Rosamund Pike: Vor dem großen Durchbruch

Die schöne Britin Rosamund Pike erinnert an die blonden Heldinnen von Alfred Hitchcock. In „Hectors Reise oder die Suche nach dem Glück“ will sie zuerst nur Karriere machen
Rosamund Pike spielt wieder neben Comedian Simon Pegg: "Hectors Reise oder die Suche nach dem Glück".

Noch müssen die meisten Menschen länger nachdenken, wenn sie ihren Namen hören: Rosamund Pike? Wer ist das noch einmal?

Erwähnt man dann "Bond-Girl", erhellen sich oft die Gesichter: Ach ja, das war Miranda Frost – die eisige Blondine aus "Stirb an einem anderen Tag."

Noch ist Rosamund Pike also nicht der ganz große Star auf Hollywoods Sternenhimmel. Aber sie steht knapp davor. Ihr großer Durchbruch könnte ihr mit David Finchers düsterem Thriller "Gone Girl" gelingen. Darin ist Pike die vermisste Ehefrau von Ben Affleck (Start: 3. 10.).

Rosamund Pike: Vor dem großen Durchbruch
Simon Pegg als Glückssucher
Bisher aber hat sich die schöne Britin, deren makelloses Erscheinungsbild an kühle Blonde wie Hitchcocks Grace Kelly oder Tippi Hedren erinnert, meist in signifikanten Nebenrollen ihren Ruhm erworben. An der Seite vonTom Cruise zum Beispiel, dessen Anwältin sie in "Jack Reacher" spielte. Oder als Kumpanin von Brit-Comedian Simon Pegg in der Science-Fiction-Sauf-Komödie "The World’s End".

Auch in ihrer neuen, netten Tragikomödie "Hectors Reise oder die Suche nach dem Glück" (ab Freitag im Kino) steht sie wieder Simon Pegg zur Seite. In der Verfilmung des Buchbestsellers spielt die 35-jährige Pike die verspannte Ehefrau eines Psychiaters, der auf der Suche nach dem Glück eine Weltreise antritt.

Der KURIER traf eine bestgelaunte und überaus gesprächige Rosamund Pike, die gerade ihr zweites Kind erwartet, in Berlin. Ein Gespräch über Karriere, Kontrolle und die Suche nach dem Glück.

KURIER:In welcher Sprache wollen wir uns unterhalten? Angeblich sprechen Sie gut Deutsch?

Rosamund Pike (auf Englisch): Oh Gott, nein! Ich weiß, im Internet kursieren alle möglichen falschen Angaben über meine Person. Nichts davon stimmt. Weder mein Geburtsdatum, noch mein zweiter Vorname, noch der Beruf meiner Eltern. Beide sind Opernsänger, und meine Mutter ist nicht, wie behauptet , Konzert-Violinistin. Auch die Sprachen, die ich angeblich kann, spreche ich nicht.

In "Hectors Reise" spielen Sie Clara, die zu Hause wartet, während ihr Freund sein Glück sucht. War das spannend für Sie?

Ich mochte die Rolle sehr, weil ich glaube, dass Clara ebenfalls eine große Verwandlung durchmacht. Sie fürchtet die Veränderung und will alles unter Kontrolle halten – ihre Karriere, ihre Beziehung... Ich habe lange Zeit in Amerika verbracht, und dort sind alle besessen davon, die Kontrolle zu behalten. Alles wird kontrolliert – das Gewicht, wie viele Schritte man am Tag macht ... Die Leute sind so mit Selbstkontrolle beschäftigt, dass sie auf das Leben vergessen. Clara ist auch so ein Typ.

Am Ende verwandelt sich die Karrierefrau in eine Heiratskandidatin mit Kinderwunsch. Ist das nicht recht konservativ?

Das wirkt auf den ersten Blick so, aber bei dieser Figur ist die Kinderlosigkeit keine eigene Entscheidung, sondern nur Angstreflex. Ich las kürzlich einen Artikel über Frauen, die sich bewusst dafür entscheiden, keine Kinder zu bekommen. Für die bedeutet Kinderlosigkeit eine positive Sache. Aber Clara hat nur Panik, Chaos in ihr geordnetes Leben zu bekommen.

Nachdem Glück das große Thema des Films ist: Was haben Sie für eine Glücksvorstellung?

Ich bin jetzt, in meinen Dreißigern, viel glücklicher als in meinen Zwanzigern. Ich habe viel Leid erfahren, aber auch Erfolge. Gerade die Kombination von Hochs und Tiefs lässt mich Glück intensiver erleben. Für mich bedeutet Glück auch Kontinuität. Ich liebe es, in denselben Park zu gehen und immer wieder unter demselben Baum zu sitzen.

Dass Sie eine Rolle im Bond-Film "Stirb an einem anderen Tag" erhielten, zählt wohl zu den beruflichen Glücksmomenten ...

Ja, das war eine tolle Chance, aber auch ziemlich beunruhigend. Als Schauspielerin will man ja aufgrund seiner Leistungen anerkannt werden. Aber als ich die Bond-Rolle bekam, entstand der Eindruck, ich sei aus dem Nichts aufgetaucht. Dadurch hatte ich das Gefühl, ich hätte den Erfolg eigentlich nicht verdient. Das war ein schlechtes Gefühl, das mich damals richtig lähmte.

Sie spielten kürzlich neben Tom Cruise in "Jack Reacher". War das eine gute Erfahrung?

Oh ja, aber in erster Linie deswegen, weil Cruise so außergewöhnlich ist. Die Rolle selbst war weniger aufregend. Die tollen Frauenrollen sind jene, wo man als Figur aktiv Einfluss auf die Handlung nimmt. Aber das war bei der Anwältin, die ich spielte, nicht der Fall. Sie wirkte immer irgendwie manikürt, obwohl ich das Gegenteil erzielen wollte.

Frauenrollen sind ja leider oft wenig handlungsaktiv ...

Das stimmt, deswegen ist die Konkurrenz für gute Frauenrollen auch so groß. Kennen Sie den "Bechdel-Test"? Da wird überprüft, ob in einem Filmen zumindest zwei Frauen vorkommen, die über etwas anderes sprechen als über Männer. Wie in "Brautalarm" zum Beispiel, den ich ganz großartig fand. Aber in den meisten Filmen fällt den Frauen wenig Handlungsmacht zu – und das ist eine Schande.

London Rosamund Pike wurde 1979 in Hammersmith, London, geboren und ist die einzige Tochter zweier Opernsänger. Sie sammelte bereits seit ihrem 16. Lebensjahr Erfahrungen auf der Theaterbühne. Pike studierte englische Literatur in Oxford und trat noch vor ihrem Abschluss im Jahr 2001 in kleineren Rollen im britischen Fernsehen auf. Bis heute ist Pike auch weiterhin dem Theater treu.

Bond Ihr Kinodebüt hatte Rosamund Pike in dem Bond-Film "Stirb an einem anderen Tag" (2002). Es folgten Rollen in "Stolz und Vorurteil" (2005) als ältere Schwester von Keira Knightley und Zusammenarbeiten mit Johnny Depp, Tom Cruise sowie Simon Pegg. Im Oktober kommt ihr neuer Film "Gone Girl" von David Fincher in die Kinos. Pike ist mit Robert Uniacke liiert und erwartet von ihm ihr zweites Kind.

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