Richard Strauss, wie er in Wien auch klingen soll

Alice Coote präsentierte sich bei ihrem Wiener Hausdebüt als extrem burschikoser Octavian
Kritik: "Der Rosenkavalier" mit Kirill Petrenko.

Seit 2013/’14 ist Kirill Petrenko Generalmusikdirektor der Bayerischen Staatsoper; erst vor Kurzem wurde der gebürtige Russe von einer Fachzeitschrift zum Dirigent des Jahres gekürt. Und wenn man die aktuelle Spielserie (Reprisen: 23., 26. und 28. November) des "Rosenkavalier" im Haus am Ring hört, weiß man warum. Denn an der Staatsoper zeigt Petrenko, wie Richard Strauss auch klingen kann.

Farbenpracht

Petrenko liebt einen satten, kompakten, dann wieder lyrisch-transparenten Klang. Da darf der Ochs auch musikalisch gewaltig poltern, da hört man das Sinnieren der Marschallin auch im Orchester in feinen Abstufungen, da findet das junge Paar Octavian und Sophie in herrlichsten Farben zueinander, da wird das Finale zu einer großen, gigantischen Apotheose.

Bei Petrenko und dem exzellenten Orchester hört man das Rauschhafte dieser Musik ebenso wie das zutiefst Wienerische (so etwa beim Ochs-Walzer!), da spielt sich das Drama ganz in den Noten ab. Die eine oder andere Feinabstimmung in Sachen Lautstärke wird sich in den Folgevorstellungen gewiss noch ergeben. Wie auch immer: So dirigiert, entfaltet der "Rosenkavalier" orchestral eine betörende Sogwirkung.

Schade nur, dass die Sänger nicht immer ganz auf der Höhe sind. Soile Isokoski gibt eine sehr innige, stimmlich differenzierte Marschallin, die jedoch das eine oder andere Mal im Klangrausch etwas untergeht. Ähnliches gilt für die Hausdebütantin Alice Coote als vokal gar sehr blasser Octavian. Coote versucht immerhin, dieses Manko mit extrem burschikosem Spiel wettzumachen. Das aber ist eine Geschmacksfrage.

Komödienfach

Als leicht indisponiert angesagt wurde die Sopranistin Chen Reiss, die aber dennoch die Partie der Sophie ihren Möglichkeiten gemäß solide sang. Weit mehr als solide: Peter Rose als profunder, bewusst derber, dennoch Wienerischer Ochs, dessen Spielfreude in jeder Szene zu erkennen war. Wie auch Bariton Clemens Unterreiner als junger, stimmlich stets sicherer Faninal das Komödiantische der Oper betonte.

Thomas Ebenstein (Valzacchi), Carole Wilson (Annina) und Benjamin Bruns (tadellos als Sänger) führen das sehr homogen besetzte Ensemble an.

KURIER-Wertung:

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