Alexander Pereira muss 2014 gehen

APA13175888 - 11062013 - SALZBURG - ÖSTERREICH: ZU APA-TEXT KI - Intendant der Salzburger Festspiele, Alexander Pereira am Dienstag, 11. Juni 2013, vor Beginn einer Sitzung des Festspielkuratoriums im Chiemseehof in Salzburg. APA-FOTO: NEUMAYR/MMV
Bechtolf und Rabl-Stadler leiten 2015 und 2016 die Salzburger Festspiele, Intendant ab 2017 wird gesucht.

Jetzt kam es im Salzburger Festspiel-Streit doch noch zu einem Mini-Eklat: Die Salzburger Festspiele und Intendant Alexander Pereira trennen sich bereits nach dem Sommer 2014. Pereira wird damit nur drei Sommer in Salzburg verantwortet haben.

Pereira wird somit nach seiner Designierung zum Intendanten der Mailänder Scala (ab 2015) seinen eigentlich bis 2016 laufenden Vertrag in Salzburg nicht bis zum Ende erfüllen.

Interimistischer künstlerischer Leiter wird ab Oktober 2014 der jetzige Schauspielchef Sven-Eric Bechtolf, der die Festspiele gemeinsam mit Präsidentin Helga Rabl-Stadler leiten wird. Die Festspiel-Intendanz wird unverzüglich ausgeschrieben, gab das Festspiel-Kuratorium nach einer Sitzung am Dienstag bekannt. Ebenfalls ausgeschrieben wird die Festspiel-Präsidentschaft, für die sich Rabl-Stadler wieder bewerben wird. „Ich bin gebeten worden und ich werde es machen“, sagte sie laut APA.

Einladung

Ende der Bewerbungsfrist ist der 2. September, noch in diesem Jahr soll eine Entscheidung für beide Positionen fallen. Der neue, per Ausschreibung gesuchte Intendant soll dann ab 2017 die Festspiele übernehmen. Das ist wohl als eine Einladung zu verstehen: Der ehemalige Konzertchef und Ein-Jahres-Intendant der Festspiele, Markus Hinterhäuser, „ist uns willkommen, diese Jahreszahl ist nicht zufällig“, sagte Bürgermeister Heinz Schaden. Hinterhäuser ist bis 2016 Chef der Wiener Festwochen.

Alexander Pereira muss 2014 gehen
APA13175974 - 11062013 - SALZBURG - ÖSTERREICH: (v.l.n.r.) Der Intendant der Salzburger Festspiele, Alexander Pereira, der Leiter des Schauspiels, Sven-Eric Bechtolf und Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler am Dienstag, 11. Juni 2013, vor Beginn einer Sitzung des Festspielkuratoriums im Chiemseehof in Salzburg. APA-FOTO: NEUMAYR/MMV
Die einvernehmliche Vertragsauflösung ist der Schlusspunkt eines Streites zwischen Kuratorium und Intendant. Dieser Streit hatte sich rasch nach Pereiras Bestellung an dessen für die Festspiele offenbar unerwartet hohen Budgetvorstellungen entzündet. Mit der Designierung Pereiras an der Scala hat der Konflikt seinen Höhepunkt gefunden.

Denn damit sah das Kuratorium Handlungsbedarf gegeben: Eine Doppelfunktion, also die Festspiele und die Scala gemeinsam zu leiten, schließt Pereiras Vertrag aus. Vor derKuratoriumssitzung war somit vieles denkbar – von der sofortigen Vertragsauflösung bis hin zur Erlaubnis für Pereira, dass er zumindest den Sommer 2015 noch verantworten darf.

Nun ist eine Art kleinster gemeinsamer Nenner gefunden worden: Pereira muss nicht sofort gehen. Er darf aber auch nicht nahtlos nach dem Festspielsommer 2015 nach Mailand wechseln.

