Klage wegen Rufschädigung
Die Schottin Fiona Harvey gab an, dass Netflix sie fälschlich als vorbestrafte Verbrecherin dargestellt habe, die wegen Stalking im Gefängnis war. Sie dementiert, dem Autor sexuelle Gewalt angetan zu haben – wie es in der Serie zu sehen ist: Netflix habe „diese Lügen erzählt und nie aufgehört damit, weil das eine bessere Geschichte war als die Wahrheit, und bessere Geschichten machen mehr Geld.“
Harvey klagte wegen Rufschädigung, Fahrlässigkeit und Verletzung der Privatsphäre auf 170 Millionen Dollar (156 Millionen Euro).
Zwei Jahre drangsaliert
Nun hat sich Richard Gadd selbst zu Wort gemeldet, zumindest vor Gericht. Das Branchenmagazin Variety hat aus einer Stellungnahme des Autors zitiert. Er hatte Fiona Harvey 2014 im Pub, in dem er gearbeitet hat, kennengelernt. Sie habe nach ihrem ersten Treffen seine Dienstpläne im Pub auswendig gelernt und manchmal während seiner gesamten Schicht an der Bar gesessen. Da habe sie ihm Avancen gemacht und ihn körperlich bedrängt.
Zwei Jahre lang sei er von ihr belästigt worden und habe Tausende verstörende und sexuell eindeutige E-Mails, stundenlange Voicemails und handgeschriebene Briefe von ihr erhalten, überall habe sie nicht gespart an gewaltvollen, hasserfüllten und bedrohlichen Inhalten.
Angst vor Schlägen
„Ich hatte Angst“, schildert Gadd in dem Gerichtsakt. „Ich war in Panik und paranoid. Ich hatte schreckliche Angst davor, in U-Bahnen und Busse zu steigen, weil ich fürchtete, sie zu sehen. Ich mied Stadtteile, in denen ich sie treffen könnte. Ich hatte wirklich Sorge, dass sie mir oder meinen Eltern etwas antun könnte – vor allem meinen Eltern. Kurz gesagt, ihre Handlungen haben mein körperliches und vor allem mein mentales Wohlbefinden stark beeinträchtigt.“ Einmal hatte er erwähnt, dass er gelesen habe, sie hätte einen Politiker und seine Frau belästigt. Da habe sie ihn im Pub körperlich bedroht: „Ich hatte wirklich Angst, dass sie mich schlägt. Es war unangenehm, weil auch Gäste im Pub waren.“
Netflix hat als Zeugen auch den Geschäftsführer des betreffenden Pubs angeführt und Laura Wray, die Witwe des schottischen Politikers Jimmy Wray. Letztere berichtet, dass Harvey sie und ihre Familie fünf Jahre lang belästigt habe. Die Polizei habe ihnen nicht geholfen. Auch Gadd sei erst geraten worden, nichts zu unternehmen, das eskaliere die Situation nur. Eine Verwarnung der Polizei beendete freilich das Stalking nach zwei Jahren.
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