mammutprojekt stellt Bechtolf ins Zentrum seines Programmes: Burgtheaterdirektor Matthias Hartmann wird am Salzburger Landestheater „Die letzten Tage der Menschheit“ von Karl Kraus inszenieren. Die Besetzung für dieses „Marstheater“ (so Kraus) steht noch nicht fest.

Mit dem Thema Krieg beschäftigt sich auch Ödön von HorváthsDon Juan kommt aus dem Krieg“, das auf der Perner-Insel gezeigt wird. Andreas Kriegenburg führt Regie; den Don Juan spielt Maximilian Simonischek.

Ebenfalls auf der Perner-Insel inszeniert Katie Mitchell „The Forbidden Zone“ nach dem Tagebuch der amerikanischen Krankenschwester Mary Borden, die ein Feldlazarett an der Ostfront leitete. In englischer Sprache.

Auch in englischer Sprache zeigt die britische Theatergruppe „1927“ rund um Regisseurin Suzanne Andrade im Landestheater ihre Version des „Golem“ nach Motiven von Gustav Meyrink.

Das Young Directors Project wird mit vier Produktionen fortgesetzt. Zu sehen sind: Ernst Tollers „Hinkemann“ in der Regie von Miloš Lolić. Weiters kommt das Stück „Der Abschied“ (über Georg Trakl) von Walter Kappacher; Nicolas Charaux inszeniert die Uraufführung.

Das Londoner Little Bulb Theatre zeigt „Orpheus“, der viel mit Django Reinhardt zu tun hat; Studierende der Universität Mozarteum beschäftigen sich theatralisch mit dem Ersten Weltkrieg. Arbeitstitel: „36.566 Tage“.

Und am Domplatz gibt es wieder den „Jedermann“ in identer Besetzung wie heuer.

Jahresregent Richard Strauss steht auch im Konzertsektor im Zentrum. So spielen etwa die Wiener Philharmoniker unter Gustavo Dudamel ein Strauss-Programm; auch das Concertgebouw Amsterdam mit Mariss Jansons setzt auf den Komponisten.

Anton Bruckner wiederum ist mit allen neun Symphonien vertreten. Es spielen: Die Wiener Philharmoniker (fünf Konzerte) mit Daniel Barenboim, Riccardo Chailly, Daniele Gatti, Philippe Jordan und Riccardo Muti. Weiters sind bei diesem Bruckner-Zyklus das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks mit Bernard Haiting, das ORF Radio-Symphonieorchester mit Cornelius Meister, das Gustav Mahler Jugendorchester mit Christoph Eschenbach sowie das Philharmonia Orchestra mit Christoph von Dohnányi zu hören.

Einen anderen Zyklus bestreitet Starpianist Rudolf Buchbinder, der im Mozarteum alle 32 Klaviersonaten Ludwig van Beethovens interpretieren wird. Als „Instrumental-Oratorium“ sieht Nikolaus Harnoncourt die letzten drei Mozart-Symphonien an, die er mit dem Concentus ohne Pause spielen wird. Bei den Uraufführungen ist vor allem ein Klavierkonzert von Wolfgang Rihm zu nennen. Eröffnet werden die Festspiele mit Haydns „Schöpfung“; die Festansprache hält der Historiker Christopher Clarke.

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