Das Kuratorium hat auch die finanziellen Rahmenbedingungen für Pereiras verbleibende Amtszeit festgelegt: Das umstrittene Budget und das Programm der Festspiele für 2014 wurden genehmigt, und zwar in einer überarbeiteten Form. Die Höhe des Budgets beträgt 61,037 Mio. Euro. „Ich habe auf eine konzertante Oper verzichten müssen und Konzerte umgeschichtet“, sagt Pereira. „Die Oper von György Kurtag wird es 2015 geben. 2014 werden wir eine Oper von Marc-Andre Dalbavie produzieren.“
Die Halbierung der Gage für den Intendanten, wie von Landeshauptfrau Gabi Burgstaller gefordert, ist vom Tisch.

Hauptbeschäftigung

Pereira will sich nun „mit voller Begeisterung“ in die beiden kommenden Sommer stürzen: „Ich erwarte eine Reihe toller Projekte. Die Jahre 2013 und 2014 wird Salzburg meine Hauptbeschäftigung sein, erst dann widme ich Mailand mein Hauptaugenmerk.“ Er werde keine Sponsoren nach Mailand abziehen – das war von vielen befürchtet worden.

Schaden sprach von einem geordneten Übergang: „Mir war es wichtig, nicht im Streit zu scheiden.“

Aufgrund der langen Vorlaufzeiten insbesondere im Musikbereich wird Bechtolf ein weitestgehend fertiges Programm für 2015 und ’16 übernehmen. „Ich finde es ehrenvoll, diese Festspiele wie vorgeplant umzusetzen“, sagte Bechtolf.

Alexander Pereira geht ab 2015 an die Mailänder Scala. Eine Entscheidung, die das Kuratorium der Salzburger Festspiele in einer Sitzung zu diskutieren hatte. Die war bei der Redaktionsschluss dieser Ausgabe noch im Gange.

Was aber erwartet Pereira ab 2015 in Mailand? Zuerst einmal Vorschusslorbeeren. Etwa von Stardirigent Zubin Mehta, der Pereiras Bestellung begrüßte. Mehta in einer Mailänder Tageszeitung über den neuen Scala-Intendanten: „Ich kenne Pereira seit 30 Jahren. Was mir gefällt ist, dass er auch Musiker ist.“

Existenzbedrohend

Was jedoch weder Mehta noch Pereira gefallen dürfte, sind die massiven Kürzungen im italienischen Kulturbudget. Vor allem das von Mehta geleitete Florentiner Theater „Maggio Musicale Fiorentino“ ist in seiner Existenz bedroht. Das hoch verschuldete Festival steht seit Jänner dieses Jahres unter Aufsicht eines Sonderverwalters, der nicht nur mit einem Schuldenberg von etwa 27 Millionen Euro zu kämpfen hat, sondern auch an die 500 Jobs retten soll.

Ein Grund für die oft prekäre finanzielle Situation vieler italienischer Theater sind die von der Regierung veranlassten Einschnitte im Kulturhaushalt, gegen die nun mobil gemacht wird. Die Intendanten fordern ein Treffen mit dem Kabinett von Premier Enrico Letta für eine Revision der Regelungen.

„Wir verlangen vom Kulturministerium Garantien in Bezug auf die Finanzierungen. Opernhäuser müssen ihre Aufführungen drei Jahre im Voraus planen“, protestierte der Präsident der römischen Musikakademie Santa Cecilia, Bruno Cagli. „Entweder wir retten uns alle, oder wir gehen gemeinsam zugrunde“, meinte Cristiano Chiarot , Intendant des Theaters La Fenice von Venedig.

Mammut-Projekt

An der Scala selbst hingegen setzt Musikchef Daniel Barenboim zu einem Mammut-Projekt an. Ab 17. Juni steht in zwei Spielserien Wagners kompletter „Ring des Nibelungen“ auf dem Programm. Erstmals seit 1938. Das sind Groß-Projekte, die auch Pereira sehr gefallen.

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