Regisseur Hans Neuenfels: "Macht macht mies“

Regisseur Hans Neuenfels: "Macht macht mies“
Der Regie-Gigant über Mozarts „Entführung aus dem Serail“, Machtspiele und Butterbrote für Hunde.

Als Hans Neuenfels im Jahr 1998 Wolfgang Amadeus Mozarts Singspiel „Die Entführung aus dem Serail“ in Stuttgart auf die Bühne brachte, war die Aufregung teils noch groß. Denn Neuenfels doppelte alle Sänger mit Schauspielern, nur Bassa Selim bekam kein Alter Ego verpasst. Mittlerweile hat diese Produktion Kultstatus erlangt. Ab Montag ist sie in einer Art Weiterentwicklung auch an der Wiener Staatsoper zu erleben. Der Regie-Titan im Gespräch.

Herr Neuenfels, was hat sich an Ihrer Deutung im Laufe der Jahre weitentwickelt?

Hans Neuenfels: Das große Ganze ist geblieben, auch die Doppelbesetzungen, die Art an Mozart heranzugehen und die unglaubliche Tiefe und Vielschichtigkeit dieser Musik auszuloten. Die Details haben sich weiterentwickelt. Durch all die Spiegelungen entsteht ein ganz neues Gefühl, ein tieferes Durchdringen der Seelenlandschaften.

In der „Entführung“ geht es auch um den Gegensatz zwischen Orient und Okzident. Hatten Sie jemals den Gedanken, das Stück auf heutige Konflikte umzulegen?

Nein. Mozart zeichnet das Bild des Islam, so wie es damals war. Im Klischee und im Märchen. Aber durch die Tiefe der Musik räumt er mit allen Klischees ab, auch wenn er die im europäischen Sinn gewandelten Seelen zeigt.

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