Halbierte Festspiele in Salzburg: Programm ohne Pausen
Das Direktorium der Salzburger Festspiele hatte sich strikt geweigert, wegen der Corona-Krise frühzeitig die Flinte ins Korn zu werfen – und es sollte für seine mitunter belächelte Beharrlichkeit belohnt werden: Das Festival, das heuer sein 100-Jahr-Jubiläum begeht, findet statt. Wenn auch in stark verkürzter Form – von 1. bis zum 30. August.
Statt 200 Vorstellungen an 44 Tagen in 16 Spielstätten wird es nur etwa 90 vornehmlich im Festspielbezirk geben, statt 235.000 Karten nur rund 70.000. Den Auftakt soll die Eröffnung der Landesausstellung „Großes Welttheater – 100 Jahre Festspiele“ am 26. Juli im Salzburg Museum bilden.
Umfassende Auflagen
Das Direktorium (Präsidentin Helga Rabl-Stadler, Intendant Markus Hinterhäuser, kaufmännischer Direktor Lukas Crepaz) hat dem politisch besetzten Kuratorium ein Konzept für ein verkleinertes Sommer-Festival vorgelegt, das in der Sitzung am Montagnachmittag beschlossen wurde. Es werde, tat man kund, umfassende Hygiene- und Gesundheitsauflagen geben, um das Ansteckungsrisiko mit dem Corona-Virus möglichst gering zu halten.
Programm ohne Pausen
So wird das neue Programm ohne Pausen auskommen. Hinterhäuser kündigte aber Aufführungen aller Genres an, also auch szenische Produktionen im Musiktheater und Schauspiel. Die wirklich großen Inszenierungen jedoch können erst 2021 gezeigt werden.
Die eigentlich 44 Tage dauernden Festspiele (18. Juli bis 30. August) hätten mit „Elektra“ von Richard Strauss eröffnet werden sollen. Auf dem Programm gestanden wären zudem die Mozart-Werke „Don Giovanni“ in der Regie von Romeo Castellucci und „Die Zauberflöte“, Luigi Nonos „Intolleranza 1960“ und Mussorgskis „Boris Godunow“. Das Theaterprogramm sah u.a. die Uraufführung von Peter Handkes „Zdeněk Adamec“, „Das Bergwerk zu Falun“ von Festival-Mitbegründer Hugo von Hofmannsthal, „Richard III“ und Milo Raus „Everywoman“ vor. Bereits abgesagt ist die Koproduktion mit dem Burgtheater (Schillers „Maria Stuart“).
Rückabwicklung
Hinterhäuser möchte das genaue Programm Ende kommender Woche vorstellen. Der „Jedermann“ wird natürlich sicher gespielt werden – mit Caroline Peters als neuer Buhlschaft. Wohl nicht so groß stattfinden wird hingegen der „Jedermann-Tag“: Für den 22. August, an dem vor 100 Jahren zum ersten Mal in Salzburg das Spiel vom Sterben des reichen Mannes (in der Regie von Max Reinhardt) stattfand, war im gesamten Festspielbezirk ein Open-Air-Spektakel geplant gewesen.
Das modifizierte Programm samt neuen Terminen zwingt die Festspiele nun zur Rückabwicklung des Verkaufs von über 180.000 Karten. Bei der neuerlichen Vergabe sollen jene Vorrang haben, die bereits Tickets besaßen. Das Prozedere will man alsbald bekannt geben.
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