Doch mit Giulia Tofana hat das Stück "Aqua Tofana" von Ivana Sokola, 1995 in Hamburg geboren, rein gar nichts zu tun. Als Inspiration diente wohl eher, dass Frauen kürzlich eine Bewegung ins Leben riefen, die sich "MATGA" nennt - für "Make Aqua Tofana Great Again". Diese sei, so steht es in den Presseunterlagen, "ein Versuch, der zunehmenden Misogynie nach Trumps Wahlsieg mit Satire zu begegnen".
Aber auch darum geht es nicht in der Umsetzung des Stücks "Aqua Tofana", das sich als Hybrid zwischen griechischer Tragödie und schriller Revue mit Performance-Einlagen entpuppt: Ein Chor aus insgesamt neun Menschen, die als Frauen (und Furien) gelesen werden können, stimmt ein großes Klagelied an - über die herrschenden Zustände einer von Männern dominierten Welt. Und die gescheiterten Versuche, sich gegen die Unterdrückung zur Wehr zu setzen. In dieses feministische Lamento mischt sich auch Kritik am eigenen Geschlecht.
Die Handlung ist eher dürftig: Die Frauen haben sich in einer unterirdischen Höhle verkrochen. Aber dann keimt wieder die Wut. Und drei der Frauen (Shabnam Chamani, Julia Franz Richter und Lara Sienczak in knallroten Overalls) unternehmen eine Expedition an die Erdoberfläche. Diese bildet den langen Mittelteil: Das Trio wendet sich zumeist direkt ans Publikum. Zum Schluss kriechen die drei Wagemutigen wieder unter die Erde, um mit den anderen zu kuscheln. Und das Spiel beginnt von Neuem. Denn: "Die Wut - sie muss aus uns raus!" Der Kampf der Geschlechter: Er wird wohl nie enden.
Umgesetzt wurde das Ganze fulminant - von Regisseurin Jana Vetten und vor allem von Ausstatterin Camilla Hägebarth: Wie schon im letzten Jahr bei "Nestbeschmutzung" sorgt sie mit Lackfolie und grellen Lichtstimmungen für faszinierende Farbspiele. Als dominante, weise Oberpriesterin sitzt Musikerin Katarina Maria Trenk (aka KMT) an den Schalthebeln: Sie generiert nicht nur bedrohliche Elektroniksounds, sondern steuert auch mehrere Songs bei. Da wird es zwischendurch sogar einmal betont heiter. Zum Lachen gibt's allerdings ob des deprimierenden Befunds nicht viel.
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