Plácido Domingo: Der Gigant ist zurück

Plácido Domingo kehrt mit Verdi ins Theater an der Wien zurück.
Der Mann der Rekorde singt in Verdis "I due Foscari".

Er ist und bleibt der Mann der Rekorde. Kaum ein anderer Sänger hat so viele Partien in seinem Repertoire wie der Ausnahmekünstler Plácido Domingo. Wenn sich am 15. Jänner im Theater an der Wien der Vorhang zu Giuseppe Verdis Frühwerk „I due Foscari“ hebt, wird Domingo in seiner 140. Bühnenrolle zu erleben sein. Als alter, unglücklicher Doge Francesco Foscari, der aufgrund einer Intrige erst seinen Sohn, danach seine Macht und zuletzt sein Leben verliert.

Internationale Partner

Nach der eigens für Domingo komponierten Oper „Il postino“ (2010), bedeutet „I due Foscari“ die Rückkehr des Superstars an die Wienzeile. Regie führt bei dieser Koproduktion mit Los Angeles, London und Valencia der junge Amerikaner Thaddeus Strassberger; Los Angeles’ Musikchef James Conlon steht am Pult des ORF Radio-Symphonieorchesters Wien. In weiteren wichtigen Partien sind Arturo Chacón-Cruz, Davinia Rodriguez und (als Bösewicht) Roberto Tagliavini zu hören.

Domingo selbst hat sich mit dem venezianischen Dogen Francesco Foscari nicht nur eine weitere Bariton-Partie erarbeitet, sondern geht auch in anderer Hinsicht seinen Weg konsequent weiter. Er sehe es als seine Pflicht, sich auch für die unbekannteren Verdi-Opern einzusetzen, betont der Jahrhundertsänger immer wieder in Interviews.

Historische Personen

Und eher unbekannt ist das 1844 in Rom mäßig erfolgreich uraufgeführte Werk allemal. Eigentlich sollte Verdi eine Oper für den venezianischen Karneval schreiben; die Zensur lehnte seinen Vorschlag der „I due Foscari“ (nach einer Tragödie von Lord Byron) aber ab. Der Grund: Rücksichtnahme auf die Nachfahren der historischen Personen. Verdi komponierte daher für Venedig die Oper „Ernani“; „I due Foscari“ kam in Rom heraus. Librettist beider Werke ist Francesco Maria Piave, der auch die Texte zu „Rigoletto“, „La Traviata“ oder „La forza del destino“ verfassen sollte.

In musikalischer Hinsicht beschritt Verdi mit „I due Foscari“ teils neue Wege; mit der Figur des Francesco Foscari schuf er seine erste große Vaterfigur. Viele Jahre später sollte mit „Simone Boccanegra“ ein weiterer bekannter Doge folgen. Dieser aber lebte in Genua, und Domingo hat ihn schon höchst erfolgreich dargestellt.

Werk

Verdis „I due Foscari“ wurde 1844 in Rom uraufgeführt. Nach mäßigen Erfolgen konnte sich das Werk behaupten; im 20. und 21. Jahrhundert aber gab und gibt es wenige szenische Produktionen.

Inhalt

Francesco Foscari ist Doge in Venedig. Aufgrund einer Intrige wird sein Sohn Jacopo wegen eines angeblichen Mordes in die Verbannung geschickt. Dessen Gattin Lucrezia will mit ihm gehen. Jacopo stirbt auf der Galeere an Erschöpfung. Ein Brief, der seine Unschuld beweist, kommt zu spät. Francesco dankt daraufhin ab und stirbt aus Gram.

Premiere im Theater an der Wien am 15. Jänner. Reprisen am 18., 20., 23., 25. (ohne Plácido Domingo, dafür mit Louis Otey) sowie 27. Jänner. Beginn: jeweils 19 Uhr.

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