Soeben stellte der 1981 in Elbasan/Albanien geborene Sänger in Wien auch seine neue CD vor. Sie trägt den Titel „Saimir“, ist bei „Opus Arte“ erschienen, wurde in Valencia aufgenommen und vereint Arien, die von seinem ehemaligen Freund und Mentor Luciano Pavarotti inspiriert und auch eine Hommage an jene Länder sind (Italien, Frankreich, Russland, Spanien, Albanien etc.), mit denen er besonders verbunden ist.
Mentor und Lehrer
Zu Luciano Pavarotti erzählt Pirgu im Gespräch mit dem KURIER auch gleich eine Geschichte: „Ich habe, nachdem ich im Jahr 2002 Gesangswettbewerbe in Mailand und in Lecce gewonnen habe, mit Giuseppe Di Stefano geredet, und er hat zu mir gesagt: Du siehst aus wie ich, singst aber wie Pavarotti.“ Das dürfte aus Di Stefanos Mund nicht nur ein Kompliment gewesen sein. Pavarotti wiederum war auf Anhieb hingerissen von Pirgus Stimme und wurde zu seinem Lehrer.
Seither hat der Tenor Weltkarriere gemacht. Seinen künstlerischen Durchbruch schaffte er im Jahr 2004, also genau vor 20 Jahren. Da debütierte er an der Wiener Staatsoper in Donizettis „L’elisir d’amore“, in Salzburg in „Così fan tutte“ unter Philippe Jordan. Auch mit Claudio Abbado arbeitete er in diesem Zeitraum zum ersten Mal. Später kamen zahlreiche andere große Dirigenten dazu, von Nikolaus Harnoncourt bis Zubin Mehta, Riccardo Muti oder Christian Thielemann. Ein besonderes Erlebnis war für ihn die Zusammenarbeit mit Regisseur Woody Allen für Puccinis „Gianni Schicchi“ 2008 in Los Angeles: „Eine superschöne Zeit, und Woody Allen ist genial, liebt Puccini und war sehr nett.“
Ausflug zu Wagner
Dem lyrischen Repertoire ist Pirgu bisher stets treu geblieben. Begonnen hat er mit Donizetti und Mozart, dann kam Puccini dazu, mittlerweile singt er auch Don José oder Hoffmann. Und während der Corona-Zeit studierte er eine Rolle, die er ebenso bald auf die Bühne bringen will: Richard Wagners Lohengrin. Auch das sollte gut zu seiner Italianità passen. „Covid war für mich in dieser Hinsicht sogar perfekt“, sagt Pirgu. „Ich hatte genügend Zeit, um Neues zu lernen.“
Erfolg im Opernfach zu haben, benötige heute wesentlich mehr Marketingaufwand als noch vor einigen Jahren. „Wir leben in einer Zeit des Konsumismus. Da braucht es dauernd irgendetwas Neues, auch um neues Publikum zu erreichen. Aber Oper tut sich zum Beispiel auf Social Media schwer. Oper ist langsam, eine andere Welt, da geht nicht alles so schnell.“ Auch Intendanten müssten verstehen, dass es lange brauche, um Stars aufzubauen. „Es kann nicht nur um den raschen Erfolg gehen. Sonst muss man Musicals produzieren.“ In der Oper benötige man viele Jahre, viel Erfahrung, um ein Star zu werden. Diese Geduld herrsche aber nicht überall.
Plädoyer für Qualität
Wien ist für ihn ein zentraler Ort, an dem Stimmen besonders geschätzt würden. „Das Publikum hat sehr guten Geschmack.“ Aber warum ist die Regie in Wien so ein großes Thema? „Regisseure denken zu wenig, wenn sie nach Wien kommen. Sie unterschätzen diese Stadt, ihre Geschichte, das Publikum. Sie wollen Wien verändern mit neuen Ideen, aber Wien braucht in erster Linie Qualität, egal ob neu oder altmodisch.“
Seine Hörer, davon ist er überzeugt, schätzen auch nach wie vor klassische Tonträger. „Als ich 2004 mein erstes Album herausgebracht habe, war jeder überzeugt, dass die CD in 20 Jahren nicht mehr existiert. Jetzt ist sogar Vinyl zurück.“ Und warum? „Weil die Qualität besser ist als mit den neuen Technologien. Heute klingen die meisten Stimmen gleich und haben keinen Schmelz, keine Persönlichkeit. Deshalb gibt es diese Nostalgie für die alte Art, Arien aufzunehmen und zu hören.“
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