"Ich singe, um Spaß zu haben"

BILD zu OTS - Piotr Beczala
Startenor Piotr Beczala ist als Roméo an der Staatsoper zu erleben und verehrt Richard Tauber.

Eine Karriere wie diese gibt es heute kaum mehr: Vom Ensemblemitglied im Landestheater Linz auf die größten Opernbühnen der Welt: Piotr Beczala hat es geschafft. Der gebürtige Pole zählt zu den führenden Tenören der Gegenwart und ist ein Star ganz ohne Allüren. An der Wiener Staatsoper ist Beczala ab Freitag als Roméo in Charles Gounods „Roméo et Juliette“ zu hören. An seiner Seite: Die Sopranistin Sonya Yoncheva als Einspringerin für die schwangere Nino Machaidze. Am Pult wiederum steht eine echte Tenor-Legende: Plácido Domingo.

Blindes Vertrauen

„Ich freue mich sehr auf diese Aufführungen“, sagt Beczala im KURIER-Interview. „Denn ich mag diese Partie, sie liegt meiner Stimme. Und dass Plácido dirigiert, ist eine besondere Auszeichnung. Ich kenne ihn ja schon seit vielen Jahren und habe ihn auch schon oft als Dirigent erlebt. Etwa an der New Yorker MET. Plácido ist jemand, dem man als Sänger blind vertrauen kann.“

Spielt es für Beczala eine Rolle, dass Domingo über Jahrzehnte in so vielen Rollen Maßstäbe gesetzt hat? Lachend: „Natürlich. Plácido war und ist einer der Größten aller Zeiten. Aber wenn ich auf der Bühne stehe, und er dirigiert, blende ich den Tenor Domingo aus und konzentriere mich ganz auf den Dirigenten und meine Aufgaben. Denn das Publikum erwartet von mir zu Recht das Beste, und das will ich jeden Abend geben. Vor allem in Wien. Denn diese Stadt ist meine zweite Heimat. Meine Frau und ich haben jetzt eine Wohnung hier und werden allmählich zu echten Wienern“, so der perfekt deutsch sprechende Künstler.

Ideales Umfeld

Und was liebt Beczala so an Wien? „Alles! In welcher anderen Stadt gibt es schon drei Opernhäuser auf Top-Niveau. Dazu kommen noch der Musikverein, das Konzerthaus und die vielen anderen Musikveranstaltungen – für jeden Musiker ist Wien das ideale Lebensumfeld. Von der alltäglichen Lebensqualität einmal ganz abgesehen.“

Nach Wien aber geht es für Beczala direkt nach München, wo bei den dortigen Opernfestspielen ein Alfredo aus Verdis „La Traviata“ auf den lyrischen Tenor wartet. Bei den Salzburger Festspielen wird Beczala bei Verdis „Requiem“ mitwirken. Und dazwischen kommt noch „Klassik am Dom“ in Linz. „Ich habe so lange in Linz gelebt und dort viele Freunde gewonnen. Ich kommen immer gern in diese Stadt zurück.“ Außerdem: „Jetzt hat Linz dieses grandiose Musiktheater. Es war mir eine Ehre so ein Haus direkt nach der Ansprache des Bundespräsidenten eröffnen und als erster Sänger auf dieser Bühne stehen zu dürfen. Ich finde, das ist ein tolles Signal: Anderswo werden Opernhäuser zugesperrt oder sind in ihrer Existenz bedroht. In Österreich hingegen baut man ein neues Musiktheater. Das ist der richtige Weg.“

Größte Freude

Bei seinem „Klassik am Dom“-Konzert am 13. Juli hat Beczala Lieder im Gepäck, die sein Vorbild Richard Tauber einst gesungen hat. „Es bereitet mir größte Freude, diese Lieder in der Tradition von Tauber zu interpretieren. Das sind alles Meisterwerke, und Tauber war ein Gigant.“ Lieder wie „Ich küsse ihre Hand, Madame“, „Gern hab’ ich die Frau’n geküsst“ oder „Dein ist mein ganzes Herz“ hat Beczala auch auf CD (DG) eingespielt. Denn: „Ich singe auch, um Spaß haben. Und ich hoffe, dass sich dieser Spaß dann auf die Zuhörer überträgt.“

Echter Glücksfall

Nachsatz: „Dazu kommt, dass ich Operette liebe und nicht ganz verstehen kann, warum so viele meiner Kollegen einen großen Bogen um dieses Fach machen. Sicher: Operette ist oft schwieriger als Oper. Man muss singen, spielen und oft sogar tanzen können. Ich habe das alles glücklicherweise im Linzer Ensemble gelernt. Die richtige Initialzündung für meine Liebe zur Operette aber kam durch ein paar Konzerte, die ich mit Dirigent Christian Thielemann machen durfte. Thielemann ist ein echter Glücksfall für dieses Genre, denn er nimmt auch die Operette ernst. Und nur das, was man ernst nimmt, kann später auch Spaß bereiten.“

www.beczala.com

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