Klare Regeln
Hinterhäuser sagte dazu in Ö1-Mittagsjournal, dass man deren nicht angemeldete Nebentätigkeit für das Berliner Theaterfestival „Voices“ als Entlassungsgrund gewertet habe: „Es gibt vertragliche Verpflichtungen, und an diese Verträge muss man sich halten. Und es gibt ganz klare Regeln für Nebenbeschäftigungen.“
Andere Gründe – wie künstlerische Differenzen oder atmosphärische Störungen der Zusammenarbeit – hätte es keine gegeben: „Marina Davydova ist alles, alles erklärt worden, wie die Festspiele funktionieren, was für Parameter hier herrschen. Ich habe mit Marina Davydova vereinbart, dass wir das Theater internationalisieren. Allerdings gibt es da auch Regeln und Spielregeln, von denen sie wusste und die sie akzeptiert hat.“
„Jedermann“ neu
Und dann fiel noch der Satz: „Ich persönlich habe ihr auch sehr geholfen, indem ich, ich, ihr einen neuen Jedermann geschenkt habe.“
Es handelte sich tatsächlich um ein großzügiges „Geschenk“ im Rahmen des subventionierten Festivals. Hinterhäuser negierte, dass es mündliche Vereinbarungen mit dem „Jedermann“-Team des Jahres 2023 und einen aufrechten Zweijahresvertrag mit Michael Maertens gab: Nach nur einer Saison beauftragte er eine Neuproduktion. Mit welchem Defizit sich diese Entscheidung zu Buche schlug, wurde nicht bekannt gegeben.
Aber Hinterhäuser behielt – wieder einmal – recht: Der „Jedermann“ des Sommers 2024, inszeniert von Robert Carsen, war ein Ereignis und mehrfach überbucht. Das übrige Schauspielprogramm (ausschließlich Koproduktionen) fiel vergleichsweise dürftig aus.
Und es war klar: Davydova würde ihr prononciertes, aber kaum festspieltaugliches Konzept weiterverfolgen. Um langfristig Schaden abzuwenden, dürfte Hinterhäuser die Reißleine gezogen haben.
Die Begründung mit der nicht gemeldeten Nebentätigkeit wirkt aber trotzdem bemüht. Denn das Voices Performing Arts Festival, das von 2. bis 29. November stattfand, ist ein Low-Budget-Nischenprogramm – und sicher keine Konkurrenz zu den Festspielen. Es bot eben russischen Exilkünstlern in Berlin eine Plattform.
Mehr war es nicht
Karsten Witt, der Organisator, kommt im Gespräch mit dem KURIER aus dem Staunen nicht heraus: „Es war naheliegend, Marina Davydova als Expertin anzusprechen. Sie hat uns Ratschläge gegeben und mit Kontakten weitergeholfen. Mehr war es nicht. Sie ist weder aufgetreten, noch ist sie von uns bezahlt worden.“ Es war, wie es scheint, bloß eine Gefälligkeit aus Verbundenheit zur russischen Kulturszene.
Ein Riesenthema
Die Probleme der Festspiele werden sich mit Davydovas Abgang aber nicht gelöst haben: In der jüngsten Kuratoriumssitzung waren – neben der Vertragsauflösung – die vielen Überstunden und angehäuften Urlaubstage der Mitarbeiter „ein Riesenthema“. Dies liege, so SPÖ-Bürgermeister Bernhard Auinger zu den Salzburger Nachrichten, nicht nur an der Absage der eigentlich für 2024 fixierten Wiederaufnahme des „Jedermann“, sondern auch „an Fehlern in der Disposition“ sowie an zu späten Entscheidungen, wann welche Opern gespielt würden …
Heute, Dienstag, gibt Markus Hinterhäuser sein Programm für den Sommer 2025 bekannt. Tags davor wurde verlautet, dass Axel Hiller als Leiter des Bereichs „Konzert und Medien“ auf Florian Wiegand folgt. Wiegand wird Intendant der Münchner Philharmoniker.
Kommentare