and the Oscar goes to... Der Live-Ticker zur Nachlese

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Alle Gewinner, alle Verlierer: Das waren die Oscars 2015

"Birdman" oder "Boyhood", Alejandro González Iñárritu oder Richard Linklater, Michael Keaton oder ein Duell der Briten Eddie Redmayne und Benedict Cumberbatch? Zum 87. Mal wurden in der Nacht auf Montag die wichtigsten Filmpreise der Welt vergeben. Wer am Ende bei den Oscars triumphierte, lesen Sie hier. Der KURIER berichtete live von der Oscar-Gala.

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Unser Fazit: "Grand Budapest Hotel" und "Birdman" holten je vier Oscars - wobei sich der Film von Wes Anderson mit den Oscars in Nebenkategorien zufrieden geben musste.

Der große Gewinner des Abends heißt demnach "Birdman". Alejandro González Iñárritu gelang ein unerwartet komischer Kommentar (Inarritu galt mit "Amores Perros" und "Babel" als Meister der schweren Kost) auf Hollywoods Blockbusterkino, der gekonnt mit dem Verhältnis zwischen Kunstanspruch und Kommerz spielt. Einzig, kleiner Wehrmutstropfen: Michael Keaton konnte sein Comeback nicht mit einem Oscar krönen. Der Brite Eddie Redmayne hatte hier mit seiner Darstellung von Stephen Hawking die besseren Karten. Auch Julianne Moore konnte mit einer Betroffenheitsrolle (erstmals) reüssieren. Sie würde für ihre Rolle als Alzheimer-kranke Frau in "Still Alice" ausgezeichnet.

Die Enttäuschung des Abends: "Boyhood". Sechs Mal nominiert, konnte einzig Patricia Arquette einen Oscar (als "Beste Nebendarstellerin") mit nach Hause nehmen.

Und die Show? Langatmig, pathetisch (Lady Gaga sang "Sound of Music"...), jedenfalls nicht lustig. Neil Patrick Harris blieb als Moderator farblos. Denkwürdige, vielleicht sogar skandalöse, Momente fehlten. Wobei: Dass er sich in Feinripp-Unterhose auf die Bühne im Dolby Theatre stellte, war tatsächlich ... na nennen wir es "mutig".

"Bester Film" wird "Birdman". Es ist der vierte Oscar der Komödie von Alejandro González Iñárritu. Und damit ist jetzt leider endgültig klar: "Boyhood" ist der Verlierer des Abends. Mehr als ein Oscar für Patricia Arquette ist sich am Ende nicht ausgegangen. Eine Enttäuschung.

Nach bald fünf Stunden kommen wir jetzt endlich zum wichtigsten Oscar des Abends, dem für den "Besten Film". Hier noch einmal alle Nominierten:

"Beste Hauptdarstellerin": Endlich! Julianne Moore. Beim vierten Anlauf hat's geklappt. Man merkt ihr die Erleichterung an.

"Bester Hauptdarsteller" 2015 ist Eddie Redmayne. Keine Überraschung, aber eine Enttäuschung. Wir hätten es Michael Keaton wirklich vergönnt. "Dieser Oscar gehört allen Menschen auf der ganzen Welt, die gegen ALS ankämpfen." Wir gehen jetzt mal nicht davon aus, dass er die Ice Bucket Challenger gemeint hat (falls doch: hier finden Sie ein Best of)

Nominiert als "Bester Hauptdarsteller" sind:

"Beste Regie": Alejandro González Iñárritu für "Birdman".

Iñárritu zeigte sich als guter Gewinner, seine erste Reaktion galt Konkurrent Richard Linklater. "Wahre Kunst, kann nicht verglichen werden. Der Wert unserer Arbeit wird erst die Zeit zeigen." Dass Linklater 12 Jahre in seinen Film "Boyhood" investiert hat, war der Academy (leider, wie wir finden) keinen Oscar wert.

Wir nähern uns dem Höhepunkt des Abends. Ben Affleck präsentiert die nominierten in der Kategorie beste Regie. Wer wofür nominiert ist:

"Bestes adaptiertes Drehbuch" geht an "The Imitation Game". Graham Moore hielt ein Plädoyer Offenheit und Toleranz.

"Bestes Originaldrehbuch"

Na bitte. Geht doch. Der Co-Favorit des Abends, "Birdman", gewinnt den zweiten Oscar.

