„Raub“ (bis 27. Oktober) ist zweigeteilt: In der Dependance Judenplatz des Jüdischen Museums geht es um die Enteignungen jüdischen Kunstbesitzes ab dem März 1938 durch das NS-Regime und/oder „Ariseure“. Das JMW besitzt zwar geraubte Objekte und vernachlässigte in den letzten Jahren die Provenienzforschung; aber es ist, 1993 eröffnet, kein Täter.
Schau ohne Objekte
Und im Wien Museum am Karlsplatz, entstanden aus den Städtischen Sammlungen, führt man die „Einverleibung“ der abgepressten, gestohlenen, billig im Dorotheum oder sonst wo erworbenen Gegenstände vor Augen. Ausgestellt sind diese aber weder da noch dort: „Wir wollten die Abwesenheit zur Anwesenheit, den Entzug spürbar machen“, so Hannes Sulzenbacher, Chefkurator des JMW, beim Pressegespräch am Mittwoch.
Zusammen mit Gerhard Milchram vom Wien Museum, Mitherausgeber des Jubelbandes, entschloss er sich zu einer – laut Matti Bunzl, Direktor des Wien Museums, – „unkonventionellen“ Lösung: Am Judenplatz sieht man Videos von Patrick Topitschnig, in denen die ausgewählten Objekte fein säuberlich in Transportkisten eingepackt werden. Und im Sonderausstellungssaal des Wien Museums werden eben diese Preziosen wieder ausgepackt.
Über das Leid der Opfer – etwa Flucht oder Transport in die Vernichtungslager – beziehungsweise über die „Gier“ der Museumskuratoren (Sulzenbacher hätte dieses Wort als Titel fast treffender gefunden) erzählen die Videos gar nichts. Man wird daher auch nicht emotional ergriffen. Aber man darf sehr viel lesen: Im JMW den ersten, im Wien Museum den zweiten Teil jedes Falles. Zum Glück gibt es einen Katalog – mit durchgehenden Texten und vielen Filmstills. Ob diese Installation daher wirklich, wie Barbara Staudinger, die Direktorin des JMW, meint, ein Beispiel dafür ist, wie man den Holocaust anders erzählen kann?
Dargelegt werden bloß zwölf Fälle. In der Regel jene, in denen es – spät, aber doch – Restitutionen gab. Und in etlichen Fällen kaufte das Wien Museum die Objekte nach der Rückgabe von den Erben an. Diese ein- und auszupacken war daher nicht sonderlich aufwendig. Man erfährt auch so manches über die „Täter“, etwa über Julius Fargel. Der Neuigkeitswert hält sich aber in sehr bescheidenen Grenzen.
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