"Revisor": Wenn korrupte Zombies ums Goldene Kalb tanzen

APA11988124 - 20032013 - WIEN - ÖSTERREICH: ZU APA-TEXT KI - Susa Meyer und Marcello de Nardo während der Fotoprobe von Nikolaj Gogol's "Der Revisor" am Mittwoch, 20. März 2013, im Wiener Volkstheater. Das Stück in der Fassung von Thomas Schultes-Michels hat am kommenden Freitag, 22. März 2013, Premiere. APA-FOTO: ROBERT JAEGER
Kritik. Gogols „Revisor“ am Volkstheater ist jung, frech, heutig, grell.

Knapp 90 Minuten, dann ist alles gesagt. Dann stehen sie da in ihren verdreckten Unterhosen, getäuscht, düpiert und ausgenommen. Sie, das sind die durch und durch korrupten Honoratioren einer ebenso durch und durch verkommenen, maroden russischen Kleinstadt. Einem Betrüger sind sie aufgesessen, den sie für einen großen, einflussreichen Revisor gehalten haben. Doch was war eigentlich dessen Leistung?

Es ist Regisseur Thomas Schulte-Michels zu danken, dass Nikolaj Gogols 1835 verfasste Farce „Der Revisor“ am Volkstheater so wunderbar flott, heutig, jung und aktuell daherkommt. Denn der deutsche Regisseur hat eine eigene, bewusst schnoddrige Fassung des Klassikers erstellt und siedelt das Geschehen auf einer riesigen, steilen Showtreppe (Bühne: auch Schulte-Michels) an.

Auf dieser führt er in einer Art Nummernrevue die Fratzen einer von Dummheit und Gier getriebenen Gesellschaft vor. Im Eilzugstempo und mit teils guten Gags. Da lassen Beckett und Brecht grüßen, ebenso wie eine „Rocky Horror Show“, Murnaus „Nosferatu“ oder Chaplins „Der große Diktator“.

Trauriger Clown

Denn der falsche Revisor ist hier ein trauriger Clown, der anfangs völlig naiv, dann wie ein großes Kind und zuletzt ganz berechnend durch eine Welt stapft, die betrogen werden will, die das auch verdient hat. Marcello de Nardo verkörpert diesen Clown mit einer hinreißenden Leichtigkeit, bringt zärtlich-tragische Zwischentöne ein, lässt aber auch immer wieder die Gefährlichkeit dieses Mannes aufblitzen. Brillant.

An der Spitze der macht-und geldgeilen Kleinstädter – es ist viel Laufarbeit vonnöten – steht Günter Franzmeier als grandios-verschlagener Bürgermeister. Franzmeier spielt diese Rolle in all ihren Facetten virtuos aus. Aus dem guten Ensemble ragen Susa Meyer und Andrea Bröderbauer als Mutter-Tochter-Zickengespann sowie Erwin Ebenbauer als Richter und Till Firit heraus. Jubel.

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