"Der Zauberberg" nach Thomas Mann: Winterreise in den Holocaust

In der Kammer scheitert eine Liebe, draußen kündigen sich die Gräuel des NS-Regimes an: Nicht der Erste Weltkrieg (wie bei Thomas Mann) ist die Katastrophe
Salzburger Festspiele: Krystian Lupa inszenierte kafkaeske Bilder und gespenstische Szenen. Die Hälfte des Publikums floh zur Pause

Es war spät abends, als C. ankam. Das Dorf lag in tiefem Schnee. Vom Zauberberg war nichts zu sehen, Nebel und Finsternis umgaben ihn, auch nicht der schwächste Lichtschein deutete das große Sanatorium an. Lange stand C. auf der Holzbrücke, die von der Landstraße zum Dorf führte, und blickte in die scheinbare Leere empor.

So ähnlich beginnt „Das Schloss“ von Franz Kafka. Und so ähnlich – von der Stimmung her – beginnt Krystian Lupa seine Dramatisierung des 1924 veröffentlichten 1.000-Seiten-Romans „Der Zauberberg“, die am Dienstag im Salzburger Landestheater Premiere hatte. Denn der polnische Regisseur, der 2019 bei den Wiener Festwochen „Proces“ nach Kafka realisiert hat, setzt auf düstere Bilder, gespenstische Momente, absurde Situationen. Er tränkt die Handlung „nach Thomas Mann“ atmosphärisch in Franz Kafka und mischt sie mit Tadeusz Kantor („Die tote Klasse“) ab.

Kommentare