Es wird wieder spannend. Das sind die Nominierten in der Kategorie "Bester Originaldrehbuch"

Birdman - Alejandro G. Iñárritu, Nicolás Giacobone, Alexander Dinelaris, Jr. & Armando Bó
BoyhoodRichard Linklater
FoxcatcherE. Max Frye und Dan Futterman
Grand Budapest Hotel Wes Anderson & Hugo Guinness
Nightcrawler – Dan Gilroy

"Beste Filmmusik"

Alexandre Desplas holt den vierten Oscar für "The Grand Budapest Hotel". Der Franzose war - und das ist wohl ein Novum - sogar zwei Mal in derselben Kategorie nominiert. Auch in "The Imitation Game" sorgte er für die musikalische Untermalung.

Hossa, Lady Gaga singt "Sound of Music" - und es funktioniert. Wer hätte gedacht, dass das die beste musikalische Einlage des Abends werden würde. Ganz ohne Ironie (und damit meinen wir auch die Performance).

Julie Andrews (präsentiert die "Beste Filmmusik") und die Österreich-Werbung dankens dem Popstar.

"Bester Filmsong" - "Selma", nur viele Kritiker zu unrecht nur für zwei Oscars nominiert, bekommt immerhin den Oscar für die "Beste Filmmusik". Ein Trostpreis für den Film über den Protestmarsch in der Stadt in Alabama, angeführt von Martin Luther King.

Und Kollege Temel hat die bisherige Performance von Neil Patrick Harris für uns zusammengefasst: "Der nackte Oscar-Moderator"

Ganz ehrlich, die Moderation von Neil Patrick Harris ist schon arg schaumgebremst. Aber: Es könnte schlimmer sein. 2011 moderierten James Franco und Anne Hathaway...

"Bester Dokumentarfilm" - geht, vollkommen verdient, an "Citizenfour". Regisseurin Laura Poitras dankte Edward Snowden "für seinen Mut" diese Geheimnisse an die Öffentlichkeit zu bringen. "Ich möchte aber auch anderen Whistleblowern und Journalisten danken."

Außerdem nominiert waren:

Finding Vivian MaierJohn Maloof, Charlie Siskel
Last Days in VietnamRory Kennedy, Keven McAlester
Das Salz der Erde (The Salt of the Earth) – Wim Wenders, Juliano Ribeiro Salgado, David Rosier
VirungaOrlando von Einsiedel, Joanna Natasegara

Wow. Auch der Oscar für "Bester Schnitt" geht an "Whiplash". Der Musikfilm (laut Regisseur Damien Chazelle ja eher ein Kriegsfilm) entwickelt sich zum Überraschungsfilm des Abends. Fünf Mal ist der Gewinner des Sundance Film Festivals nominiert, drei davon hat er sich somit schon sicher können.

"Wenn nur ein Mensch fehlt, wirkt die Welt so leer", heißt es einmal bei Joan Didion - und dieser Satz wurde dem Memoriam-Teil voran gestellt. Unter denen, die von uns gegangen sind - Mickey Rooney, Paul Mazursky, James Garner, Elizabeth Pena, James Rebhorn, Menahem Golan, Anita Ekberg, H.R. Giger, Louis Jourdan, Gordon Willis, Richard Attenborough, Andrew McLaglan, Robin Williams, Rod Taylor, Luise Rainer, Lauren Bacall, Eli Wallach, Alain Resnais, Bob Hoskins, Mike Nichols und leider noch sehr viele mehr.

"Beste Kamera" geht an "Birdman" - genauer gesagt an Emmanuel Lubezki, der letztes Jahr schon für "Gravity" ausgezeichnet worden war. Auch das ist keine Überraschung. Lubezkis Kamera scheint praktisch barrierelos: In "Gravity" schien sie völlig losgelöst durch den Weltall zu schweben; in "Birdman" sieht es so aus, als wäre der gesamte Film in nur einer Einstellung gedreht worden - was zwar nicht stimmt, aber eine frenetische Dynamik erzeugt.

Es geht weiter: Der Oscar für "Bestes Szenenbild" geht wieder an "Grand Budapest Hotel". Sieht so aus, als wäre der Film von Wes Anderson heute für die Nebenkategorien gebucht. Kein gutes Omen für die Hauptkategorien, oder?

