Weitere Oscar-Panne sorgt für Aufregung
Nicht nur bei der Ehrung des besten Films unterlief den Oscar-Veranstaltern eine Panne: Im Gedenkvideo an die im vergangenen Jahr gestorbenen Menschen aus dem Filmbusiness haben die Produzenten US-Medienberichten zufolge ein Foto einer lebenden Frau verwendet.
Gedacht werden sollte der australischen Kostümdesignerin Janet Patterson, die viermal für einen Oscar nominiert und im vergangenen Oktober gestorben war. Das Bild neben ihrem Namen zeigte aber die Produzentin Jan Chapman, die häufig mit Patterson zusammengearbeitet hat - und lebt.
Die Vertauschung des Fotos habe sie "erschüttert", sagte Chapman dem Branchenmagazin Variety. "Ich lebe und mir geht es gut und ich bin immer noch aktive Produzentin."
Aniston & Co: Afterparty statt Oscar-Verleihung
Man kann es nicht anders sagen: Der 89. Oscar-Preisverteilung endete mit einem Debakel. Warren Beatty und Faye Dunaway verlesen den Oscar-Gewinner für den besten Film und verkünden: Der Sieger ist "La La Land". Doch offensichtlich wurden die Kuverts vertauscht. Und während sich die Produzenten von "La La Land" gerade weitschweifig für den Preis bedanken, bricht plötzlich Hektik aus. Und tatsächlich: Sie müssen ihre gerade erhaltene Gold-Statuette umgehend an die wahren Gewinner von "Moonlight" weiterreichen. In ihrer Haut möchte man nicht stecken.
Kein Oscar für "Toni Erdmann"
Wie das passieren konnten, wird die Oscar-Organisatoren noch länger beschäftigen (mehr dazu hier).
Sensationell jedenfalls der Umstand, dass das schwarze Schwulendrama "Moonlight" den großen Favoriten "La La Land", der mit 14 Nominierungen angetreten war, aus dem Feld schlug. Zumal Regisseur Barry Jenkins als Newcomer ins Rennen ging.
"La La Land" erhielt insgesamt sechs Oscars, darunter der 33-jährige Damien Chazelle als jüngster Mensch in der Geschichte für beste Regie. Bester Film ging, wie gesagt, mit Zeitverzögerung an "Moonlight" und erhielt insgesamt drei Oscars.
Die Oscar-Panne in voller Länge
Ende mit Paukenschlag
So endete eine etwas ereignislose Oscar-Verleihung doch mit einem ziemlichen Paukenschlag. Das im Vorfeld erwartete politische Trommel-Feuer an Anti-Trump-Kommentaren blieb aus. Zwar machte Moderator Jimmy Kimmel ein paar pflichtbewusste, bissige Anspielungen auf den von Hollywood ungeliebten Präsidenten ("Was? Schon zwei Stunden vergangen und noch immer kein Tweet von Trump?").
Klare Botschaft durch Abwesenheit
Doch die klarste Botschaft kam von dem iranischen Regisseur Asghar Farhadi. Er erhielt in Abwesenheit einen Auslands-Oscar für seinen Film "The Salesman" und ließ in einer Dankesbotschaft verlauten, dass er aus Solidarität mit jenen Menschen, denen die Einreise in die USA verweigert worden war, ebenfalls zu Hause blieb.
Maren Ades in derselben Kategorie nominierter "Toni Erdmann" ging also leer aus, ebenso wie die Grande Dame des französischen Kinos, Isabelle Huppert (Jimmy Kimmel: "Zum Glück hat sie der Heimatschutz ins Land gelassen"). Erstmals nominiert als beste Hauptdarstellerin für den Film "Elle", wurde Huppert schließlich von der netten jungen Emma Stone aus "La La Land" verdrängt. Im Zweifelsfall scheint sich die Academy dann doch immer für die jungen hübschen Frauen als Oscarpreisträgerinnen zu entscheiden, nicht für die verdienten älteren Ladys.
Dafür erhielt Casey Affleck einen Oscar als bester Hauptdarsteller in "Manchester by the Sea", worauf man auch kaum mehr zu hoffen gewagt hatte. Denzel Washington schien als Konkurrent einfach zu übermächtig – doch so kann man sich irren.
Diversitäts-Botschaft angekommen
Der Oscar-So-White-Vorwurf des letzten Jahres war der Academy offensichtlich ziemlich in die Knochen gefahren. Selten hat man so viele nicht-weiße und weibliche Menschen auf der Bühne gesehen – sowohl als Oscar-Präsentatoren, als auch als Gewinner – wie in diesem Jahr. Die Diversitäts-Botschaft ist heuer ziemlich angekommen und soll wahrscheinlich auch als Widerstand gegen Trump verstanden werden.
Die wichtigsten Auszeichnungen in Bildern:
Wahnsinnig lustig wurde es trotzdem nicht. Der eigentlich sehr schlagfertige Jimmy Kimmel gab sich redlich Mühe, ließ zur Musik vom Wallkürenritt Süßigkeiten von der Decke regnen und eine ahnungslose Touristengruppe in die Zeremonie hinein tappen. Am witzigsten waren seine kleinen Sticheleien gegen Matt Damon, die quasi als "running gag" durch die Show liefen und darin kulminierten, dass ihm Damon ein Bein stellte.
Im ORF wurde die Oscar-Nacht in einem Gespräch zwischen Alexander Horwath, dem Direktor des Österreichischen Filmmuseums und Kulturmoderatorin Clarissa Stadler bestritten. Letztere fand die Show offensichtlich auch nicht sehr unterhaltsam, denn sie machte dabei durchwegs den Eindruck, als würde sie jede Sekunde wegschlafen.
Bizarrer Fauxpas
Übrigens: Gleich am Anfang der Show hatte Kimmel gescherzt: "Wir haben keine Toleranz für Fake News. Wer den Namen 'Times' im Titel hat, bitte den Raum verlassen."
Dass die Fake News dann tatsächlich in Form eines falsch announcierten Oscar-Preisträgers stattfinden würden, war der bizarrste Moment der 89. Academy-Verleihung.
Trump hielt sich unterdessen während der gesamten Verleihung auf Twitter zurück und veröffentlichte kein einziges Posting. Anlass genug für Kimmel den US-Präsidenten im Rahmen der Show auf dem Kurznachrichtendienst keck anzuschreiben:
Kommentare