Pereira präsentiert erneut umfangreiches Programm

Ein lächelnder Mann präsentiert das Programm der Salzburger Festspiele 2014.
Mit 280 Veranstaltungen und erneut einer zusätzlichen Woche ändert der Salzburg-Intendant auch 2014 nicht seinen Stil.

Alexander Pereira, Intendant der Salzburger Festspiele, lässt auch in seinem dritten und letzten Programm für die Salzburger Festspiele nicht locker. So wie im vergangenen Festspielsommer präsentiert er 2014 neuerlich an die 280 Veranstaltungen. Zudem wird dem Festival auch wieder eine "Ouverture spirituelle" vorangestellt, wodurch es um gut eine Woche länger wird als vor Pereiras Intendanz. Die Vorhaben wurden am Dienstagabend in Salzburg vorgestellt und am Mittwochvormittag auch in Wien präsentiert.

Die Salzburger Festspiele dauern von 18. Juli bis 31. August 2014 und werden sich in vielen Programmpunkten von Oper, Konzert und Schauspiel am Ersten Weltkrieg orientieren, dessen Ausbruch sich im kommenden Jahr zum hundertsten mal jährt. Neu in der Oper sind "Don Giovanni", "Rosenkavalier", die Uraufführung von "Charlotte Salomon" von Marc-Andre Dalbavie, "Il Trovatore" von Verdi und Franz Schuberts Oper "Fierrabras", die zum ersten Mal bei den Salzburger Festspielen zu erleben sein wird.

Da Ponte-Zyklus wird fortgesetzt

Erwartungsgemäß setzen die Festspiele ihren neuen Da Ponte-Zyklus mit Mozarts "Don Giovanni" fort. Auch an Sven-Eric Bechtolf als Regisseur, Christoph Eschenbach als Dirigent und den Wiener Philharmonikern hält Pereira trotz der national und international überwiegend katastrophalen Kritik an der "Cosi" von 2013 fest (ab 27. Juli).

Mit "Charlotte Salome" wird ein Bühnenwerk des 52-jährigen Franzosen Marc-Andre Dalbavie uraufgeführt, der Komponist wird das Mozarteumorchester selbst dirigieren, für die Inszenierung dieses Auftragswerkes wird Luc Bondy sorgen. "Für mich ist Dalbavie einer der besten", erläuterte Pereira. "Nach seinem Riesenerfolg von 'Gesualdo' in Zürich bringt er jetzt die berührende Geschichte der Malerin Charlotte Salomon auf die Bühne, die mit 26 Jahren in Auschwitz ermordet wurde. Damit integrieren wir auch den Zweiten Weltkrieg in unser Programm", so der Intendant, der die lange geplante und mehrfach verschobene Uraufführung der neuen Oper von György Kurtag für 2015 "garantierte".

Domingo im "Rosenkavalier"

"Der Rosenkavalier" wird von Harry Kupfer in Szene gesetzt und musikalisch von Zubin Mehta geleitet, der diese österreichische Kultoper laut Pereira noch nie dirigiert hat. "Jetzt hat er aber in Florenz eigens noch ein paar Vorstellungen dieses Werkes angesetzt, damit er in Salzburg nicht sein 'Rosenkavalier'-Debüt präsentieren muss." In Verdis "Il Trovatore" werden Anna Netrebko, Francesco Meli und Placido Domingo zu hören sein. "Warum Domingo? Nun, die sehr hohe Bariton-Partie des 'Luna' ist gefürchtet, da habe ich schon viele Sänger in Schönheit sterben gesehen. Domingo ist als ehemaliger Tenor dafür ideal, er wird Klangfarben aus seiner 'früheren Welt' mit einbringen." In beiden Opern werden die Wiener Philharmoniker im Graben sitzen.

