Restituierte Werke von Schiele und Kokoschka bringen Millionen

Restituierte Werke von Schiele und Kokoschka bringen Millionen
"Dämmernde Stadt" erzielte 24,6 Mio. US-$, das "Bildnis Joseph de Montesquiou-Fezensac" setzte mit 20,4 Mio neuen Rekord

Allzuoft kommt es nicht mehr vor, dass große Meisterwerke der Wiener Moderne aufgrund von Restitutionen auf den Markt kommen. Die Aufarbeitung von Museumssammlungen ist zwar längst nicht abgeschlossen, prominente Stücke von Klimt, Schiele und Kokoschka, die in Folge des NS-Kunstraubs unrechtmäßig in den Museen hingen, waren jedoch meist die ersten, die untersucht und an Erben der einstigen Besitzer zurückgegeben wurden - und in der Folge für Sensationen am Auktionsmarkt sorgten.

Am Montag (Ortszeit) kamen bei Sotheby's New York dennoch zwei beachtenswerte Gemälde zur Versteigerung: Die "Dämmernde Stadt" von Egon Schiele, 1913 gemalt, stammt aus einer steirischen Familiensammlung, die sich zu einer Privatrestitution entschloss: Da sich das Kunstrückgabegesetz nur auf Bundesbesitz bezieht, können Privatleute bis heute nicht zu einer Restitution verpflichtet werden, die Familie tat es trotzdem. Bei der Auktion erzielte das Gemälde  24,6 Millionen US-Dollar (ca. 21,8 Mio. €) und damit das zweitbeste Ergebnis der Auktion hinter dem  Bild "Le Principe de Plaisir" ("Das Lustprinzip") von Rene Magritte (1917): Es brachte 26,8 Mio. US-$, ein neuer Rekord für den Künstler.

Das Schiele-Gemälde, das von Sotheby's auf einen Wert von 12 - 18 Milllionen US-Dollar (rund 10-15 Mio. Euro) geschätzt wurde, befand sich ursprünglich im Besitz der Wienerin Elsa Koditschek; sie hatte es bei der Schiele-Gedächtnisausstellung 1928 gekauft und hatte es in ihrem Hietzinger Haus hängen. 1940 zog in diesem Haus ein SS-Mann ein. Koditschek überlebte als U-Boot, zeitweise versteckte sie sich im Dachgeschoß des Hauses, in dessen Erdgeschoß der SS-Mann eingezogen war.

Das Schiele-Bild verkaufte eine ehemalige Mieterin jedoch 1942 ungefragt weiter. Es ging in weiterer Folge an Viktor Fogarassy, der mit einer Enkeltochter des Gründers des Grazer Kaufhauses "Kastner & Öhler" verheiratet war. Er besaß auch ein zweites, ähnliches Stadt-Bild von Schiele, das später an "Krone"-Herausgeber Hans Dichand und danach an den Augenarzt Rudolf Leopold ging.

Restituierte Werke von Schiele und Kokoschka bringen Millionen

Ein zweites prominentes Werk, das Bildnis des Grafen Joseph de Montesquiou-Fezensac von Oskar Kokoschka (1910), übertraf bei der Auktion den bisherigen Kokoschka-Rekord um das fünffache: Mit 20,4 Mio. US-$ (rund 18,1 Mio. €) näherte sich Kokoschka an das Preis-Level Schieles an. Das betreffende Gemälde war kürzlich aus dem Moderna Museet in Stockholm an die Erben des Kunsthändlers Alfred Flechtheim retourniert worden. Schweden hat keine mit Österreich vergleichbare Gesetzgebung für den Umgang mit NS-Raubgut, das Museum berief sich aber auf die "Washingtoner Prinzipien" von 1998, die eine faire und gerechte Lösung für die Wiedergutmachung des NS-Kunstraubs fordern.

Flechtheim, einer der zentralen Sammler und Händler für Werke von Künstlern wie Picasso und George Grosz im deutschen Sprachraum, war auch eines der frühesten und prominentesten  Opfer der NS-Kunstfeindlichkeit. Seine Galerie wurde 1933 arisiert, Flechtheim starb 1937 im Londoner Exil. Sein Großneffe bemüht sich nun um Wiedergutmachung. Auch ein zweites Bild der Auktion, Ernst Ludwig Kirchners "Soldatenbad", war aus dem New Yorker Guggenheim-Museum an den Erben restituiert worden. Es brachte 22 Mio. US-$ (19,5 Mio. €). Der Erbe will einen Teil davon wohltätigen Zwecken zukommen lassen.

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