Rebecca Nelsen: „Wir brauchen diese Wunder“

Rebecca Nelsen: „Wir brauchen diese Wunder“
Die US-amerikanische Sopranistin Rebecca Nelsen über die Premiere von Giacomo Puccinis „La rondine“ (am Mittwoch), über Donald Trump, das Schöne und die Moral.

Von Susanne Zobl

Ein Blick auf die Bilder von Giacomo Puccinis „La rondine“, der nächsten Premiere an der Wiener Volksoper, erklärt, warum die Sopranistin Rebecca Nelsen von dieser Produktion (Regie: Direktorin Lotte de Beer) schwärmt. Eine Gesellschaft wie aus einer Pariser Modezeitschrift des 19. Jahrhunderts ist da wie in einem Historienfilm gruppiert. „Eine der schönsten Produktionen, in denen ich in der letzten Zeit aufgetreten bin. Die Kostüme (Jorine van Beek, Anm.) stammen alle aus dem Fundus und trotzdem ist die Inszenierung modern, denn Lotte de Beer ist eine tolle Geschichtenerzählerin“, lobt Nelsen.

Die Geschichte ist eine Art „La Traviata“, gewürzt mit einer Prise „Fledermaus“. Nelsen verkörpert Lisette, die Zofe von Magda de Civry, einer jungen Pariserin, die sich vom Bankier Rambaldo aushalten lässt. Den verlässt sie für den jungen Ruggero, verrät ihm aber nichts von ihrer Vergangenheit. Bis er sie heiraten will, doch sie weiß, dass eine Ehe mit ihr seinem Ruf schaden würde. „Dieser Moralkodex hat die Menschen geprägt, der ist entscheidend für die Geschichte, daher ist es richtig, dass man die Handlung in der Zeit belässt, in der sie geschrieben ist. Würde man sie in die Gegenwart verlegen, würde die Geschichte nicht funktionieren“, erklärt Nelsen.

Der Text indes sei heute schwer erträglich, merkt sie an. Vor allem, wenn es um Standesunterschiede geht. Prunier verleugnet seine Lisette, also Nelsens Figur, weil es sich für einen Dichter nicht gehört, mit einer Dienstbotin zu verkehren. „Prunier tritt bei uns als Autor der Geschichte auf, aber Lotte dreht die Verhältnisse um“, verrät Nelsen. „Sie werden bei uns einen Kampf der Geschlechter erleben, an deren Ende die Frage steht, wer tatsächlich Autor des eigenen Lebens ist.“

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