Mit "Fierrabras" kommt erstmals eine Oper von Franz Schubert zu den Festspielen. Anstelle des ursprünglich geplanten Nikolaus Harnoncourt wird Ingo Metzmacher dirigieren. "Harnoncourt musste uns absagen, es wäre ihm einfach zu viel geworden", sagte Pereira. "Aber Metzmacher kennt dieses Werk gut, er hat es an der Brüssler Oper bereits dirigiert. Zwischen ihm und Regisseur Peter Stein erwarte ich mir eine liebevolle und besonders intensive Zusammenarbeit." Komplettiert wird das Opernprogramm der Salzburger Festspiele 14 durch eine Wiederaufnahme von "La Cenerentola" von den Pfingstfestspielen, einer konzertanten Produktion von "La Favorite" von Gaetano Donizetti mit Elina Garanca und Juan Diego Florez in den Titelrollen sowie dem "Projekt Tristan und Isolde" (Vorspiel, zweiter Aufzug und Isoldes Liebestod) von Daniel Barenboim und West Eastern Divan Orchestra.

Noch deutlicher als in der Oper ist das Jahresthema "Krieg" im Schauspielprogramm der Salzburger Festspiele zu spüren. Theater-Chef Sven-Eric Bechtolf bringt mit "Die letzten Tage der Menschheit" von Karl Kraus ein Stück österreichische Literatur-Identität auf die Bühne des Landestheaters. Matthias Hartmann wird diese Koproduktion mit dem Wiener Burgtheater inszenieren. "Das ist ein montageartiger Steinbruch, man kann ja nie und nimmer das gesamte Stück auf die Bühne bringen", erläuterte Bechtolf. "Immerhin gibt es 220 Szenen, und das Personenregister ist 500 Rollen lang."

"Don Juan kommt aus dem Krieg" von Ödön von Horvath schlägt in dieselbe Kerbe, ein Stück, das laut Bechtolf sowohl den Mythos Don Giovanni als auch die Niedergeschlagenheit des Ständestaates "zwar nicht heiter, aber wunderbar melancholisch" analysiert. Präsentiert wird die Andreas Kriegenburg-Neuinszenierung auf der Halleiner Pernerinsel. Ebendort spielt auch "The forbidden Zone", eine Uraufführung nach einem Text von Duncan Macmillan in der Inszenierung von Katie Mitchell. Die Britin zeichnete bereits 2009 für Nonos Oper "Al gran sole carico d'amore" verantwortlich.

Als eine weitere Auseinandersetzung mit dem Thema Krieg gilt "Golem" nach Motiven von Gustav Meyrink. "Dieses Werk nach der alten jüdischen Sage war einer der ersten Bestseller in der Geschichte des Buchhandels", erklärte Bechtolf. "Bei unserer Uraufführung in der Regie und nach Texten von Suzanne Andrade geht es um den modernen Golem, also um das Verhältnis Mensch-Maschine." Auch "Golem" spielt im Landestheater und zwar - genau wie "The forbidden Zone" - auf Englisch mit deutschen Übertiteln.

"Jedermann" bleibt unverändert

Der 2013 neu inszenierte und überaus erfolgreiche "Jedermann" bleibt, wie er war, und zwar in allen Rollen und Details. In der Reihe "Young Directors Project" kommen "Hinkemann" von Regisseur Milos Lolic. Die Tragödie von Ernst Toller ist eine Koproduktion mit dem Düsseldorfer Schauspielhaus. Das zweite YDP-Stück heißt "36566 Tage" und wird mit der Studienabteilung "Schauspiel" der Universität Mozarteum koproduziert. "Dass diese Uraufführung zustande kommt, freut mich ganz besonders. Ich kann hier eine Auseinandersetzung mit Salzburg ankündigen", so Bechtolf.

"Orpheus" ist das einzige Gastspiel dieses Theatersommers in Salzburg, es kommt vom britischen Little Bulb Theatre Kent. "Der Abschied" heißt ein Stück über Georg Trakl, an dem Büchner-Preisträger Walter Kappacher für die Festspiele schreibt. Es soll am 15. August in der ARGEkultur uraufgeführt werden. "Was ich an diesem Autor besonders schätze ist, dass er an der Oberfläche bleiben und trotzdem enorme Tiefenspannung erzeugen kann", erläuterte Bechtolf. "Alles in diesen Texten wirkt scheinbar unscheinbar."

Verzichtet hat Bechtolf heuer auf die neue Bühne im Residenzhof, trotz des Publikumserfolgs und trotz der langen Wartelisten nach Eintrittskarten beim "Sommernachtstraum" im vergangenen Sommer. Ein Stück auf dieser Bühne sei schlicht und einfach finanziell nicht mehr drin gewesen, so der Schauspielchef. Aus den selben Gründen gibt es 2014 auch kein Kindertheater.

