Rettungsaktion für die Festspiele Reichenau ist angelaufen

Ein Bild aus besseren Zeiten: das Ehepaar Renate und Peter Loidolt, Gründer der Festspiele Reichenau
"Trenklers Tratsch": Große Bühnen in Wien sind in der Post-Lockdown-Depression - und Nöku-Chef Paul Gessl verhandelt mit den Loidolts

Am Freitag wurde bekannt gegeben, dass ab 10. Juni nicht nur 50, sondern 75 Prozent der Sitzplätze verkauft werden dürfen. Ab Juli ist noch viel mehr möglich. „Große Freude“ herrsche nun, so die APA, angesichts der weiteren Öffnungsschritte in der Kulturbranche. Und Andrea Mayer, die Staatssekretärin, zeigte sich – laut Aussendung – „erleichtert“.

Die großen Wiener Theaterbühnen haben aber bereits vor der Entscheidung w.o. gegeben. Das Burgtheater sperrte das Hauptgebäude nicht einmal auf (weil eine Klimaanlage eingebaut wird), es spielt im Juni keine Vorstellung im Kasino am Schwarzenbergplatz, macht nur im Akademietheater Programm.

Das Volkstheater, unter der neuen Direktion von Kay Voges erst am 26. Mai gestartet, beendet die Saison bereits am 6. Juni, nach nicht einmal zwei Wochen.

Und Herbert Föttinger, der wütend das Spielen-Dürfen eingefordert hatte, bringt im Theater in der Josefstadt nicht nur keine Premiere heraus: Ab 16. Juni steht gleich 13-mal „Keine Vorstellung“ auf dem Programm (was sich nur zum Teil mit der Absage von dreimal „Kirschgarten“ erklären lässt). Darf das wahr sein? Bei Betrieben, die mit Millionenbeträgen subventioniert werden und einen Kulturauftrag haben?

Aufgegeben haben auch Renate und Peter Loidolt, die Gründer der höchst erfolgreichen Festspiele in Reichenau. Sie ermöglichen also den anderen Sommertheatern in Niederösterreich, gemächlich über die Ziellinie zu traben – das bedeutet w. o. eigentlich. Das profitorientierte Ehepaar hat mit der Entscheidung fast alle gegen sich aufgebracht: die am Tourismus interessierte Gemeinde, die Künstler – und auch das treue Publikum.

 

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