Der Schauplatz: angeblich Wien. Fünf „Mädels“ reiferen Alters spielen auf der Guckkastenbühne des Reichenauer Kurtheaters „Trivial Pursuit“ in der anzüglichen Version: Wie oft haben Pinguine Sex? Welcher Muskel ist der stärkste des Mannes? Sie reden vom „Poppen“, plaudern über Tinder und loben die Mjam-Lieferanten mit „Migrationsvordergrund“.
Eine von ihnen, Florence, wurde eben verlassen – nach 18 Ehejahren. Weil der Mann noch einmal Sex haben will in seinem Leben. Aber nicht er verlässt das Heim und die Kinder: Flo, eine auf Sauberkeit bedachte „Drama Queen“ mit Stil, hat zu gehen. Sie findet Unterschlupf bei Olive, die sich in ihrem Saustall (mit eisgrauen Haaren auf dem Boden des Bads nach der Intimrasur) pudelwohl fühlt.
Das kann nicht lange gut gehen. Die „Mädels“ müssen sich zwar nicht länger mit labbrigen Sandwiches begnügen, sondern werden individuell bekocht, aber Olive rastet aus, als Florence ihr ein Liebesabenteuer verpatzt.
Der Plot kommt einem seltsam bekannt vor. 1985, zwei Jahrzehnte nach der Uraufführung von „The Odd Couple“, schrieb Neil Simon eine „female version“, die sich auf Deutsch „Ein ungleiches Paar“ nennt. Abgeändert hat er kaum etwas. Denn das Handy war noch nicht erfunden. Bei den Festspielen Reichenau klingelt aber weiterhin das Festnetztelefon. Darüber kann man hinwegsehen – wie auch auf die kaum durchdachte Verortung nach Wien.
Angelika Hager ergänzte die Vorlage mit Anspielungen auch auf die österreichische Politik, die billigsten Witze aber haben überhandgenommen. Da braucht es keine Chauvinisten mehr, wenn sich die Frauen schonungslos in den Rücken fallen. Und das vierköpfige Leading Team, nur Männer, nutzt die aufgelegten Bälle, um jene der Lächerlichkeit preiszugeben.
„Putz-Eva-Braun“
Wenn ein Jammerlappen, in der Verfilmung aus 1968 von Jack Lemmon gespielt, einen Putzfimmel hat, ist das komisch; wenn aber heutzutage eine fürsorgliche Frau als „Putz-Eva-Braun“ denunziert wird, kann man nicht lachen.
Die Darstellerinnen agieren, wie ihnen befohlen: Die eine zeigt viel Bein, die andere zieht sich vor den Augen aller um. Fanny Stavjanik und Petra Morzé spielen um ihr Leben. Doch vergeblich: Mit diesem Reichenau unwürdigen Boulevard hat Intendantin Maria Happel alle Niveaus unterlaufen. Auch wenn man auf der Bühne ostentativ „Die Zeit“ liest.
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