"Bigger Splash": Verführung am Swimmingpool

"A bigger splash"
Loses Remake des Kultklassikers "Der Swimmingpool" mit Tilda Swinton und Ralph Fiennes: "A Bigger Splash".

Die nassen, halb nackten Körper von Alain Delon und Romy Schneider am Beckenrand von "Der Swimmingpool" sorgte 1969 für eine Sensation – und eine Provokation. Mit seinem lasziven, freizügigen Erotikthriller unter der heißen, südfranzösischen Sonne hatte Jacques Deray den Zeitgeist-Nerv einer jungen Generation getroffen. Hinzu kam der autobiografische Hintergrund der schönen, braun gebrannten Hauptdarsteller: Es war die erste Zusammenarbeit zwischen Romy Schneider und Alain Delon nach ihrer Trennung einige Jahre zuvor. Fast schien es, als würde das berühmteste Ex-Liebespaar Europas – mittlerweile mit jeweils anderen Partnern verheiratet – wieder in alter Leidenschaft zusammenfinden. (Was im übrigen nicht geschah.)

"Bigger Splash": Verführung am Swimmingpool
Kurier-Film-Archiv; Romy Schneider, Alain Delon
Offensichtlich hat die Strahlkraft von "Der Swimmingpool" bis heute nicht an Faszination eingebüßt. François Ozon etwa ließ sich 2003 zu seinem Thriller-Drama "Swimming Pool" mit Charlotte Rampling inspirieren, während der Italiener Luca Guadagnino zu einem losen Remake mit dem Titel "A Bigger Splash" (Kinostart: Donnerstag) ausholte.

Anstelle von Schneider und Delon wälzen sich nun die schottische Oscarpreisträgerin Tilda Swinton als Marianne und der Belgier Matthias Schoenaerts als ihr Partner Paul unter süditalienischer Sonne am Pool.

Marianne ist ein begehrter Rock-Star, der sich von einer Stimmbandoperation erholen muss und nur flüstern darf, ihr Freund Paul ein trockener Alkoholiker. Das fragile Paar sucht Einsamkeit und Ruhe, wird aber rüde gestört: Mariannes Ex-Freund Harry kommt ungebeten zu Besuch und lässt es partymäßig ordentlich krachen. Außerdem hat er seine attraktive Tochter im Schlepptau: Anstelle der jungen Jane Birkin, die im französischen Original als verführerischer Teenager Pénélope durchs Haus schlich, wirft sich nun Dakota Johnson ("Fifty Shades of Grey") in Lolita-Pose.

Schweigen

Die Idee für die stumme Rocksängerin stammte übrigens von Swinton selbst: Es gebe Momente im Leben, da möchte man lieber schweigen, erklärte die Schauspielerin letztes Jahr auf dem Filmfestival in Venedig, wo "A Bigger Splash" präsentiert wurde. Genau so sei es ihr ergangen, als man ihr die Rolle angeboten habe: "Ich war an eine Punkt angekommen, wo ich nichts sagen wollte."

Während Tilda Swinton also schweigt, redet Ralph Fiennes dafür wie ein Buch. Seine Sprechsalven gipfeln in ekstatischen Körpereinsätzen: An einer Stelle legt er eine Platte von den Rolling Stones auf und beginnt frenetisch zu tanzen. Diese Szene, in der Ralph Fiennes das Haus rockt, gehört zu den witzigsten Momenten, umso mehr, als man dem gediegenen Briten so viel Temperament gar nicht zugetraut hätte.

Ab der zweiten Hälfte des Films jedoch gibt Guadagnino die Spannungsfäden aus der Hand: Die angestrebte emotionale Intensität zwischen den Figuren will sich trotz Zuspitzung nicht einstellen, und die Handlung steigert sich nicht zum packenden Thriller, sondern kippt in die leere Farce.

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