Irgendwas hakt da. Auch der ORF kämpft mit Übertragungsproblemen. Nachdem bei ProSieben vorhin das Bild minutenlang ausgefallen war, gibt's jetzt Störtöne. Liegt's am Regen in L.A.?

Oscars, eine Veranstaltung weißer Männer für weiße Männer, die in Dankesreden dann ihren "lieben Ehefrauen" für ihre Geduld danken!

"Beste Nebendarstellerin"

Patricia Arquette gewinnt! Vollkommen verdient! Und, sehr sympathisch, sie nützt die kurze Zeit, die ihr in der Dankesrede zur Verfügung steht, um gleiche Rechte für Frauen zu fordern: "It's our time to have wage equality once and for all, and equal rights for women in the USA"

Jared Leto - letztes Jahr noch als Junkie in "Dallas Buyers Club" als "Bester Nebendarsteller" - ist inzwischen wieder zum Jesus-Hipster-Rockstar-Look zurückgekehrt. Er präsentiert den Oscar für die beste Nebendarstellerin. Nominiert sind:

Patricia ArquetteBoyhood
Laura DernDer große Trip – Wild
Keira KnightleyThe Imitation Game – Ein streng geheimes Leben
Emma StoneBirdman oder (Die unverhoffte Macht der Ahnungslosigkeit)
Meryl StreepInto the Woods

Bester Tonschnitt: "American Sniper" - da trifft es sich ja gut, dass Sienna Miller, die in dem Kriegsfilm die Ehefrau des Scharfschützen Chris Kyle spielte, den Oscar auch gleich präsentierte.

Der Oscar für den besten Ton geht an die 3,3 Millionen-Dollar-Produktion "Whiplash". Respekt.

Top: Barney Stinson, ähm, Neil Patrick Harris zitiert "Birdman" und stellt sich in Feinripp-Unterhose auf die Bühne: "Die Schauspielerei ist ein nobler Beruf."

Wir machen's kurz und schmerzlos: Bester Kurzfilm: The Phone CallMat Kirkby, James Lucas

Außerdem nominiert waren:
AyaOded Binnun, Mihal Brezis
Boogaloo and GrahamMichael Lennox, Ronan Blaney
Butter Lamp (La lampe au beurre de yak) – Hu Wei, Julien Féret
ParvanehTalkhon Hamzavi, Stefan Eichenberger

"Bester fremdsprachiger Film"

Der Oscar für den besten fremdsprachigen Film geht an IdaPolen (Regie: Paweł Pawlikowski). Auch das ist keine echte Überraschung. Es ist der zweite Oscar, der nach Polen geht, nachdem Roman Polanski "Knife in the Water" aus dem Jahr 1962 (!!).

Außerdem nominiert waren:

Leviathan (Левиафан) – Russland (Regie: Andrei Swjaginzew)
Tangerines (Mandariinid) – Estland, Georgien (Regie: Zaza Urušadze)
TimbuktuMauretanien (Regie: Abderrahmane Sissako)
Wild Tales – Jeder dreht mal durch! (Relatos salvajes) – Argentinien (Regie: Damián Szifron)

Es geht Schlag auf Schlag - "The Grand Budapest Hotel" gewinnt auch den Oscar für bestes Make-Up. In dieser Kategorie wäre übrigens auch der erfolgreichste Film des Jahres nominiert gewesen: "The Guardians of the Galaxy".

Ah, Jennifer Lopez hat doch nicht umsonst am Roten Teppich vorbeigeschaut... Sie präsentiert den Oscar für "Bestes Kostümdesign". Nominiert waren:

Grand Budapest HotelMilena Canonero
Inherent Vice – Natürliche MängelMark Bridges
Into the WoodsColleen Atwood
Maleficent – Die dunkle FeeAnna B. Sheppard, Jane Clive
Mr. Turner – Meister des LichtsJacqueline Durran

Kleiner Scherz von Oscar-Presenter Neil Patrick Harris: "In ,American Sniper' hat der Scharfschütze 160 Menschen erschossen. Harvey Weinstein würde dazu sagen: ,Das war ein Vormittag, an dem nichts geschehen ist." (Denn Harvey Weinstein, Produzent, ist bekannt für sein cholerisches Temperament und seinen Worcoholismus).

