Politisches Gezerre um Polens Biennale-Pavillon

Politisches Gezerre um Polens Biennale-Pavillon
Der während der Regierungszeit der rechten PiS-Partei ausgewählte Künstler fühlt sich nach dem Machtwechsel "gecancelt"

Der polnische Pavillion auf der Biennale in Venedig - nur einen Steinwurf von jenem Österreichs entfernt - war bei der letzten Auflage des Kunst-Events im Jahr 2022 der Favorit vieler Besucher, Kritiker und Kritikerinnen: Die Roma-Künstlerin Małgorzata Mirga-Tas hatte, mit klugen Referenzen auf einen Renaissancepalast in Ferrara und dessen Verarbeitung in einem Roman der Autorin Ali Smith, ein Gesamtkunstwerk geschaffen und dafür in Gemeinschaftsarbeit eindrucksvolle Wandteppiche gestaltet. Für die Biennale 2024 hatte man nun einen Künstler - Ignacy Czwartos - ausgewählt - und wieder ausgeladen. We das Art Newspaper berichtet, wittert dieser nun "Zensur" und macht den Regierungswechsel dafür verantwortlich. 

 Czwartos wollte sich unter dem Titel "Polish Practice in Tragedy. Between Germany and Russia" mit Polens Position im 20. Jahrhundert - zwischen Hitlerdeutschland und Stalins Sowjetunion - auseinandersetzen, hieß es. Das Programm schien den Verantwortlichen der Warschauer Zachęta-Nationalgalerie dann aber zu nahe an der Agenda der abgewählten Rechtsregierung unter der Partei "Recht und Gerechtigkeit" (PiS), berichtet das Art Newspaper. 

"Für uns war die Entscheidung, Ignacy Czwartos wie ein tragisches Endspiel nach acht Jahren der Rechtsregierung", gaben einige Mitglieder der Jury der Fachpublikation zu Protokoll. "Nach der offenen, transnationalen Kunst von Małgorzata Mirga-Tas bewegte man sich zu einer möglichst engstirnigen, ideologisch paranoiden und peinlichen Position". 

Cwartos hält dem entgegen, dass er in einem korrekten Prozess ausgewählt wurde und die Jury zu ihrer Entscheidung stehen solle.

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