Wagner fürs Hirn

Q wie Qual: Kann eine Wagner-Oper auch sein. Schließlich dauern die meisten Werke locker fünf Stunden. In Bayreuth sind zudem die Sitze unbequem. Dient aber der besseren Akustik, weil Polstersessel Schalwellen schlucken. Der Platz im Haus ist beengt und die Luft hat nicht gerade Kurortqualität.
Das Wagner-Jahr ist nicht nur ein Fest für Hörer, sondern auch für Leser – und für die Verlage. Letzter Teil der Wagner-Serie

Paulus Manker schrieb es in seinem Text zur KURIER-Serie „Wahn-Sinn-Wagner“: Schon zu Lebzeiten des Komponisten sind 10.000 Bücher über ihn erschienen. Nur über Jesus und Hitler gebe es ähnlich viel Literatur.

Wagner fürs Hirn

10.000 Bücher sind über den am 22. Mai 1813 in Leipzig geborenen Richard Wagner, dessen Augenpartie auf dem Bild oben zu sehen ist (ein Ausschnitt der Wagner-Büste vor dem Bayreuther Festspielhaus), im großen Jubeljahr noch nicht erschienen. Ein paar Hundert werden es aber sein. Und Dutzende davon mit Relevanz.

Die Publikationen behandeln die Vita des Komponisten, sein Genie, seinen Antisemitismus, seine Hundeliebe und andere Facetten. Unten finden Sie eine Auswahl.Wagner für die Ohren findet sich auf der neuen KURIER-CD, die einen idealen Überblick über Wagners Opernschaffen bietet.

KURIER-CD "Richard Wagner"

Wagner fürs Hirn
Auf der Doppel-CD "Richard Wagner" sind Auszüge aus vielen Opern des Bayreuther Meisters zu hören – von „Rienzi“ bis „Parsifal“, mit Passagen aus dem „Ring“, „Tannhäuser“, „Lohengrin“, „Tristan“ etc. Als Dirigenten hört man u. a. Furtwängler, Karajan, Solti, Boulez, Thielemann, Welser-Möst am Pult der besten Orchester. Als Sänger sind Birgit Nilsson, George London, Plácido Domingo, Thomas Quasthoff, Jonas Kaufmann und weitere Stars vertreten. Seit Freitag, 17. Mai, ist die CD auf den Markt. Sie kostet 19,90 Euro im Handel bzw.15,50 Euro über denKURIER-Club. Weitere Bestellinfos beiUniversal Music.

Zitate der Autoren der KURIER-Serie

Thomas Hampson, Bariton:
„Wagner ist wie ein riesiger Berg mit sehr vielen Gletschern, mehr als andere. Ein paar dieser Gletscher wird man niemals besiegen, niemals erobern.“

Jonathan Meese, Künstler:
„Wagner hat nicht sich, sondern die Kunst zum Maß aller Dinge gemacht. Er ist Totalsthermetiker und konnte für die Kunst vollends ,Strammstehen‘.“

Franz Welser-Möst, Dirigent:
„Tatsächlich besteht kein Zweifel daran: Die Musikwelt seit der Uraufführung von ,Tristan und Isolde‘ ist eine andere als sie es davor war.“

Paulus Manker, Theatermacher:
„Angetrieben von einem Ehrgeiz, durch Kleinwuchs befeuert, übertraf er alle – an Kunst wie an Schlechtigkeit. Mit normalen Maßstäben nicht zu messen.“

Christian Thielemann, Dirigent:
„Er wollte das ,unsichtbare Orchester‘ – und hat es in Bayreuth erfunden. Musik als mystisches Ereignis, als Naturgewalt.“

Alle Texte gesammelt finden Sie hier.

Das fällt wunderbar aus dem Rahmen der „Wer ist Wagner?“-Bücherflut: Seine aufmüpfige 15-jährige Tochter Isolde zeichnete Papa zum 67. Geburtstag Szenen aus seinem Opernleben (und band die Blätter an Rosenstöcke). Persönlich wurde sie dabei nie. Weil Cosima wachte? Isoldes Enkelin hob den Schatz in Bayreuth; brütete und kommentiert. (P.P.)

KURIER-Wertung: ***** von *****

Stardirigent Thielemann erklärt seine Faszination für Wagner, gewährt seltene Einblicke in die Welt des Grünen Hügels und macht sich Gedanken über die Werke, die Wirkung und die Interpretation Wagners. Höchst vergnüglich zu lesen, sehr leidenschaftlich und kompetent geschrieben. Ein Muss für Wagnerianer. (PJ)

KURIER-Wertung: ***** von *****

Sie trugen Namen wie Peps, Robber oder Leo, waren Spaniel, Neufundländer oder Bulldoggen – und Wagner liebte sie zumindest ebenso wie seine Frauen. Hunde spielten einen große Rolle in seinem Leben. Und wurden sogar neben ihm begraben. Die Autorin erklärt, wie sie auch sein Werk beeinflussten. Schräg, amüsant. (GeKo)

KURIER-Wertung: **** von *****

An Wagners Kunst kann man sich reiben – bis heute. Fischer überprüft, wie (und nicht zuletzt auch: wodurch) Wagner ins Heute wirkt; mit seinem Antisemitismus, mit seinem letztlich übermächtigen ästhetischen Erbe. Aber er fragt auch, wie die Person Wagners ins Werk durchschlägt – nicht immer zum Vorteil für die Kunst. (ley)

KURIER-Wertung: ***** von *****

Noch eine Wagner-Biografie? Ja, und zwar eine besonders gute. Musikwissenschaftler Martin Geck nähert sich Wagner, den Werken und ihren Ursprüngen, aber auch bedeutenden Inszenierungen. Als zweite Ebene gibt es „Interventionen“ über Wagner und bestimmte Persönlichkeiten; ein Buch, in dem man verweilen kann. (PJ)

KURIER-Wertung: **** von *****

Gottfried Wagner ist der Sohn des langjährigen Bayreuth-Chefs Wolfgang Wagner und seit vielen Jahren Kritiker der Familiengeschichte. Auch dieses Buch ist eine Streitschrift „wider das scham- und verantwortungslose Festhalten am Wagner-Kult“. Viele bekannte Argumente, aber eine wichtige Gegenstimme. (GeKo)

KURIER-Wertung: **** von *****

Die Wagner-Familiengeschichte, destilliert in eine Person: Richards Enkelin Friedelind, Antisemitin, fasziniert vom in Bayreuth Suppe essenden Hitler. Dann der Bruch, mit der Ideologie, mit dem Clan. Aber ganz kommt sie nicht los von den Wagners. Spannend; das Buch bleibt aber als „Spurensuche“ zu undeutlich. (ley)

KURIER-Wertung: *** von *****

Als Ludwig Marcuses Buch zum 150. Geburtstag des Komponisten erschien, war es ein Schock für Wagnerianer und wurde von vielen Kritikern zerfetzt. Jetzt, 42 Jahre nach Marcuses Tod, wurde es neu aufgelegt – und zählt nach wie vor zu den wichtigsten biografischen Schriften. Radikal subjektiv und polemisch. (GeKo)

KURIER-Wertung: ***** von *****

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