Ein Thema, das Preiss nicht erst bewegt, seitdem vor einem Jahr eine Influencerin den Deutschrapper Samra beschuldigte, sie vergewaltigt zu haben, und damit die Kampagne #deutschrapmetoo auslöste.
„Ich habe Sexismus nie so erlebt, dass ich davon traumatisiert oder stark belastet wäre“, erklärt Preiss. „Aber die Kleinigkeiten, die immer wieder passieren, häufen sich, und dann trägt man trotzdem seine Narben davon. Mir wurde halt bei der Arbeit im Studio immer wieder meine Meinung abgesprochen, gesagt, dass man Dinge nicht so machen kann, wie ich es will, und dass ich nichts davon verstehe.“
Mittlerweile hat sich Preiss ein Arbeitsumfeld geschaffen, in dem Derartiges nicht mehr vorkommt. Und sie hat Strategien entwickelt, das Problem an der Wurzel, nämlich bei den Männern, anzugehen.
„Oft ist den Männern gar nicht bewusst, wie verletzend ihr Verhalten ist“, sagt sie. „Und weil man psychologisch oft die Mauern hochfährt und in die Verteidigung geht, wenn man angegriffen wird, bringt es nichts, diese Leute zu beschimpfen und mit dem Finger auf sie zu zeigen. Deshalb bin ich lieber die, die lächelt und dann in eine Konversation geht. Wenn ich dann erzähle, wie es mir bei gewissen Verhaltensweisen geht, bringt das, glaube ich, viel mehr, als die Männer deshalb niederzumachen.“
Auch in Songs packt sie gerne derartige Botschaften. Zu einem Sound, der manchmal auch recht melancholisch nostalgische Beats und Gaming-Klänge mischt, rappt Preiss aber auch über Neider in der Wiener Szene („Bossbitch Anthem“), die Freude daran, die Ernsthaftigkeit zwischendurch auch hinter sich zu lassen, und über ihre Schulzeit und das damals nicht immer leichte Leben.
„Das erste Lied, das ich mit elf Jahren geschrieben habe, hieß ,I’m Alone In This World’. Jetzt lache ich darüber und denke: ,Eli, was hat dich damals nur so belastet?’ Aber ich habe mich in der Schule immer eingesperrt gefühlt. Ich habe deshalb in jungen Jahren schon in Tiefs gesteckt. Das ist aber auch genetisch: Depressionen gehen in meinem Familien-Stammbaum der weiblichen, bulgarischen Seite weit zurück. Ich habe aber auch immer schon den Weltschmerz gespürt.“
Preiss weiß, dass sie eigentlich in einer privilegierten Situation ist: „Ich lebe in Österreich und bin sicher. Gleichzeitig kann ich mich an diesem Glück nicht zu 100 Prozent erfreuen, wenn ich sehe, wie es auf der Welt zugeht. Ich muss schon immer wieder daran arbeiten, da die Balance zu finden. Daran, dass ich mich darauf zurückbringe, dass ich im Moment lebe und genieße, was ich habe, diese positive Energie in die Musik stecke und mit dem Negativen anders umgehe – auch, indem ich Texte darüber schreibe.“
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