Rogue One: So ist der "Star Wars"-Spinoff

Star Wars
Spektakuläre Spezialeffekte, tolle Schauplätze, aber müde Handlung.

Kein Jedi erhellt "Rogue One: A Star Wars Story" und auch das Lichtschwert blitzt nur kurz auf: In Disneys lang erwartetem düsteren Spin-off-Film aus dem narrativen Umfeld der Star-Wars-Galaxie gibt es keinen Jedi. Und auch keinen Gott, der den Menschen gegen eine schreckliche Bedrohung beistehen könnte.

Die Macht ist trotzdem mit dem Brit-Regisseur Gareth Edwards: Sein Blockbuster besticht mit visuellem Einfallsreichtum, spektakulären Spezialeffekten und atemberaubenden Schauplätzen, müht sich aber mit einer zähflüssigen Handlung ab, die vor allem im kriegerischen Finale spannungsmäßig zum Erliegen kommt.

Immerhin übernahm Edwards die traditionsschwere Aufgabe, den ersten von mehreren geplanten Filmen unter der Rubrik "A Star Wars Story" zu drehen. "Rogue One" setzt zeitlich vor George Lucas’ erstem "Krieg der Sterne" an und erzählt die Geschichte einer Rebellengruppe, die die Baupläne vom Todesstern stiehlt und sich gegen das Imperium erhebt. Es handelt sich also um ein Prequel, das sich aber als ein in sich geschlossenes Abenteuer abseits der Skywalker-Familiengeschichte versteht. Trotz des Titels „Rogue One“ – der Name des Rebellenschiffs – steht also kein „Rogue Two“ an.

Rogue One: So ist der "Star Wars"-Spinoff
BILD zu OTS - Jyn Erso (Felicity Jones) in "Rogue One: A Star Wars Story" © Lucasfilm LFL 2016.
Felicity Jones – ebenfalls eine Britin – bildet das emotionale und kämpferische Herzstück (und veranlasste die englische Presse zu freudigen Titeln wie „Das britische Imperium schlägt zurück“). In einem knackigen Intro erfahren wir, wie aus dem Zopfmädchen Jyn Erso eine verbissene Kämpferin wird. Ihr Vater (Mads Mikkelsen) wird vom Imperium dazu gezwungen, an der Konstruktion des Todessterns mitzuarbeiten, während die Tochter flüchten kann. Endlich erwachsen, sucht Jyn ihren verschwundenen Erzeuger und gründet schließlich die Gruppe der Rebellen.

Gefühlsmäßig erreicht die trübe Vater-Tochter-Geschichte nicht jenen Tiefgang, der offensichtlich angestrebt war. Dafür bestimmt vor allem die Ikonografie des Kriegsfilms die Bilder: Zerbombte, orientalisch anmutende Städte, in denen die Sturmtruppen des Imperiums ihr Unwesen treiben, atmen den Realismus von zeitgenössischen Kriegsschauplätzen.

„Rogue One“ macht am meisten im Detail Spaß: Whitaker als Saw Gerrera ist zwar eine furchterregende Erscheinung, aber gesundheitlich angeschlagen. Immer wieder muss er aus einer Sauerstoffmaske röcheln, die malerisch an seinem Hals baumelt. Der Lügendetektor, mit dem er potentielle Verräter befragt, besteht aus einer schleimigen Qualle mit langen Tentakeln, die liebevoll an den Schläfen des Verhörsopfers saugen.

Blinder Mönch

Wenn schon kein Jedi, so gibt es doch einen blinden Mönch, der Mantra-artig (und etwas nervtötend) die Macht beschwört und mit asiatischer Kampfkunst die Sturmtruppen dezimiert. Natürlich ist es kein Zufall, dass ihn ein chinesischer Star wie Donnie Yen spielt. Auch das chinesische Publikum soll mit uns sein.

Ohnehin setzen sich die Rebellen aus einer betont multi-kulturellen Gruppe zusammen – noch dazu angeleitet von einer Frau – während der Vertreter des Imperiums als blonder, blauäugiger Mann das faschistoide Böse verkörpert.

Und das hat Folgen: Noch ist "Rogue One" gar nicht angelaufen, gibt es die ersten Boykottaufrufe unter #DumpStarWars. Disneys Film sei "Anti-Trump" und "feministische Propaganda", lautet der Vorwurf. Allzu große Sorgen wird sich das Maus-Studio aber wohl nicht machen müssen: Wie der Hollywood Reporter berichtet, werden am ersten Wochenende massive 130 Millionen Dollar Einspielergebnisse erwartet – und damit der zweitgrößte Boxoffice-Weltrekord nach "Star Wars: Das Erwachen der Macht" im letzten Jahr.

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