"Parsifal" an der Staatsoper: Elina Garanča triumphiert als Kundry

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Günther Groissböck glänzt als Gurnemanz, Dirigent Alexander Soddy bleibt auf der sicheren Seite.

Am Schluss, wenn diese ganze Sache mit der Erlösung durchgespielt ist, wenn alle aus dem Gefängnis herausgefunden haben, sitzt Parsifal alleine da und verbirgt das Gesicht in seinen Händen, überwältigt von Traurigkeit. 

Denn in der aktuellen Inszenierung des wunderbaren Wagner-Werks an der Wiener Staatsoper wartet auf die Gralsritter, auf Gurnemanz und Kundry, kein hell leuchtendes heroisches Himmelreich. Der russische Regisseur Kirill Serebrennikov lässt Parsifal nur - mit existentiellem Einsatz, siehe Alexei Nawalny - eine Selbstverständlichkeit wiederherstellen, die nicht nur in Putins Russland akut bedroht ist, die Freiheit. 

Dass man das nur mit Hilfe der Männerfantasie - der heilige Speer! -  und einer Zeitreise in die eigene Jugend schafft, weist diese Freiheit als das aus, was sie heute für viele ist - ein Traumgespinst, eine Fantasie in der Strafkolonie.

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Die Inszenierung bleibt in der heurigen Spielserie, die am Donnerstag anhob und die nächste Woche von einem eigenen Parsifal-Symposium umrandet ist, eine inspirierende (im Idealfall zu Gedanken, im Normalfall zu Buhrufen) Herausforderung für die Wagnerianer. Aber auch inszenatorisch verschreckte Opernpuristen haben guten, nein: fantastischen Grund, in die Staatsoper zu pilgern. Dieser Grund heißt Elina Garanča.

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