Also muss man das Mammutwerk zumindest „korrigieren“ und den Ungehörten eine Stimme geben. Für die textliche Korrektur zuständig ist dabei der Autor Necati Öziri, der zum Auftakt des quälend langen vierstündigen Unterfangens auf der Bühne einen Monolog hält, in dem er sich die Frage stellt, ob er überhaupt der Richtige für eine solche Aufgabe wäre. Die Antwort: An Öziri liegt es am wenigsten, dass dieser „Ring“ saft-, kraft-, fantasielos und öd bleibt.
Zu Wort kommt hier nämlich Erda, die als „Mummy Nature“ zur „apokalyptischen Aftershowparty“ bittet. Dann Alberich, der sich über Attraktivität und Ablehnungen auslässt. Es folgt „Papis kleine Löwin“ Brünnhilde, die in Walhall als Sexarbeiterin angestellt ist, um Soldaten für Wotans Armee zu rekrutieren. Siegfried – der kommt nicht vor – findet sie übrigens zum „Sch. . .“.
Es melden sich die Riesen auch per Rap mit ihrem Gastarbeiter-Schicksal zu Wort, Fricka klagt über das Altern und bandelt mit einem Fremden in Gestalt des auf der leeren Bühne stets präsenten Elektro–Musikers Black Cracker an. Dann tritt der personifizierte „weiße Mann“ als Witz-Wotan auf, ehe der Waldvogel und der Drache ihr kleines Glück (der Drache darf überleben, solange der Vogel singt) finden.
Unterlegt ist das alles mit eher bedeutungslosen Klängen, die bald zur Monotonie werden. Das aber wiederum passt zu Rüplings Regie, der das brave Ensemble auf der Bühne herumstehen lässt; Interaktion gibt es de facto keine. Hier fehlt es an Kraft, szenisch und musikalisch. An allem, was in Wagners „Ring“ drinnen wäre. Am Schluss werden noch kleine Kerzen an das Publikum verteilt. Lichter der Erkenntnis sind das nicht.
Peter Jarolin
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