In die Stadt verliebt
Und so habe sie, erzählt Nickel-Dönicke, ihre Familie eingepackt: „Wir fahren jetzt nach St. Pölten und kucken uns dieses Theater an!“ Danach stellte sie fest: „Ich find’ die Größe des Hauses super, ich hab’ mich schnell in diese Stadt verliebt. Und wir haben entschieden, dass wir, wenn es mit der Bestellung klappt, nach St. Pölten ziehen.“
Zu Kassel habe sie zwar einen familiären Bezug gehabt, aber die Stadt liege „im Nirgendwo“. St. Pölten hingegen biete „tolle Möglichkeiten, eine der besten Theaterlandschaften der Welt kennenzulernen und Kontakte zu pflegen“. Da Nickel-Dönicke nirgendwo lange blieb, dürfte St. Pölten – wie bei Hering und Rötzer – wohl nur ein Sprungbrett sein.
Mit dabei sind ihre 13-jährige Tochter und ihr Ehemann, der Schauspieler Clemens Dönicke: „Wir sind seit 2016 verheiratet und gemeinsam am sechsten Haus. Er hat in die jeweiligen Ensembles gut reingepasst.“ In Kassel ist sie – wie davor in Oberhausen – die Chefin ihres Ehemanns. Ob sie das richtig findet in einem von der öffentlichen Hand finanzierten Haus? „Na klar, ich find das toll!“
Burgdirektor Stefan Bachmann hätte seine Frau Melanie Kretschmann gern fix engagiert, was aber vom Geschäftsführer der Bundestheater-Holding unterbunden wurde, weil die Schauspielerin das Ohr des Direktors im Ensemble sei. Nickel-Dönicke kontert, dass sie als Dramaturgin nicht für die Besetzungen zuständig sei. Und es sei noch nichts entschieden. „Ich kucke mir zunächst einmal die Altersstruktur an und werde dann ein paritätisches, diverses und altersdiverses Ensemble schaffen. Und dann werde ich sehen, ob mein 50-jähriger Mann reinpasst.“
Ein Schwerpunkt von Nickel-Dönicke ist die Dramatik Israels. In Kassel thematisierte sie in Produktionen u. a. die „Stimmung des nach 30 Jahren immer noch nicht zusammengewachsenen deutschen Volkes“ und den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Aber sie kenne sich sehr wohl mit österreichischer Dramatik aus, sagt sie: „Ich hab’ über Elfriede Jelinek meine Magisterarbeit geschrieben – und in Kassel gerade ,Kalkwerk‘ von Thomas Bernhard gemacht.“ Sie sei u. a. mit Ferdinand Schmalz und Anna Morawetz in Kontakt. Und sie will mit Edith Draxl zusammenarbeiten.
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