Sollten Sie gerade auf ProSieben schauen: Ätschipätschi. Dort sieht man im Moment nur ein Standbild... (dabei würden die Oscar-Gala dort ohne Übersetzung ausgestrahlt werden)... Schade.

Keine Überraschung in dieser Kategorie: J.K. Simmons galt schon im Vorfeld als absoluter Topfavorit.

Die Dankesrede gerät einigermaßen ungewöhnlich: "Kinder, liebt eure Mütter, liebt eure Väter", fordert Simmons. "Schreibt ihnen keine Emails, keine SMS, ruft sie an." Aaaha.

"Bester Nebendarsteller"

Die Preisverleihung beginnt: Es geht gleich los mit den besten Nebendarstellern. Nominiert sind:

Robert DuvallDer Richter – Recht oder Ehre
Ethan HawkeBoyhood
Edward NortonBirdman
Mark RuffaloFoxcatcher
J. K. SimmonsWhiplash

Noch ein kleiner Nachtrag aus unserer Vorberichterstattung zum "Großvater und der Filmpreisen" (© Seibel): Werden die Oscars tatsächlich immer Indie-lastiger? Wir haben uns hier unsere Gedanken dazu gemacht.

Haben wir schon gesagt, dass wir Neil Patrick Harris super finden? Der Mann moderiert heute die Oscars - und eröffnet gerade mit einem (erstaunlich lustigen) Musical-Film-Medley: Moving Pictures...

Genug des Fashion-Vorgeplänkels: Um 2.30 geht's jetzt wirklich los. 6 Minuten noch.

Wir lehnen uns jetzt mal aus dem Fenster und legen uns fest: Die "Beste Schauspielerin" 2015 trägt heute Weiß.

Was macht eigentlich Jennifer Lopez jetzt? Jetzt mal außer am Roten Teppich zu glänzen (das Kleid ist echt top).

Da werden jetzt einige Stylisten eine Extraschicht einlegen müssen. Es regnet in Los Angeles, und zwar ziemlich.

Auch hier fällt die Entscheidung leicht: Let's go, Julianne. Bei der vierten Nominierung sollte es jetzt endlich klappen.

Welche Kategorie fehlt? Ach ja, "Beste Schauspielerin". Es sei uns verziehen, die Damen waren dieses Jahr ja auch leider eindeutig im Schatten der Männer. Hier noch einmal zur Erinnerung, wer denn überhaupt nominiert ist:

In unserem Oscar-Orakel können Sie nachlesen, welche Filme, Regisseure und Schauspieler - basierend auf den durchschnittlichen Quoten der Wettanbieter - als Favoriten in die heutige Nacht gehen.

Bevor es jetzt dann gleich losgeht, wagen wir noch einmal eine persönliche Einschätzung:
Bester Film: Wir sind uns einig: "Birdman" wird das Rennen machen (wobei sich Alexandra Seibel ja eigentlich "Boyhood" wünschen würde).
Bester Regisseur: Das wird eine harmonische Nacht. Auch hier sind wir (Cheftickerant Oberascher, Chefanalyst Peter Temel und Chefkritikerin Alexandra Seibel) uns einig: Richard Linklater wird als "Bester Regisseur" ausgezeichnet.
Bester Schauspieler: Michael Keaton oder Eddie Redmayne. Wir können uns nicht entscheiden. Wen wir vermissen: Joaquin Phoenix. Für "Inherent Vice" hätte er zumindest eine Nominierung verdient gehabt!

Wir grüßen die Besucher der KURIER-Filmnacht im Cinecenter am Fleischmarkt. Wir sind nämlich (natürlich) nicht die einzigen, die heute eine Nachtschicht einlegen. Unsere Kollegen von film.at werden uns die ganze Nacht über mit Eindrücken und Einschätzungen der Besucher versorgen.

Noch ein Hinweis in eigener Sache: In unserem Oscar-Special finden Sie aktuelle Prognosen, Favoriten und die Kritiken zu den nominierten Filmen.

ORFeins startet erst um 1.30 Uhr mit der Übertragung aus dem Dolby Theatre - bei ProSieben sehen sie jetzt schon erste Eindrück vom Red Carpet - und bei uns gibt es zur Einstimmung noch einmal alle Nominierten im Überblick:

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