Anders als alle üblichen Festivalprogramme lesen sich die Aufführungspläne der Salzburger Festspiele 2014 im Bereich "Konzert". Zumindest die von Intendant Alexander Pereira vorangestellte, heuer noch längere Reihe "Ouverture spirituelle" ist ungewöhnlich - immerhin spielt geistliche Musik des Islam eine zentrale Rolle. So werden die Musiker und Ordensbrüder von Al-Tariqa Al-Gazoulia ihre Sufi-Rituale erstmals in profaner Umgebung präsentieren und versuchen, das Salzburger Festspielpublikum in "Verzückung und Ekstase" zu versetzen, wie die Festspiele ankündigten.

"Diese Künstler sind Teil eines ägyptischen Ordens mit 40.000 Mitgliedern. Alle haben auch zivile Berufe und treffen einander drei, viermal wöchentlich zu ihren Zeremonien", erläuterte Festspielintendant Alexander Pereira, der neben der Oper auch für das Konzertprogramm verantwortlich ist. "Da hat man eine Idee wie die Ouverture spirituelle, und die wächst aus ihrem inneren Wert ständig weiter. Da gehen plötzlich Türen auf, an die man nie gedacht hat", sagte Pereira und betonte, dass es den Sufi-Sängern immer zuerst um die Friedensbotschaft des Islam gehe.

Gegenübergestellt wird die geistliche Musik des Islam den christlichen "Klassikern" wie "Die Schöpfung" von Haydn, "Die Krönungsmesse" und die "c-moll-Messe" von Mozart, "Dixit Dominus" von Händel, "Marienvesper" von Monteverdi oder "Requiem" von Max Reger. Jordi Savall steuert ein "Bal.Kan: Blut und Honig", einen musikalischen Streifzug durch den Balkan, bei, und Hossam Mahmoud wurde zur Komposition von "Seelenfäden" für Sufi-Sänger beauftragt. Insgesamt dauert die Ouverture spirituelle mehr als zwei Wochen, und zwar von 18. Juli bis zum 3. August.

Erstmals sechs "Philharmonische Konzerte"

Die Wiener Philharmoniker spielen 2014 erstmals sechs statt wie bisher üblich fünf "Philharmonische" - die Dirigenten heißen Barenboim, Chailly, Jordan, Muti, Dudamel und Gatti. Auf dem Programm unter anderem alle jene fünf Bruckner-Symphonien, die dieses Orchester uraufgeführt hat, nämlich Nr. 2, 4, 6 und 8 sowie die zweite Fassung von Nr. 5. Darüber hinaus kommen Dirigenten wie Jansons, Harnoncourt, Haitink, Dohnanyi, Rattle, Cambreling, Minkowski, Fischer oder Gardiner im kommenden Sommer nach Salzburg und präsentieren Musik unter anderem von den "Jahreskomponisten" Wolfgang Rihm, Anton Bruckner und Marc-Andre Dalbavie.

Alle 32 Beethoven-Sonaten

Nicht weniger prominent ist die Namensliste von Instrumentalisten und Sängern. Im Zentrum dabei stehen die Pianisten Aimard, Kissin, Sokolov und Pollini und vor allem Rudolf Buchbinder, der alle 32 Klaviersonanten von Beethoven in sieben Konzerten spielen wird. Die Liederabende werden gegeben von Anna Prohaska, Thomas Hampson, Christian Gerhaher, Anja Harteros, Piotr Beczala, Diana Damrau und Elina Garanca. Die traditionsreichen Mozart-Matineen mit dem Salzburger Mozarteumorchester, eine Vielzahl von Kammerkonzerten, Konzerte wie das Young Singers- und das Young Conductors-Project sowie Sonderkonzerte und viele diskursive Veranstaltungen vervollständigen das Salzburger Festspielprogramm 2014.

Endgültige Bilanz über den in finanzieller Hinsicht umstrittenen Festspielsommer 2013 hat das Direktorium heute nicht gezogen. Diese Bilanz soll im Jänner vorgelegt werden.

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