Auch die Inszenierung (eine Koproduktion mit dem Hamburger Thalia Theater) bot alles auf, was im Theater so möglich ist: Zutiefst berührende Szenen (das Finale, als Liliom sein Kind trifft), längliche und langweilige Abschnitte, komisches, aber auch seltsames Bewegungstheater, Klamauk, Tanzeinlagen, Männer im Tütü, die obligaten live übertragenen Fernseh-Sequenzen, Wasserschlachten im Planschbecken, sehr viel Sex (unter anderem mit einem aufblasbaren Krokodil) und hoher Bühnenbild-Aufwand (die erwähnten Roboter-Arme bewegen ständig Dinge von A nach B).
Und natürlich passiert das, was konservative Theaterbesucher am meisten fürchten: Jemand macht auf der Bühne Lulu (und wischt sich mit Baumblüten ab).
Die Geschichte rund um den brutalen Verlierertypen Liliom, den seine Taten schließlich ins Jenseits bringen, wird sehr ungewöhnlich – nämlich von hinten – aber durchaus verständlich erzählt. In dieser Inszenierung sitzt Liliom im Fegefeuer und wird noch einmal mit seinem missglückten Leben konfrontiert. (Das Fegefeuer ist hier eine politisch korrekte Vorhölle mit Strafarbeiten, Gesprächskreisen und Ballett-Übungen.) Obwohl Liliom sieht, was er alles angerichtet hat, weigert er sich, Reue zu zeigen und einen Antragsschein auf Vergebung auszufüllen.
Wer wildes, ungezähmtes, bei allem Furor sehr poetisches (Regie)-Theater mag, kommt hier voll auf seine Kosten. Wer einen klassisch erzählten "Liliom" sehen will, sollte den Abend so großräumig wie möglich umfahren.
Egal, ob man die Inszenierung mag: Jörg Pohl (Liliom), Maja Schöne (Julie), Oda Thormeyer (Frau Muskat), Yohanna Schwertfeger (Marie), Sandra Flubacher (Frau Hollunder) und Tilo Werner (Ficsur) spielen ohne Zweifel hervorragend.
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